Ebersberg:Beflügelt von der Geschichte

Ira Ebner befasst sich in Werken wie dem aktuellen Roman "Schwalben" mit dem Schicksal Estlands

Von Jessica Morof, Ebersberg

In der Weltliteratur findet Estland kaum Beachtung. Wenige Autoren befassen sich mit dem Staat zwischen Russland und der Ostsee. Zu Unrecht, denn Landschaft, Bevölkerung und die Historie des Landes hätten literarische Beachtung verdient. So empfindet es Ira Ebner, Buchautorin aus Ebersberg, und widmet sich in ihren Werken der neueren estnischen Geschichte. Nach dem Zweiteiler "Himmel, Erde, Schnee" hat die Schriftstellerin im Juli 2014 ihr drittes Buch "Schwalben" veröffentlicht. Am kommenden Dienstag, 14. Juli, lädt sie zu einer Lesung ein.

Begonnen hat Ebners Karriere als Autorin schon sehr früh; und sie ist dicht verwoben mit der Entwicklung der heute 37-Jährigen. Denn als Jugendliche beginnt die gebürtige Freisingerin, sich politisch zu interessieren. Mit gerade einmal zwölf Jahren verfolgt sie in den Medien die Geschehnisse im Baltikum: Es ist eine Zeit des Umbruchs im Osten und eine Zeit der Revolution, in der sich die baltische Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch die Sowjetunion zur Wehr setzt.

Der Mut und das Engagement der Menschen in dem fernen Land faszinieren Ebner nachhaltig. "Ich habe mich gefragt, was sie bewegt." So beginnt die Jugendliche, ihre Gedanken in eigene Geschichten zu verpacken. Seitdem ist Ebner eine sehr politische Person: Mit 18 Jahren ist sie der SPD beigetreten, um sich aktiv gegen Ungerechtigkeiten einzusetzen. Auch beruflich hat sie sich lange Zeit in diese Richtung entwickelt. Sobald es aber um ihre Bücher geht, möchte sich die Ebersbergerin ausschließlich als Autorin verstanden wissen. Die Literatur hat dann Vorrang für sie.

Bereits mit 14 Jahren hat Ebner ihr erstes Buch verfasst: "Himmel, Erde, Schnee". Doch bis zur Veröffentlichung sollte es noch eine ganze Weile dauern. 2012 ist das Werk gemeinsam mit einem zweiten Band erschienen. "Manche Bücher brauchen mehrere Jahre bis zur Veröffentlichung", erläutert die Autorin. "Bei anderen passt einfach alles sofort." Dies erlebte Ebner bei ihrem dritten Buch "Schwalben".

Darin befasst sie sich mit Estland im zweiten Weltkrieg und baut eine Brücke zur deutschen Geschichte: Im Herbst 1939 besetzen sowjetische Truppen das Baltikum und zwingen damit die junge Deutschbaltin Fee, Abschied von ihrer estnischen Heimat und von ihrem Geliebten Kalju zu nehmen. Der Krieg führt das junge Paar immer weiter auseinander. Erst Jahre später treffen sie sich in Estland wieder und riskieren im Kampf gegen die sowjetischen Besatzer ihr Leben. In einer Parallelgeschichte steht Fees Enkeltochter Meret im Mittelpunkt, die sich im Heute auf die Spuren der Familiengeschichte begibt. Ebner möchte mit ihren Büchern die historischen Fakten für den Leser zum Leben erwecken. "Ich lege besonders viel Wert auf Qualität und Inhalt", betont sie. Schmonzetten liegen ihr nicht - doch Emotionen gehören für sie natürlich schon dazu. Denn ihr Ziel ist, den Menschen etwas durch ihr Buch mitzugeben: "Spannung und Unterhaltung, aber natürlich auch Wissen über die Ereignisse."

Um den realen Begebenheiten gerecht zu werden, lässt sich die Autorin immer ausreichend Zeit für die Recherche. Unterstützung bekommt sie dabei von estnischen Freunden. Mit ihnen spricht sie über Textpassagen, über das Leben und die Menschen. Auch eigene Erfahrungen, die Ebner während mehrerer Urlaube in dem baltischen Staat gesammelt hat, fließen ein. "Die Natur ist wunderschön", sagt sie. "Aber besonders beeindrucken mich die herzlichen Menschen mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Sinn für Humor."

Bei der Findung ihrer Geschichten kann Ebner dank ihres Wissens sehr intuitiv vorgehen. So waren ihr Handlungsstrang und -orte in "Schwalben" schnell klar. Auch die Charaktere musste sie nicht suchen: Sie kamen von selbst zu ihr. "Man spürt es einfach, wenn die Figuren passen. Dann handeln sie beinahe von allein und beleben die anderen Figuren mit." Dann, erklärt Ebner, erlebe sie beim Schreiben einen "Flow", der sie stundenlang durch die Geschichte leite.

Die Autorenlesung zu "Schwalben" findet am Dienstag, 14. Juli, im Restaurant Akropolis in Ebersberg statt. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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