Ebersberg:Danke für das schöne Geräusch

Ebersberg: Sehr vielseitig und ein bisschen verrückt sind die Auftritte der Band "Pam Pam Ida", die hier im Alten Kino eine Runde Obertongesang einlegen.

Sehr vielseitig und ein bisschen verrückt sind die Auftritte der Band "Pam Pam Ida", die hier im Alten Kino eine Runde Obertongesang einlegen.

(Foto: Christian Endt)

"Pam Pam Ida" überzeugen mit einem wilden Spektakel an Musik

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Was sechs Musiker am Samstagabend auf der Bühne im Ebersberger Alten Kino unter dem Titel "Altmodisch" live präsentieren, ist alles, nur nicht altmodisch: Der Sänger und Kopf der Band Andi Eckert greift zur Blockflöte, während von hinten die elektronischen Klänge des Synthesizers den Rhythmus vorgeben. Mal spielt Eckert Gitarre, mal Tenorhorn, dann wieder Block- und Altflöte, oder er singt und schreit und lacht ins Mikrofon und wechselt auch gerne einmal ans Keyboard, wenn der eigentlich zuständige Mann gerade am Saxofon oder Akkordeon, an der Posaune oder der Tuba sein Können zeigt. Es ist wild und laut, witzig und bunt, leise und melancholisch und ganz wie der Bandname klingt: Pam Pam Ida - ein bisschen verrückt eben.

So bedankt sich Eckert nach dem ersten Lied bei dem klatschenden und begeistert johlenden Publikum für dieses "schöne Geräusch". Etwas später schließen die Männer mit den bunten breiten Krawatten, Hemden und Westen, Leinenhosen und viel zu weiten Anzügen bei einem Lied die Augen, breiten die Arme aus und stimmen in einen Obertongesang ein. Ein dröhnendes "aaahm" und "ooohm" erfüllt das Alte Kino. Der 29-jährige Eckert erklärt noch das eigentlich wichtige beim Obertonsingen, nämlich "dass man das Weiße von den Augen sieht", bevor er selbst in den Singsang mit einstimmt und bittet: "Ich brauch' einmal ganz viel Geld, damit ich mir einen Audi A8 leisten kann und mir alle nachschauen, wenn ich mir in Ebersberg ein Eis kaufen möchte."

Man braucht kein Experte zu sein, um Eckerts Sarkasmus zu bemerken, sowohl in seinen Texten als auch in seinen Worten zwischen den einzelnen Liedern. An einer Stelle erwähnt er den schrecklichen Giftgasanschlag in Syrien, dem in der vergangenen Woche mehrere Dutzend Menschen zum Opfer fielen. "Aber das ist mir eigentlich wurscht, das betrifft mich ja gar nicht", lautet Eckerts Fazit. Er interessiere sich stattdessen lieber für den eigenen Kater, der seit kurzem mit einer seltsamen Lebensmittelunverträglichkeit zu kämpfen hat und das gewohnte Trockenfutter nicht mehr verträgt.

Der Widerspruch in sich ist das tragende Element, ist, was Pam Pam Ida ausmacht: Der bittere Tonfall des 29-jährigen Sängers lässt das Publikum immer wieder kurzzeitig irritiert im Lachen verstummen. Kurz darauf klatschen, wippen und johlen die Gäste wieder im Takt der treibenden Musik mit. Es sind die vielen volkstümlichen Instrumente, die die Band in harmonischen Einklang mit elektronischen Beats und harten Bass- und Schlagzeuglinien bringen. Oder das Lied "Vaterland", in dem sich Eckert klar gegen Fremdenfeindlichkeit wendet und von "Negern und Moslems" singt. Ganz leicht sieht es aus, wie Eckert den Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu einer klugen Einheit zusammenschnürt, zwischen Zynismus und Albernheit, zwischen Alt und Neu.

Im Moment arbeiten die Männer an ihrem ersten Album, das noch in diesem Sommer erscheinen wird. Bis dahin verkaufen sie ihre EP "Altmodisch" in Kassettenform auf ihren Konzerten inklusive einem Downloadcode. Die Kassetten überspielen sie selbst und die Rekorder dazu laufen nachts durch, damit sie für das nächste Konzert genügend Exemplare beisammen haben. "Und die Leute kaufen das tatsächlich", staunt Eckert. Nach dem Konzert in Ebersberg waren nur Minuten später alle Kassetten ausverkauft. "Die haben wirklich einen Vogel!"

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