Ebersberg:Demut siegt, Gewalt verliert

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Kunstgenuss und Sinnsuche verbindet Peter Fischer, Helmut Zunhammer und Anton Prestele, hier in der Galerie des Ebersberger Kunstvereins. (Foto: Hinz-Rosin)

Philosophisch-künstlerische Performance in der Alten Brennerei in Ebersberg

Nicht nur unter gläubigen Menschen gilt Demut als Tugend. Die Bereitschaft, etwas Unabänderliches hinzunehmen und sich selbst zurückzunehmen, mit einem Wort: sich einem höheren Wesen oder Ziel zu beugen. In einer Gesellschaft allerdings, die dem Menschen Selbstoptimierung auferlegt, scheint Demut ein Widerspruch zum Zeitgeist zu sein. Dennoch - oder gerade deshalb - erlebt der Begriff momentan eine Renaissance: Was auch immer schief geht, wer auch immer Steuern hinterzogen, ein wichtiges Fußballspiel verloren oder den Mund zu voll genommen hat, erklärt lauthals, sich nunmehr in Demut üben zu wollen.

"Der Apfel der Erkenntnis - Demut ist des Pudels Kern" lautet der Titel einer Performance, die am Wochenende zwei Mal in der Alten Brennerei in Ebersberg zu sehen und erleben ist. Die Uraufführung fand Ende Juli in der Galerie Kok in Eglharting statt. Drei Künstler haben sich für das einmalige Projekt zusammengetan: der Münchner Komponist Anton Prestele, der Maler Helmut Zunhammer aus Bad Tölz sowie Peter Fischer von der Galerie Kok als Autor und Dramaturg.

Die Veranstaltung soll alle Sinne ansprechen, sagt Fischer: Musik, Bilder, Skulpturen, Videos und literarische Zitate werden miteinander verschmolzen. Neben dem Kunstgenuss stehen Sinnsuche und Reflexion. In der Aufführung soll gezeigt werden, wie sich der Sinngehalt des Begriffs Demut verändert hat, welche Funktion er hat in einer Welt voller Überfluss und Individualisierung. Anlass zu dem Projekt war, wie Fischer sagt, sein Vortrag zum Thema "Demut - Zeitgemäße Tugend oder Sklavenmoral?" im Jahr 2013. Mit Zunhammer und Prestele habe sich daraus ein intensiver Gedankenaustausch entwickelt.

Zunhammer nähert sich dem Thema über den Apfel als Symbol der Erkenntnis und der Sünde. Er gestaltet daraus Bilder, Objekte und Installationen, die auch als Klangkörper genutzt werden. Anton Prestele ist musikalischer und rezitativer Darsteller der Inszenierung. Er stellte Texte über Sinnsuche und Scheitern zusammen, zum Beispiel von Heiner Müller oder Bohumil Hrabal, komponierte das Werk "Kampf und Kontemplation" und gestaltete begleitende Filmsequenzen. Seine Frau Edeltraud Prestele hat das frühchristliche "Wessobrunner Gebet" eingesungen, das ebenfalls erklingen wird. Peter und Veronika Fischer gestalteten Konzept und Grafik. "Weichheit und Schwäche sind Gesellen des Lebens, Festigkeit und Stärke sind Gesellen des Todes" heißt es bei dem taoistischen Philosophen Liä Dsi. Der Spruch ist Motto des Projekts.

"Der Apfel der Erkenntnis - Demut ist des Pudels Kern": am Freitag und Samstag, 6. und 7. November, 19 bis 21 Uhr, in der Alten Brennerei Ebersberg. Sitzplätze reservieren kann man bei peterfischerdipling@kabelmail.de, soloartbureau@t-online.de und telefonisch unter (08091) 47 66. Am Sonntag, 8. November, findet von 14 bis 18 Uhr ein Künstlergespräch statt. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 05.11.2015 / bae - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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