Ebersberg:Der Countdown läuft

Ebersberg: Ein Alien zum Liebhaben, nicht nur für Beni Michael.

Ein Alien zum Liebhaben, nicht nur für Beni Michael.

(Foto: Christian Endt)

Der Aufbau der Ebersberger Kulturtage in der Volksfesthalle geht in die heiße Phase. Die Saaldeko entführt das Publikum in den Weltraum, auch kommt Besuch von einer fernen Galaxie.

Von Johannes Hirschlach, Ebersberg

Es brummt der Akkuschrauber, es kreischt die Säge. Der Geruch nach lackiertem Holz liegt in der Luft. Am Boden liegen verstreut Folienreste, meterlange Kabelstränge und große Kisten. Beni Michael steht in dem Sammelsurium zu seinen Füßen und lässt den Blick durch den Saal der Volksfesthalle schweifen.

Am Freitag werden auf der großen Bühne am Ende der Halle, wo gerade noch Limoflasche und Werkzeugset herumstehen, die DJs Julian Wassermann und H.B.C. die Ebersberger Kulturtage eröffnen. Bis zu diesem Augenblick steht noch viel auf Michaels To-Do-Liste. Der Geschäftsführer des Ebersberger Kreisjugendrings (KJR) ist mit seinem Team seit Tagen mit dem Aufbau der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltungsreihe beschäftigt. Etwa 30 ehrenamtliche Helfer verlegen Kabel mit faustdicken Steckern, verkleiden die Bühnenelemente und dekorieren die Halle dem Anlass entsprechend.

Bis jetzt läuft für den 25-Jährigen mit der modisch nach hinten gesteckten Frisur alles wie geschmiert: "Wir liegen super im Zeitplan!", sagt er erfreut. Dazu tragen auch die jungen Unterstützer aus den Jugendzentren des Landkreises bei. Vom Alter zwischen 14 und 40 zögen alle Helfer an einem Strang, um den Terminplan einzuhalten. Auch etliche Asylbewerber aus den Ebersberger Unterkünften beteiligen sich fleißig an den Arbeiten. "Wir haben viel Werbung gemacht, damit uns die Leute helfen", sagt Michael. "Beim Aufbau mit anpacken, bei der Planung eigene Ideen umsetzen", sagt er, sei ebenso Teil der Kulturtage wie die acht Tage Ausnahmezustand.

Konkurrenz zum Wirtshaus

Seit zehn Jahren läuft das Projekt unter Federführung des KJR. "Mit dem Programm versuchen wir immer, den Nerv der Zeit zu treffen", sagt der KJR-Vorsitzende Daniel Hitzke, der den Aufbau ebenfalls tatkräftig unterstützt. Dennoch seien die Veranstaltungen nicht explizit auf junges Publikum ausgelegt. Ob Kabarett, Lesung oder Konzertreihen quer durch alle Musikstile - "die Hoffnung ist, dass die Leute an diesen Abenden lieber zu uns als ins Wirtshaus gehen", sagt Hitzke schelmisch.

Ebersberg: Vor das außerirdische Vergnügen haben die Götter das Bohren und Schrauben gesetzt.

Vor das außerirdische Vergnügen haben die Götter das Bohren und Schrauben gesetzt.

(Foto: Christian Endt)

Ein lautes Rasseln schallt durch den Saal. Hitzke wirft einen Blick ins Gebälk. In der Mitte der Halle hängt eine gigantische Konstruktion aus Hasendraht einen Meter über dem Boden. Zwei Helferinnen umwickeln die Drahtgitter gerade mit dutzenden Rollen Alufolie. Ein Ufo soll es werden, verrät Beni Michael. Dieses werde später, von starken Ketten gehalten, über den Köpfen der Feierwütigen schweben. Noch braucht man ein wenig Fantasie, um in der monströsen, silbrig-glänzenden Schüssel besagtes Flugobjekt zu erkennen.

Der noch am Boden liegende Plüsch-Alien lässt jedoch keinen Zweifel aufkommen, dass das Ufo später eindeutig als solches identifizierbar sein wird. Die Idee für die Deko entstand durch einen Zufall, erklärt Michael. Auf einem Entwurf für die Flyer der Kulturtage wurde die Volksfesthalle von einem Lichtschein beleuchtet gezeigt. "Der Strahl musste aber irgendwo her kommen, also haben wir ein Ufo dazugesetzt", sagt er. Das Design habe dann auf die gesamte Gestaltung abgefärbt. Weiterer Weltraumschmuck ist geplant. "Das bleibt aber noch eine Überraschung", sagt Michael.

Ein Großteil des Programms ist kostenlos

Ebersberg: Anlässlich der Kulturtage des KJR erhält die Volksfesthalle ein wenig Sternenglanz.

Anlässlich der Kulturtage des KJR erhält die Volksfesthalle ein wenig Sternenglanz.

(Foto: Christian Endt)

Für den KJR zahlt sich der arbeitsintensive Aufbau aus. "Wir müssen während der Kulturtage fast keine Umbauten durchführen", sagt Michael. Lediglich die Bestuhlung müsse man je nach Veranstaltung anpassen. Schwarze Vorhänge, die von der Decke baumeln, bilden im Saal für die einzelnen Auftritte eine optische Trennung.

Im Nebenraum der Volksfesthalle ist der Künstler Bakary Sarr in seinem Element. Der Senegalese sprüht mit Spraydosen knallbunte Lettern auf dünne Spanplatten. "K" und "U" für "Kulturtage" prangen bereits auf dem ersten Holzteil, das die Helfer später auf der 12 Meter langen Bar anbringen wollen. Wenn von Freitag an die Getränke über den Tresen wandern, kommt dies dem KJR zugute.

"Wir bieten einen Großteil des Programms umsonst an", sagt Michael. Um dennoch die Gagen der Künstler zu finanzieren, seien Getränkeverkauf und Sponsoren eine wichtige Stütze. Nur die Konzerte am Wochenende kosten Eintritt, "den sich die Jugendlichen auch leisten können", sagt Michael. Einen besonderen Vorteil habe es, als KJR ein Träger der Jugendhilfe zu sein. "So dürfen bei uns schon 14-Jährige bis 24 Uhr bleiben."

Während das Ufo nach unzähligen Bahnen Alufolie langsam Gestalt annimmt, schlendert Michael zur kleinen Bühne. Dort machen sich seine Kollegen gerade an die Ummantelung einiger Metallstangen. Der Akkubohrer summt, als Schraube für Schraube durch die Holzplatten dringt. Kabel wandern in die Zwischenräume. Schließlich sind die Kabelbinder alle. Bis der Nachschub kommt, herrscht Stillstand. Spätestens Freitag um 19 Uhr ist dann erst mal Schluss mit spontanen Pausen. Dann ziehen alle Beteiligten mit Blasmusik und "Wumms" in die Volksfesthalle ein und bringen Ebersberg zum Tanzen.

Eröffnung der Kulturtage ist Freitag, 9. September, 17.30 Uhr, auf dem Ebersberger Marienplatz. Um 21 Uhr veranstaltet der Verein "Jüngste Kultur" einen Tanztreff mit H.B.C. und Julian Wassermann.

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