Patenschaften für Familien:Damit es nicht zur Krise kommt

Patenschaften für Familien: Michael Nerreter vom Kinderschutzbund und Jugendamtsleiter Christian Salberg erläutern Landrat Robert Niedergesäß (v. l.) die Aufgaben der Familienpaten.

Michael Nerreter vom Kinderschutzbund und Jugendamtsleiter Christian Salberg erläutern Landrat Robert Niedergesäß (v. l.) die Aufgaben der Familienpaten.

(Foto: Christian Endt)

Der Kinderschutzbund Ebersberg stiftet Patenschaften zwischen engagierten Freiwilligen und Familien, die Unterstützung brauchen. Die Bilanz nach fünf Jahren fällt positiv aus.

Von Serafine Dinkel, Ebersberg

Unterstützung für Familien - Hilfe zur Selbsthilfe: Getreu dieser Leitlinie wurden seit Beginn des Patenprogramms des Kinderschutzbundes Ebersberg bereits über 130 Familien von ehrenamtlichen Familienpaten betreut. Zum fünfjährigen Bestehen lud der Kinderschutzbund Paten und Familien zu einem großen Fest und die Kinder zu einer interaktiven Spielerallye ein.

Familienpaten werden vom Kinderschutzbund auf Initiative des Jugendamtes vermittelt. In der Regel verbringen sie etwa zwei Stunden pro Woche mit ihrem Schützling. Womit genau diese Zeit verbracht wird, hängt vom individuellen Fall ab. Paten übernehmen die "alltagspraktische Leitung" in Familien in schwierigen Situationen, so Jugendamtsleiter Christian Salberg. Manche brauchen Hilfe bei den Hausaufgaben, andere werden zum Sport oder zu Behördengängen begleitet. Denn wenn die Eltern kein Deutsch sprechen, bleiben solche Aufgaben auch mal an den Kindern hängen.

Struktur und Normalität vermitteln

Durch regelmäßige Treffen soll Struktur und Normalität im Leben der Kinder geschaffen werden. "Ein Ansprechpartner, eine Kontaktperson außerhalb der Familie" mache oft einen großen Unterschied, so Salberg. Patenschaften sollen präventiv wirken und angespannte Situationen beruhigen, so der Vorsitzende des Kinderschutzbundes Michael Nerreter. Die Paten leisten "niederschwellige" Arbeit. Nichts soll gegen den Willen der Familie geschehen. "Sonst kann es sein, dass das Programm abgebrochen wird", sagt ein Ehrenamtlicher. Pate werden kann nur, wer an einer 40-tägigen Schulung teilgenommen hat. Auf dem Programm unter anderem: Abstand halten zu internen Familienangelegenheiten.

Heutzutage gleite man immer leichter ins gesellschaftliche Abseits ab, so Salberg, daher sei verantwortungsvolles Engagement umso wichtiger. Kinder müssten entsprechend dem Postulat "Kein Talent darf verloren gehen" unterstützt werden. "Für mich sind Familienpaten ein Erfolg", fasst es der Zweite Bürgermeister Toni Ried pragmatischer zusammen. Das kann eine junge alleinstehende Mutter bestätigen: "Hätte es das Angebot nicht gegeben, wäre ich vor einem echten Problem gestanden."

Der Kinderschutzbund hat gut ausgewählt

Sie hatte sich mit der Bitte um Unterstützung ans Jugendamt gewandt. So wurde ihr eine Patin zugeteilt, die sich einmal in der Woche um ihr einjähriges Kind kümmert - eine große Entlastung. Aussuchen habe sie sich die Unterstützerin zwar nicht können, doch der Kinderschutzbund habe gut gewählt. "Die Chemie muss schon stimmen", sagt sie, das Vertrauensverhältnis sei wichtig. Schließlich sei als Mutter Überwindung erforderlich, um das Kind einer Fremden zu überlassen. Einen großen Unterschied mache es ihrer Ansicht nach aber, ob die Familien aktiv um Unterstützung gebeten haben oder die Patenschaft Auflage des Jugendamtes sei.

Größte Herausforderung an die Paten ist, Distanz zu halten. "Man darf sich nicht hineinziehen lassen", so eine Teilnehmerin. Daher gibt es Austauschtreffen mit anderen Paten und der Vereinsleitung. "Carola Darchinger leistet da wirklich großartige Arbeit", sagt die Patin. Die Besprechungen seien sehr hilfreich. Sie selbst hat drei Jahre lang einen Jungen betreut, der gerade neu in den Landkreis gezogen war. Ihre Aufgabe war dessen Integration: Mit Begleitung zum Fußballtraining und zum Schwimmkurs ist ihr diese recht gut gelungen. Als einziges Manko des Programms sieht sie dessen relativ kurzfristige Ausrichtung: Normalerweise soll eine Patenschaft zwei Jahre dauern. Ihr Patenkind sei zwar mittlerweile neun Jahre alt, dies sei aber kein Alter, in dem er "aus dem Gröbsten heraus sei". Vom Sinn des Programms ist sie dennoch überzeugt: Im Herbst übernimmt sie die nächste Patenschaft.

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