Der Sport im Ort:In schnittfester Unterwäsche zum Deutschen Meistertitel

Der Sport im Ort: Ohne Stürze geht es beim Shorttrack selten zu. Stephanie Krause ist zwar mit einer speziellen Unterwäsche gegen Schnitte durch Schlittschuh-Kufen geschützt, für Erfolge muss sie aber dennoch hart im Nehmen sein.

Ohne Stürze geht es beim Shorttrack selten zu. Stephanie Krause ist zwar mit einer speziellen Unterwäsche gegen Schnitte durch Schlittschuh-Kufen geschützt, für Erfolge muss sie aber dennoch hart im Nehmen sein.

(Foto: Christian Endt)

Die 17-jährige Stephanie Krause aus Grafing will als Shorttrackerin hoch hinaus. Auf dem Eis geht es dabei oft rabiat zu. So war das auch bei ihrem bisher größten Erfolg.

Von Leander Sturm, Grafing

Männer, die auf scharfen Kufen einer Hartgummischeibe hinterher jagen, sind im Grafinger Eisstadion ein ganz normaler Anblick. Heute aber bietet sich ein anderes Bild: Mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit fegen ein paar Jugendliche durch die Halle, ganz ohne Puck, es geht nur um Schnelligkeit. Die rasenden Schlittschuhläufer sind Shorttracker und gehören zur kleinsten Abteilung des EHC Klostersee. Gerade mal 14 Sportler sind es, von den ganz Kleinen bis zu den Erwachsenen. Sie haben dreimal in der Woche Training.

Eine von ihnen ist Stephanie Krause. Die 17-Jährige hat lange blonde Haare, eine zierliche Gestalt. Auf den ersten Blick würde man sie wohl eher in einer anderen Sportart vermuten, beim Shorttrack geht es doch teilweise recht rabiat her. In einem Rennen fahren sechs Läufer gleichzeitig auf einer sieben Meter breiten Bahn mit Höchsttempo um die Wette. "Jeder will gewinnen, da kommt es schon mal zu Rempeleien oder gar unfairem Verhalten", erzählt die Grafingerin.

Auch wenn man es ihr nicht ansieht: auf dem Eis weiß sich Stephanie zu behaupten. Die 17-Jährige hat schon viele Medaillen und Pokale gesammelt, ihren bisher größten Erfolg feierte sie bei der deutschen Junioren-Meisterschaft 2013. Ein sehr hartes Rennen sei das gewesen, in Mannheim. Sie erzählt vom Finallauf, in dem sie eine von vier Starterinnen war. 500 Meter zwischen Start- und Ziellinie, auf denen sich alles entscheidet. "Es ging hoch her", sagt sie, am Ende stürzten alle drei Konkurrentinnen, und Stephanie Krause wurde Deutsche Meisterin.

Der Sport im Ort: Stephanie Krause kommt zum Shorttrack-Training immer ins Grafinger Eisstadion.

Stephanie Krause kommt zum Shorttrack-Training immer ins Grafinger Eisstadion.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Wie kommt man eigentlich zum Shorttrack? Schon als Kind habe sie damit angefangen, ihre Nachbarin war die Trainerin, das Stadion nur einen Spaziergang entfernt. Und seitdem liebe sie diese Sportart. "Mir gefällt die Geschwindigkeit einfach", sagt sie. "Außerdem sind wir beim EHC wie eine große Familie, da macht's einfach Spaß".

In ihrer noch jungen Karriere gab es auch harte Momente

Dabei hat es im Laufe ihrer noch jungen Karriere auch harte Momente gegeben. Bei Stürzen bleiben den Fahrern Verletzungen meist nicht erspart, denn wenn man nur mit Helm, Knie-, Knöchel- und Schienbeinschonern ausgerüstet aufs Eis kracht, sei das Risiko einer Verletzung sehr hoch, sagt sie. Zum Schutz trage sie besonders stabile Unterwäsche, die sie weitestgehend vor den messerscharfen Kufen der Schlittschuhe schütze. "Das kann man sich ein bisschen wie Skiunterwäsche vorstellen, nur in schnittfest", erklärt sie. Ganz ohne Schrammen ist sie freilich nicht davon gekommen, "zum Glück aber war es aber noch nie schlimmer."

Weil es in Deutschland nur sehr wenig Shorttrack-Vereine gibt, sind die Reisen zu den zwölf bis 14 Wettkämpfen in der Saison ziemlich weit. Der größte Verein, der Olympiastützpunkt in Dresden, habe gerade mal 40 Athleten, erzählt sie. Dass sie mit den besten Konkurrenten mithalten können, sei für sie "allerdings inzwischen fast unmöglich.

Wegen der engen Hallenbelegung im Eisstadion, vor allem durch die vielen Eishockeyteams, haben die Grafinger Shorttracker nur wenig Eiszeiten" erzählt sie. "In Dresden wird bis zu zweimal täglich trainiert, da können wir mit drei Trainingseinheiten pro Woche nicht mithalten". Und ausgerechnet jetzt, da es so schwer wird, sich zu behaupten, sei sie in dieser Saison lange krank gewesen, habe an keinem Wettkampf teilnehmen können, zusätzlich sei ihr Trainingsrückstand mittlerweile ziemlich groß.

Dass sie wie viele andere zum Olympia-Stützpunkt nach Dresden wechselt, kann sie sich derzeit trotzdem nicht vorstellen, "da müsste ich auf ein Internat gehen, dann wäre ich im Winter kaum zu Hause", sagt sie. "Natürlich würde ich trotzdem gern wie meine Vorbilder im Weltcup oder bei Olympia an den Start gehen", sagt sie. Diesen Winter will Stephanie deshalb nutzen, um zu regenerieren und die Spritzigkeit zurückzugewinnen. "Mit der Unterstützung des Trainer, des Vereins und der Eltern will ich dann wieder voll angreifen."

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