Ebersberg:Auf Herz und Nieren

Die Zuschauer haben konkrete Fragen an die Kandidaten

Von Protokolle: Viktoria Spinrad

Lisa-Marie Link: Bitte nennen Sie Ihren konkreten Vorschlag zum Bürokratieabbau. Schurer (SPD) erklärte, für die bayerische Bürokratie sei zum Teil der Bund verantwortlich: preußisches Pflichtbewusstsein verleite die Deutschen dazu, Richtlinien der EU übereifrig umsetzen. Auch Lenz (CSU) sagte, man solle es beim nötigen Minimum an Bürokratie belassen - zum Beispiel beschränke ein Arbeitszeitgesetz in der Gastronomie nur die Flexibilität. Lanzinger (Grüne) führte ein elternunabhängiges Bafög als Maßnahme für weniger Verwaltungsaufwand an. Pernsteiner (FDP) sprach von einem "Ausschreibungswahnsinn" und schlug ein digitales Bürgerbüro sowie die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung vor. Schmid (Linke) warb für Bürgerversicherungen nach Schweizer Vorbild und eine solidarische Mindestrente von 1050 Euro, die eine "Rumrechnerei bei der Mindestsicherung" auflösen würde.

Ebersberg: Thomas Vogt will wissen, warum gegen die Ehe für alle gestimmt wurde.

Thomas Vogt will wissen, warum gegen die Ehe für alle gestimmt wurde.

(Foto: Christian Endt)

Thomas Vogt (Zorneding): Warum haben Sie gegen die Ehe für alle gestimmt? Lenz beschrieb die Abstimmung im Bundestag als "zu schnell, um offene Fragen klären zu können", zum Beispiel zu Volladoptionen.

Kaspar Schlich: Sind Sie für eine Bafögerhöhung? Die Kandidaten waren sich einig: Studenten aus einkommensschwachen Familien brauchen mehr Unterstützung. Lanzinger forderte eine Bafög-Erhöhung auf etwa 900 Euro und Zuschüsse für den Lebensunterhalt. Schmid sah entgegen dem Parteiprogramm der Linken ein bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung. Laut Lenz wäre mehr Fokus auf Bildungskredite "im Sinne der Gerechtigkeit durchaus machbar." Schurer distanzierte sich vom bedingungslosem Grundeinkommen und elternunabhängigem Bafög: "Es soll entlang der Bedürftigkeit festgelegt werden".

Ebersberg: Franz Frey fragt, warum die SPD so moderat mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt umgegangen ist.

Franz Frey fragt, warum die SPD so moderat mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt umgegangen ist.

(Foto: Christian Endt)

Klaus Haase (Ebersberg): Sind Sie für oder gegen ein Burkaverbot? Alle Kandidaten lehnten ein vollständiges Burkaverbot ab - auch Lenz: Mit Ausnahme von Schulen, Ämtern und Gerichten wolle er nicht in die Privatsphäre und Religionsfreiheit anderer eingreifen. Obwohl sie es als Feministin nicht gerne sehe, schloss sich auch Lanzinger an: "Die Burka bietet den Frauen die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, am Leben teilzuhaben."

Franz Frey (Grafing): Wieso ist die SPD so moderat mit (Verkehrsminister, Anm. d. Red.) Dobrindt umgegangen? Schurer (SPD) bezeichnete es als "Frechheit", dass der Verkehrsminister dem Koalitionspartner die zu hohen Überweisungen an private Autobahnbetreiber verschwiegen hatte. Er sagte aber auch: "Zu einer Koalition gehört auch eine gewisse Toleranz zum politischen Partner."

Ebersberg: Erich Richatz will wissen, wie die Kandidaten zum Hanwerkermangel stehen.

Erich Richatz will wissen, wie die Kandidaten zum Hanwerkermangel stehen.

(Foto: Christian Endt)

Omid Atai (Poing): Können Sie sich vorstellen, dass der Ebersberger Forst zum Nationalpark wird? Die Kandidaten von Linken und Grünen konnten sich das "sehr gut vorstellen". Schurer hielt zwar eine Lobrede auf die ökologische Entwicklung des Forsts ("ein Geschenk für die gesamte Region"), betonte aber auch, dass er ein Wirtschaftsforst bleiben werde. Lenz und Pernsteiner schlossen sich an: "Sonst haben wir hier noch mehr Verkehr", so der FDP-Ortsvorsitzende.

Erich Richartz (Grafing): Wie stehen Sie zum Handwerkermangel? Lenz (CSU) sagte, unsere Gesellschaft brauche ein anderes Bewusstsein: "Auch eine Ausbildung kann zu einem gelungenen Leben führen." Schurer sieht die Schulen in der Verantwortung, Schülern mehr Berufsorientierung zu geben und ihnen handwerkliche Themen näherzubringen.

Reinhard Oellerer (Anzing): Wie wollen Sie auf die große soziale Schere reagieren? Schmid (Linke) forderte, Einkommen bis zu 1400 Euro von der Lohnsteuer zu befreien. Zudem befürwortet er eine Reichensteuer für Millionäre und eine verfassungskonforme Vermögenssteuer. Lenz lehnte Steuererhöhungen "in Zeiten von Rekordsteuereinnahmen" und "unnötige Hürden" beim Erbe ab. Nicht so Schurer: Der SPD-Abgeordnete forderte höhere Steuersätze für Vielverdiener und die Erhöhung der Freibeträge für Geringverdiener. Lanzinger (Grüne) warb für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer, höhere Erbschaftssteuern und höheren Mindestlohn: "Firmen profitieren mit Leiharbeit von den Ärmeren." Auch Pernsteiner sprach sich für eine Steuerreform zugunsten Geringverdienern und Mittelstand aus, bei der Erbschaft zeigte er sich vorsichtig: "Die Firma muss auch weiter existieren können."

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