Ebersberg:Alles im Fluss

Grafing Verkehrsführung Marktplatz Ost

Den Verkehr sollen bald Ampeln an jeder dieser vier Straßen am östlichen Grafinger Marktplatz regeln.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

400 Grafinger lassen sich in der Stadthalle erläutern, wie die Ostumfahrung den Verkehr verändern wird

Von Thorsten Rienth

GrafingDie Zahl klingt, als wäre sie auszuhalten: Um 30 Prozent soll der Verkehr in der Rotter Straße ansteigen, wenn Grafing im September seine Ostumfahrung eröffnet. Aber wie so oft ist die Sache bei Verkehrszahlen diffiziler: Die 30 Prozent beziehen sich auf den Tagesdurchschnitt. Für die Spitzenstunde im abendlichen Berufsverkehr sollen es laut Verkehrsprognose allerdings 108 Prozent sein. Statt derzeit etwa 800 würden nach der Eröffnung rund 1600 Fahrzeuge durch die Rotter Straße fahren. Was das für die Verkehrsströme in der Innenstadt bedeutet, hat der Leiter des Münchner Institutes für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Helmuth Ammerl, am Dienstagabend in der gut gefüllten Stadthalle erklärt. Ammerl erläuterte die Planungen anhand von zwei Simulationen. Beide zeigen den Marktplatz aus der Vogelperspektive. Beide Male fahren Autos in der Spitzenstunde durch. Nach wenigen Augenblicken staute sich der Verkehr in der Rotter Straße auf. "Wenn am Marktplatz viel los ist, kommen die Autos aus der Rotter Straße nicht mehr raus", sagte Ammerl. Spulte Ammerl die Zeitachse vor, verlängerte sich der Rückstau schnell - über den Ägidiusweg, die Mühlen- und Leonhardstraße. Bald standen die Autos bis hinter den "Heckerkeller".

Bei der zweiten Simulation stockte der Verkehr zwar auch noch, aber das ist gewollt: An den Marktplatz-Einmündungen von Münchner und Rotter Straße sowie Lederergasse stehen jetzt Ampeln. "Der Rückstau in der Rotter Straße bleibt überschaubar", sagte Ammerl. "Dass die Autos am Marktplatz mal kurz anhalten müssen, ist absolut vertretbar."

Konkret sieht die Schaltung so aus: Die Ampeln öffnen zuerst die Durchfahrt zwischen Rotter Straße und Marktplatz. Schalten die Lichter dort auf rot, darf die Verkehrsachse Marktplatz/Münchner Straße und Marktplatz/Ledererhasse losfahren. Zweiphasen-Regelung heißt der Fachterminus dafür. Wie lange die Phasen genau sind, ist von der jeweiligen Verkehrssituation abhängig. Kameras auf den Ampeln würden Rückstaus bemerken. Längere Grünphasen bauen ihn kontrolliert ab.

Dabei haben die Verkehrsplaner ausdrücklich nicht nur die Autos im Fokus. "Von diesen Ampeln haben auch die Fußgänger richtig etwas", sagte Ammerl. Mit einem Streich würde nämlich auch die bisher für Fußgänger und Radler gefährliche Marktplatz-Ostseite entschärft. Sind zum Beispiel die Autos vom Marktplatz in die Rotter Straße vorfahrtsberechtigt, haben die neuen Fußgängerüberwege zwischen "Deisenriederhaus" und "Mocca" sowie über die Einfahrt der Lederergasse auf den Marktplatz grünes Licht. Darf vom Marktplatz in die Münchner Straße gefahren werden, können Fußgänger in Nord-Süd-Richtung zwischen "Deisenriederhaus" und "Vom Fass" queren. Für die Lederergasse gilt dann jedoch eine Einschränkung. Sie dürfte nur noch stadtauswärts, also vom Marktplatz in Richtung Süden befahren werden. "Ansonsten müssten sie auf eine Dreiphasen-Ampelregelung gehen, dann würde aber der ganze Plan nicht mehr funktionieren", sagte Ammerl.

An die rund 400 Besucher in der Stadthalle adressierte er noch einen weiteren Aspekt: Jeden Tag würden am Marktplatz einige hundert Autofahrten gezählt, "weil jemand im Kreis fährt und einen Parkplatz sucht". Würde dieses Verhalten nachlassen, sei viel gewonnen. "Sie merken bei der Länge der Rückstaus wirklich jeden Prozentpunkt, den Sie am Marktplatz weniger Verkehr haben."

Die Feststellung nutzte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) für den Hinweis auf die Auffangparkplätze im Westen und Osten des Marktplatzes. Gemeint sind die Flächen am ehemaligen Gelände der Köstlergärtnerei, die Tiefgarage in der Lagerhausstraße und die städtische Parkebene unterm alten Brauereigelände an der Kellerstraße, die in einigen Tagen freigegeben wird. "Am meisten wäre gewonnen, wenn die Leute dorthin fahren und dann die restlichen paar Meter zum Marktplatz zu Fuß gehen."

Wenngleich die Ampelregelung als abgemachte Sache gilt zwischen dem zuständigen Straßenbauamt Rosenheim und dem Landratsamt, ist die Entscheidung noch nicht formal getroffen. Hintergrund ist, dass die Datenbasis der Hochrechnungen von Verkehrszählungen von 2009 stammt. Nach der Eröffnung der Ostumfahrung soll eine neuerliche Zählung die Annahmen absichern. "Man will wirklich auf Nummer sicher gehen", sagte Obermayr.

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