Ebersberg:Beispielhaft trotz blauem Bad

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Energiepreisverleihung: Sepp und Bärbel Zankl, Wolfgang Wochermaier, Landrat Niedergesäß, Augustinus Meusel und Andre Dannemann (von links). (Foto: Christian Endt)

Bärbel und Sepp Zankl aus Oberpframmern erhalten für die energetische Sanierung ihrer Doppelhaushälfte den mit 1500 Euro dotierten Energiepreis des Landkreises Ebersberg.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Eigentlich wollten die Mitarbeiterin der Ebersberger Energieagentur Bärbel Zankl und ihr Mann Sepp nur ihr Bad sanieren. Das war aus den 70er Jahren und himmelblau. Doch dann kam das Ehepaar aus Oberpframmern ins Grübeln: Wie viel Zeit verbringt man denn im Bad - und gäbe es nicht etwas anderes, das dringender in Angriff genommen werden könnte? Die Zankls wurden fündig. Am Ende war fast alles an ihrem Haus anders: Es bekam eine wirksame Wärmedämmung, ein neues Dach, eine Solarthermie und eine Pelletsheizung. Sogar der alte Kachelofen musste raus, für die Gemütlichkeit wurde aber ein Kaminofen eingebaut.

Nur das himmelblaue Bad, das sehen die Zankls weiterhin jeden Tag. Auch wenn sie damit ihre Doppelhaushälfte kaum bei "Schöner Wohnen" präsentieren können - aus energetischer Sicht ist es eine Erfolgsgeschichte, von der die Zankls da erzählen können: Die CO2-Emissionen konnten um 90 Prozent reduziert werden, der Energiebedarf fast ebenso stark. Nun ist die Familie Zankl für ihren Einsatz mit dem Energiepreis des Landkreises Ebersberg ausgezeichnet worden. Der erste Preis ist mit einer Summe von 1500 Euro dotiert.

Insgesamt hatten sich zwölf Privatleute und Firmen aus dem Landkreis beworben, im vergangenen Jahr waren es zehn gewesen. Es gab aber auch schon Jahre mit bis zu 20 Bewerbern, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei der Preisverleihung am Dienstagabend im Landratsamt sagte. In den acht Jahren, seit es den Energiepreis gibt, gingen insgesamt 117 Bewerbungen mit beispielgebenden Projekten ein.

Und auch Niedergesäß selbst weiß, wie gut es sich anfühlt, mit einem wegweisenden Projekt bei einer Preisverleihung zu punkten: Erst am Vorabend hatte Umweltministerin Barbara Hendricks dem Landkreis einen der neun Preise beim Wettbewerb "Klimaaktive Kommune 2016" für sein Virtuelles Kraftwerk verliehen. Er sei noch ganz im "Siegestaumel", sagte der Landrat, grinste und präsentierte das frisch aus Berlin nach Bayern gebrachte Siegel.

Der Chef muss mit gutem Beispiel vorangehen

An diesem Abend standen jedoch im Mittelpunkt andere - etwa Wolfgang Wochermaier aus Ebersberg, der sich schon von Berufs wegen viel mit Energieeinsparung beschäftigt, schließlich betreibt er in Ebersberg ein Unternehmen für Bad, Heizung und Solarinstallationen. Auch Blockheizkraftwerke konzipiert er. In seinem Unternehmen werden Wärme und Strom mit einem Blockheizkraftwerk und zwei Solaranlagen erzeugt. Ein Auto seiner Firmenflotte hat er bereits durch ein Elektroauto ersetzt, ein weiteres wird folgen.

Möglicherweise stelle er auch noch seine Transporter auf Elektroantrieb um, so Wochermaier: "Meine Monteure sind momentan noch skeptisch, was die Reichweite betrifft, da muss der Chef wohl erst mit gutem Beispiel vorangehen." Auch eine öffentliche Ladestation für Elektroautos betreibt Wochermaier. Der Unternehmer rechnete vor, dass sich die energetische Sanierung und die Umstellung auf erneuerbare Energien rentieren kann. Früher habe er 19 980 Euro Energiekosten gehabt - heute nehme er 5980 Euro ein. Für seinen Einsatz erhielt Wochermaier den mit 1000 Euro dotierten zweiten Preis.

Der dritte Preis ging an den Arbeitskreis Energiewende Oberpframmern. Dort hat man sich zusammengetan unter dem Motto "Wir öffnen unsere Türen für die Energiewende." Mitglieder des Arbeitskreises und andere Oberpframmerner luden alle Interessierten in ihre Häuser ein, wo man bereits realisierte Beispiele der Energiewende wie Solarthermie, Batteriespeicher, Wärmedämmung, aber auch Altbausanierung und Plusenergiehaus bestaunen und die Hauseigentümer zur Alltagstauglichkeit befragen konnte.

Für jedes Haus wurden Steckbriefe erstellt und Handzettel verteilt, auf besonderes Interesse stieß eine Führung, die Bürgermeister Andreas Lutz persönlich leitete. "Wir wollen informieren, sensibilisieren, inspirieren und zum Nachdenken anregen", sagte Andre Dannemann vom Arbeitskreis. Das Projekt, das mit 500 Euro Preisgeld bedacht wurde, soll fortgesetzt werden. Man denke daran, künftig mehr Themenführungen anzubieten, sagte Dannemann.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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