Ebersberg:Alle zusammen und jeder für sich

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Bürgermeister im Landkreis wollen ein gemeinsames Energieunternehmen gründen - und gleichzeitig eigene Wege gehen.

Ronen Steinke

Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) ist ein hart kalkulierender Mann, allein auf die Überzeugungskraft nackter Zahlen verlässt er sich aber nicht. Deshalb sagt er es mit einem Bild. Wenn es darum gehe, die geplanten sechs Windräder im Ebersberger Forst für die lokale Ökobilanz zu nutzen, dann dürfe "nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen". Will sagen: Es solle nicht jede Gemeinde im Landkreis allein versuchen, den Ökostrom aus dem Ebersberger Forst für sich zu kaufen. Stattdessen solle man sich zusammentun - zu einem kreisweiten Energieunternehmen, das für den lokal produzierten Ökostrom einen fairen Preis aushandeln könnte.

Was dann allerdings die Frage aufwirft: Was wird aus denen, die mit dem Kochen bereits angefangen haben? Hingerls Vorschlag kam erst Mitte Juni; ihre Planungen für eigene Energieunternehmen haben Markt Schwaben, Kirchseeon und Poing schon länger. In Glonn existiert ein eigenständiges Gemeindewerk sogar bereits seit einem Jahr.

Der Kirchseeoner CSU-Gemeinderat Siegfried Seidinger, der erst kürzlich ein Kirchseeoner Gemeindewerk initiierte, warnt bereits davor, sich nun voreilig den kreisweiten Planungen unterzuordnen. "Man sollte das Eigene nicht fallenlassen, nur um den anderen nachzulaufen", sagt Seidinger. Er erinnert daran, dass etwa die Idee, Bauhöfe kreisweit zu teilen, schon einmal gescheitert sei.

Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) hingegen sieht zwischen Gemeindewerken auf kommunaler und Kreisebene keinen Widerspruch. Beide könnten durchaus sinnvoll parallel betrieben werden. Deshalb unterstützt die Gemeinde Markt Schwaben zwar den Vorschlag Hingerls für ein kreisweites Energieunternehmen. Gleichzeitig sagt Hohmann aber, Markt Schwaben setze die eigenen Überlegungen für ein Gemeindewerk fort. Demnächst wolle man sich "Beispielgemeinden" dafür ansehen, also Kommunen, die mit dem Aufbau eines eigenen Gemeindewerks schon weiter sind. Wozu auch Glonn zählt.

Glonn ist bislang die einzige Gemeinde im Landkreis, die schon ein eigenes Gemeindewerk betreibt, und damit scheint sie auch noch große Pläne zu haben. Derzeit errichtet die Kommune damit einen eigenen Bauhof, demnächst könnte man Kläranlagen oder die Wasserversorgung "integrieren", sagt Glonns Bürgermeister Martin Esterl (SPD). Ob man sich einer kreisweiten Initiative unterordnen wird? Esterl will zwischen Großprojekten wie der Windkraft und kleineren lokalen Anliegen unterscheiden. Eine kreisweite Zusammenarbeit sei "grundsätzlich eine gute Idee" - bei der Windkraft, wo es um gigantische Summen gehe. Im Übrigen aber könne jede Kommune auch für sich allein viel erreichen. Eines aber stehe für Glonn außer Frage: "Wir werden unsere Gemeindewerke auf keinen Fall wieder aufgeben."

Auch Albert Hingerl nennt die Marktgemeinde Glonn mit ihrem eigenen Kommunalunternehmen "vorbildlich" und räumt ein, dass die Glonner nun aus einer recht komfortablen Position heraus über eine Zusammenarbeit entscheiden könnten. Die Glonner würden "sich sicherlich überlegen, ob sie darin einen Vorteil sehen". Hingerl wirbt jedoch um ihre Mitwirkung. Wie auch Esterl, so verweist er vor allem auf die Nutzung der Windkraft. Dort sei man gezwungen, in großen Dimensionen zu denken. (Seite 4)

© SZ vom 28.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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