Ebersberg:Astronaut kann jeder

Mit einer Workshopreihe will Sängerin Cornelia Melián junge Menschen dazu ermutigen, sich bei der Berufswahl nicht in Schablonen pressen zu lassen, sondern auf die eigenen Stärken zu vertrauen

Von Anselm Schindler, Ebersberg

In der Kindheit ist alles noch relativ einfach. Man will später mal das machen, was die Eltern womöglich vorleben - oder aber man träumt von Abenteuern, als Astronaut, Feuerwehrmann oder Tiefseetaucher. Die Ernüchterung stellt sich dann spätestens mit dem Schulabschluss ein - die Noten müssen stimmen, das Geld auch und dann drängen die Eltern auf ein vielversprechendes Studium oder einen "vernünftigen" Beruf. Dass es trotzdem Möglichkeiten abseits des Mainstream gibt und man nicht jeden Job machen muss, der einem vor die Füße fällt, davon will Sängerin Cornelia Melián junge Menschen am Samstag, 10. September, bei einer Workshop-Reihe in der Ebersberger Volksfesthalle überzeugen. Anmelden sollten sich Interessierte am besten schon jetzt, sagt Melián.

Anton Kaun

Wer noch auf der Suche nach dem Traumberuf ist, findet vielleicht Hilfe bei Carola Grey und Max Bauer.

(Foto: Fotos: Peter Hinz-Rosin (2), privat)

"@work - Geile Jobs": Schon mit dem Namen der Veranstaltung, die vom Kreisjugendring Ebersberg unterstützt wird, will sich Initiatorin Melián von der klassischen Berufsberatung in Schulen und Jobcentern abgrenzen. Leiten werden die Workshops drei Menschen, die man im besten Sinne als berufliche Querschläger bezeichnen kann. Einer von ihnen ist Anton Kaun aus München. Gelernt hatte er eigentlich Kommunikationselektronik, seine Ausbildung machte er bei der Telekom. Sein Traumjob war das nicht, im Gegenteil: "Ich dachte damals, ich muss das machen und kannte auch keine Alternativen", sagt Kaun. Heute, mit 41 Jahren, entwickelt er visuelle Live-Performances für Discos und bastelt an Klängen für Hörspiele und Theater. "Es ist wichtig, dass sich die jungen Menschen umschauen und kreativ sind", findet Kaun. Und genau das will er den Jugendlichen in seinem Workshop vermitteln.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für die Berufswahl empfiehlt Cornelia Melián Mut und Selbstbewusstsein

Neben Kaun hat Cornelia Melián auch Carola Grey und Max Bauer eingeladen. Sie Jazz-Schlagzeugerin und Kampfsport-Lehrerin, er Geräuschemacher. Es gebe viele junge Menschen, die einfach nicht wüssten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, sagt Melián. "Wie findet man einen Beruf, der zu einem passt?" Eine Frage, die sich viele junge Menschen stellen. Und nicht alle von ihnen passen in die vorgefertigten Job-Schablonen des Arbeitsmarktes. Die Workshops sollen den jungen Teilnehmern deshalb auch den Mut vermitteln, den sie brauchen, um auf ihre Stärken zu vertrauen.

Ebersberg: Für die Berufswahl empfiehlt sich Mut und Selbstbewusstsein

Für die Berufswahl empfiehlt sich Mut und Selbstbewusstsein

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mut musste auch Max Bauer erst einmal aufbringen. Früh entdeckte er seine Leidenschaft für Klänge aller Art. Durch die Lehre als Industriekaufmann quälte er sich trotzdem - mit "miserablen" Ergebnissen, wie er selbst sagt. "Das war der Wunsch meiner Eltern" sagt er über seinen ersten Ausbildungsberuf, aber "es war einfach der falsche Job", sagt Bauer, gebürtiger Ebersberger und nach einigen Jahren des Reisens und 15 Jahren in Berlin wieder zurück in seiner Heimatstadt. Nach der verkorksten kaufmännischen Ausbildung widmete sich Bauer der Musik, machte "schräges Zeug" in Bands, wie er sagt. Eine Ausbildung zum Tontechniker brach er zwei Wochen vor der Prüfung ab - "ich hatte dann kein Zertifikat, aber ich wollte mich auch nirgends rein pressen lassen", erinnert sich Bauer und lacht. "Die jungen Leute werden heute schon mit 14 panisch, wenn sie nicht wissen, was sie machen wollen", moniert Bauer. Schulen und Elternhäuser übten zu hohen Druck auf die jungen Menschen aus und verhinderten damit ihre Entfaltung. "Warum der Stress", fragt sich Bauer, "man muss sich schon Zeit lassen dürfen". Und: "Augen und Ohren immer offen halten!"

Über einen Freund lernte Bauer nach der abgebrochenen zweiten Ausbildung den türkischen Geräuschemacher Mel Kutbay kenne. Kutbay, der 2014 verstarb, entwickelte auch den Sound für berühmt gewordene Filme wie "Der Name der Rose". Geräuschemacher ist kein Ausbildungsberuf, auch die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Doch Bauer hat sich etabliert: Bei diversen Tatort-Folgen hat er für eine spannungsgeladene Geräuschkulisse gesorgt, auch beim Oscar-prämierten niederländischen Filmdrama "Karakter" bastelte er am Sound. Insgesamt hat er an rund 300 Filmen mitgewirkt.

Weil bei den Original-Tonaufnahmen zu viele Störgeräusche dabei sind, braucht es den Geräuschemacher, der mit einem Sammelsurium von Gegenständen den passenden Sound konstruiert. Fahrradschläuche finden sich unter diesen Gegenständen, Plastiktüten und ein "Donnerblech". Zum Workshop will Vertonungs-Künstler Bauer auch einige der Gegenstände mitbringen. Die jungen Menschen sollen dann selbst herumprobieren.

Das können sie auch bei Kampfsportlerin und Jazzerin Carola Grey, die den jungen Menschen sowohl ein Gefühl fürs Schlagzeugspielen als auch für die fernöstliche Kampfkunst vermitteln will. Sie wolle den Jugendlichen zeigen, sagt Grey, dass man auch eine Leidenschaft oder einen Traum in einen Beruf verwandeln könne - wenn man sich anstrengt. Die Workshopreihe "@work - Geile Jobs" findet am Samstag, 10. September, von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr in der Volksfesthalle Ebersberg statt. Eintritt: 10 Euro, um Voranmeldung wird gebeten. Anmeldung über mail@kjr-ebe.de

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