Ebersberg:Blut-Reserven werden knapp

Wegen Spendermangel hat das Rote Kreuz einen Hilferuf gestartet

Von Antonia Heil, Ebersberg

Wer in den nächsten Tagen in der Ebersberger Kreisklinik operiert wird, braucht sich keine Sorgen zu machen, dass das Blut ausgeht, noch nicht. Demnächst könnte sich das schlagartig ändern, denn bundesweit gibt es fast keine Blutkonserven mehr. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat daher einen Hilferuf gestartet: Wer die Internetseite www.blutspendedienst.com aufruft, wird von einem blutroten Banner empfangen, das deutlich macht: Es geht hier ums Überleben. In den Krankenhäusern fehlt es an Blutbeuteln. "In einigen Kliniken mussten schon Operationstermine verschoben werden", sagt Stefanie Sklarzik vom Blutspendedienst des BRK. "Im Moment haben wir hier wirklich gar keine Reserven mehr. Normalerweise reichen die für bis zu fünf Tage." Die 2000 Blutkonserven, die man täglich in Bayern brauche, könne das BRK nicht mehr aufbringen, sagt sie. In der Kreisklini reicht das Blut zwar noch. "Aber wir wirtschaften ohnehin immer sehr knapp", sagt Peter Lemberger, Chefarzt in der Anästhesie. Gerade die Konserven mit der Blutgruppe 00, Rhesus negativ würden häufig gebraucht, weil die für die meisten Patienten zutreffe.

"Wenn da nichts nachkommt, sieht es schlecht aus." Die Knappheit hat keine eindeutig auszumachende Ursache, viele verschiedene Umstände sorgten dafür, dass das Blut langsam zur Neige geht. Generell ist der Sommer schwierig, und in diesem Jahr ganz besonders, sagt Sklarzik. "Das hat schon mit der Fußball-Europameisterschaft angefangen. Da sind die Leute lieber zum Public Viewing gegangen als zu uns zum Blutspenden." Und danach ging es auch schon los mit der Urlaubssaison. Das bedeute einerseits, so Sklarzik, dass einfach weniger Spender anwesend seien. Andererseits führen viele auch in Urlaubsgebiete, in denen das Risiko besteht, Erreger ins Blut zu bekommen. "Wenn man zum Beispiel nach Thailand gereist ist, darf man danach sechs Monate lang kein Blut mehr abgeben." Dazu kommt, dass die meisten Menschen die letzten sommerlich warmen Tage des Jahres lieber am See verbringen".

"Natürlich wären wir jetzt gerne überall, um uns anzubieten und Blutkonserven zu sammeln", erklärt Sklarzik weiter. "Unser Team ist zurzeit jeden Tag fast rund um die Uhr im Einsatz. Alle Gebiete können wir nicht abdecken, dafür haben wir einfach nicht die personellen Kapazitäten." Deswegen ist es auch kaum möglich, jetzt, da Not herrscht, weitere Spendetermine auf die Schnelle zu organisieren. "Zurzeit treffen bei uns viele Anfragen von Menschen ein, die gerne spenden wollen, an deren Wohnort wir zurzeit aber nichts anbieten können", sagt Sklarzik mit Bedauern. Auch im Landkreis Ebersberg sind die nächsten Termine erst im Oktober: Am 7. Oktober in Markt Schwaben, am 14. Oktober in Poing und am 25. Oktober in Grafing. Deswegen schlägt Sklarzik vor, auf der Webseite www.blutspendedienst.com seinen Wohnort einzugeben und dann die Radiusangabe schrittweise auszuweiten, bis der nächste aktuelle Termin erscheint. Für die Bewohner im Landkreis Ebersberg empfiehlt sie, an diesem Donnerstag nach Dachau zu kommen. Beim BRK-Kreisverband am Rotkreuzplatz 3-4 kann man hier von 16 bis 20 Uhr Blut spenden - und dadurch womöglich Leben retten.

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