Ebersberg:Bedrohte Idylle

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Umweltministerin Ulrike Scharf betrachtet den Erhalt der Lebensräume als Schlüsselaufgabe des Naturschutz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Anlässlich des Bayerischen Landschaftspflegetages in Ebersberg klagen die Verbände über fehlende Mittel. Trotz aller Bemühungen seien viele Arten und Lebensräume in Gefahr

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Mit 550 Quadratkilometern und fast 138 000 Einwohnern zählt Ebersberg zu den kleinsten Landkreisen in der Region. Die Veränderung der Infrastruktur und die wirtschaftliche Entwicklung führen zur Veränderung der Landschaft, worunter die Natur leidet. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) dankte deshalb anlässlich des Landschaftspflegetag am Freitag insbesondere den bayerischen Landschaftspflegeverbänden (LPV). Aufgrund ihres Engagements blieben viele Lebensräume erhalten, das mache Bayern zu einer einzigartigen und vielfältigen Kulturlandschaft. Besonderer Dank gelte Arnold Schmidt, dem Vorsitzenden des LPV Ebersberg. Er ist seit 24 Jahre im Auftrag der Natur tätig und gestalte seit jeher zusammen mit Landwirten den Lebensraum im Landkreis.

Zum ersten Mal fand der bayrische Landschaftspflegetag in Ebersberg statt, der gemeinsam von den bayerischen LPVs, der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und dem LPV Ebersberg veranstaltet wurde. Zu den Teilnehmern gehörte unter anderem die bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf. Sie betrachte den Erhalt der Lebensräume als eine Schlüsselaufgabe für den modernen Naturschutz, sagte sie. "Starke, lebendige Regionen und die Pflege unserer wertvollen Kulturlandschaften haben für Bayern existenzielle Bedeutung." Diese seien unverzichtbar für die Erhaltung der Lebensqualität und die Bewahrung des ökologischen und ökonomischen Wohlstands. Laut einer Studie würden 97 Prozent der Befragten gerne in Bayern leben, für 93 Prozent liege das an der Natur und Landschaft Bayerns. Landschaftsverbände seien daher ein wichtiger Multiplikator und starker Motor, der Naturschutz und regionale Entwicklung vorantreibe. Daher unterstützt der Freistaat Gründungsinitiativen sowie die tägliche Arbeit der Verbände, um den Austausch der LPV voranzubringen. 1327 Gemeinden, 59 Landkreise und 15 kreisfreie Städte sind mittlerweile in den bayerischen Landschaftspflegeverbänden aktiv - mehr als 3500 Landwirte und 200 Hüteschäfer würden dabei Hand in Hand arbeiten. Für Maßnahmen vor Ort stellt das Umweltministerium mit dem Landschaftspflege- und Naturparkprogramm jährlich etwa 14 Millionen Euro zur Verfügung.

Frank Klingenstein vom Bundesumweltministerium gab einen Überblick über den Zustand der Natura 2000. Eine kürzlich veröffentlichte Evaluationsstudie zur EU-Naturschutzrichtlinie zeige, dass sich trotz aller Bemühungen in den vergangenen Jahren sowohl der Zustand der Lebensräume als auch der Tier- und Pflanzenarten weiter verschlechtert habe. Dieser Trend bestätige sich auch für Bayern. Experten sähen ein großes Hindernis bei der erfolgreichen Umsetzung wegen unzureichender Finanzierung. Als Finanzierungsinstrument gilt die ELER-Finanzierung. Bund und Länder würden laut Klingenstein aber ein eigenes Finanzierungsinstrument zur Finanzierung der Natura 2000 fordern.

Auch der Vorsitzende des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, Josef Göppel, ist der Ansicht, dass den Landschaftspflegeverbänden zu wenig Mittel zur Verfügung stehen, um anstehende Aufgaben zu erfüllen. Wenn die Ziele der Bayerischen Biodiveristätsstrategie erreicht werden sollen, dann müsse der bäuerliche Naturschutz auch verlässlich finanziert werden, sagte Göppel.

Um auch die Landwirte, die für den LPV tätig sind, zu Wort kommen zu lassen, befragten Josef Rüegg, Geschäftsführer des LVP Ebersberg und Klaus Fackler vom LPV Mittelfranken drei Landwirte aus dem Landkreis Ebersberg. Die Landwirtschaftspflege sei körperlich sehr anstrengend und vielen sei nicht bewusst, wie viel Handarbeit dahinter steckt, erzählte Landwirt Martin Hutterer. Doch auf den Erfolg könne man stolz sein.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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