Ebersberg:Abschied mit Bravour

Ebersberg: Sechs Werke aus fünf Epochen: Hamlet Ambarzumjan zeigt, was er in den vergangenen Jahren gelernt hat.

Sechs Werke aus fünf Epochen: Hamlet Ambarzumjan zeigt, was er in den vergangenen Jahren gelernt hat.

(Foto: Christian Endt)

Hamlet Ambarzumjan präsentiert Programm für Aufnahmeprüfung

Von Wilfried Gillmeister, Ebersberg

"Wie oft kommt es vor, dass man einen Schüler hat, der genauso für die Musik und sein Instrument brennt wie man selbst und mit solcher Ernsthaftigkeit dabeibleibt, dass er sich tatsächlich auf ein Studium vorbereitet?" Mit dieser rhetorischen Frage hatte Martina Hussmann, Klavierlehrerin an der Ebersberger Musikschule, eingeladen zu einer ganz besonderen Matinee. Denn "nun hatte ich die letzten neun Jahre die Freude, ein solches Talent heranwachsen zu sehen und musikalisch begleiten zu dürfen": Der Grafinger Hamlet Ambarzumjan, gerade 18 Jahre alt, bewirbt sich an den renommierten Musik-Hochschulen in Würzburg und München für einen Studienplatz im Fach Klavier. Damit er für die Aufnahmeprüfungen noch einmal Sicherheit und Routine gewinnt, hat Hussmann ihrem Zögling nun die Möglichkeit gegeben, sein Prüfungsprogramm öffentlich zu präsentieren.

Zu erwarten war dabei ein hörenswertes Erlebnis, schließlich ist Hamlet Ambarzumjan, der vor neun Jahren mit seinen deutsch-armenischen Eltern und vier Brüdern aus Mecklenburg/Vorpommern nach Grafing zog, ein außergewöhnliches Talent. Sein Weg ist bestückt mit zahlreichen Preisen, und das nicht nur als Solist, sondern auch als einfühlsamer Begleiter und zuverlässiger Kammermusikpartner. Bereits vor zwei Jahren hatte er im Duett mit seinem älteren Bruder Adam Ambarzumjan, der in Augsburg Klarinette studiert, beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert" in Hamburg den ersten Preis abgeräumt. Und auch heuer schaffte er es in die höchste Ebene und wurde er für seinen Vortrag unter 115 Bewerbern seiner Altersklasse mit dem zweiten Preis dekoriert. Um Hamlet Ambarzumjan bestmöglich zu fördern, hatte sich Martina Hussmann bereits vor zwei Jahren die beratende Unterstützung der Münchner Professorin Bianca Bodalia gesichert.

Im Kleinen Saal im Ebersberger Klosterbauhof zeigte Hamlet Ambarzumjan den Mut und das Geschick, sich in einem Konzert mit Bravour an Kompositionen aus fünf Musikepochen heranzuwagen. In freiem Vortrag präsentierte er sechs Werke: von Johann Sebastian Bach das Präludium und die Fuge Nr. 9, E-Dur, WK1, von Wolfgang Amadeus Mozart die Fantasie c-Moll, KV 475, von Ludwig van Beethoven die Sonate Nr. 17 d-Moll op.31/2, genannt "Sturmsonate", von Frederik Chopin das Scherzo Nr. 3 cis-Moll, op. 39, von Franz Liszt die Konzertetüde "Un Sospiro" und abschließend Nikolai Kapustins Jazzetüde Nr. 6 Pastoral.

Hatte der Bach-Vortrag noch "warming-up"-Charakter, so brillierte Ambarzumjan bereits in der als sehr anspruchsvoll bekannten Mozartschen Fantasie mit höchst differenziertem Anschlag, mit Dynamik und Tempo. Das Più Presto mit anschließenden Decrescendo und piano gelang perfekt. "Übergriffigkeit" verlangte die wunderschön vorgetragene Sturmsonate Beethovens. Romantische Verspieltheit im Wechsel von Akkorden und brillanten Tastaturläufen mit permanenten Handwechseln für Themenführung waren hingegen für Chopin und Liszt gefordert. Im lang anhaltenden Schlusston des "Un Sospiro" erkannte das Publikum die Qualität der Stille - und verzögerte den verdienten Beifall, der sich nach Kapustins feuerwerksgleicher Jazzetüde noch einmal wiederholte.

Nun heißt es "Daumen drücken!" für das so bescheiden-zurückhaltende wie großartige Talent. Eine Zäsur mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird es beim Abschied von Hamlet Ambarzumjan und Martina Hussmann nach neun Jahren Zusammenarbeit wohl auf jeden Fall geben.

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