Der Sport im Ort:Home Run der Wildschweinchen

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Die Schülermannschaft der "Baldham Boars" hat neun der vergangenen elf Spiele gewonnen. Wie die drei Trainer 15 energiegeladene Nachwuchs-Baseballspieler im Zaum halten

Von Amelie Hörger, Vaterstetten

Leuchtende Kappen auf den Köpfen, die Hosen schon ein wenig vom Training in Mitleidenschaft gezogen und rote Shirts mit einem B auf der Brust - so stehen sie da, die Spieler der Schülermannschaft der "Baldham Boars". Wie echte Profis sehen die jungen Baseballer schon jetzt aus, aber um tatsächlich welche zu werden, dafür braucht es Disziplin und viel Training. Und zwar im Rennen, Werfen und natürlich im Schlagen, denn all diese Fähigkeiten sind wichtig, um am Ende einen Home Run zu erzielen und so die höchstmögliche Punktzahl für das Team zu holen. Bisher haben die Buben den Erfolg schon auf ihrer Seite: In den vergangenen elf Spielen gegen unter anderem Mannschaften aus Augsburg oder Füssen, haben die Schüler nur zwei Spiele verloren und neun gewonnen. Damit es weiterhin so gut läuft, wird fleißig geübt.

Das zweistündige Training findet auf dem kleinen Rasenplatz direkt neben der Baustelle für die neue Schule statt. Die zwischen sechs und elf Jahre alten Spieler der Schülermannschaft haben sich selbst die "Wild Hogs" getauft, das klingt irgendwie cooler als Schülermannschaft und einen eigenen Namen wollten sie auch haben, zusätzlich zum "Boars". Die Bedeutung ist gleich: Beides heißt "Wildschweine", wobei Wildschweinchen noch besser passen würde. Gecoacht werden die 15 Schüler seit drei Jahren von einem Team aus drei Trainern. Was im Training am Ende geübt wird, das besprechen die drei vorher über Whatsapp, so Trainer Christian Popp. Mit seiner Frau Alexandra Popp, die praktischerweise auch im Coachingstab ist, da ist die Absprache sogar noch einfacher.

Die Nachwuchs-Baseballer sind mehr als eine Schülermannschaft: Sie sind die "Wild Hogs", die wilden Schweine, oder eben: Wildschweinchen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei dem Training am Mittwochnachmittag wird sich zuerst einmal auf das Laufen, auf Schnelligkeit und Technik konzentriert. Besonders beliebt: Das Sliden. Soll heißen, möglichst effektvoll quer in das Ziel (die sogenannte Base) zu rutschen, denn nur wenn der Spieler diese rechtzeitig erreicht, scheidet er nicht aus. Jede Base, eine kleine weiße Platte auf dem Boden, ist von rotem Sand umgeben, dann tut der Stunt nicht ganz so weh und sieht dadurch außerdem deutlich spektakulärer aus. Denn der Sand spritzt in die Höhe und hüllt den am Boden liegenden Spieler in eine kleine rote Staubwolke ein. "Das haben die bei den Großen gesehen", erklärt Trainer Christian Popp kopfschüttelnd die Begeisterung für die Übung.

Der Bub mit der Nummer 20 macht sich gerade bereit: In die Knie gehen, Arme an die Seite, Kopf nach vorne. Trainer Etienne Probst macht es vor, dann wird losgesprintet. Vorbei an der dritten Base, den Fallwinkel genau auszirkeln, auf den Boden werfen und mit den Füßen voranrutschen. Staub wirbelt auf und die graue Hose ist plötzlich nicht mehr ganz so grau. Mit zufriedener Miene und voll mit rotem Staub stellt sich der Junge hinten an. Der Nächste darf sein Glück versuchen.

Sliden und schlagen können sie aber bereits fast wie "Boars", also die großen Baseballer-Wildschweine. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als der Spieler mit der Rückennummer 76 zu der Übung ansetzt, bleibt sein Fuß im Sand stecken, und er sitzt kurz mit betretenem Gesicht auf dem Hosenboden. Trainer Probst ist sofort zur Stelle und fragt nach, ob etwas passiert sei. Als der Bub klagt, er sei umgeknickt, hebt ihn Probst einfach hoch, trägt ihn zur Seitenlinie und setzt ihn auf einen Eimer. Lange währt der Schmerz nicht, kurz darauf reiht sich der Bub schon wieder in die Schlange seiner Teamkameraden ein.

Einige Eltern stehen hinter dem Zaun und feuern ihre Kinder beim abschließenden Spiel an. Die meisten Schläger stellt der Verein, einige haben auch schon ihr eigenes Schlagwerkzeug. "Schnell, schnell", ruft ein Vater, als sein Sohn den Baseball in hohem Bogen ins Spielfeld schlägt. Der Schläger knallt auf den Boden, der Bub rennt los. Erste Base, zweite Base, dann ist Schluss, lieber stehen bleiben, bevor man zu viel riskiert und am Ende ausscheidet.

Zwischen sechs und elf Jahre alt sind die Nachwuchs-Baseballer in Vaterstetten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf der anderen Seite des Platzes wärmen sich die Spieler der ersten Herrenmannschaft auf. Ab und an wirft ein Bub einen bewunderten Blick zur Seite, vor allem Herren-Cheftrainer Matt Laack aus San Francisco ist beliebt bei den Kindern, obwohl er kaum deutsch spricht. Das Spiel ist in vollem Gange, doch als Laack ein kleines Tänzchen vor den Jungs aufführt, lenkt das die Baseballer dann doch kurz vom Spielverlauf ab. Allerdings nur solange bis man erneut den bekannten blechernen Knall hört, den der Schläger macht, wenn einer der "Wild Hogs" den Baseball getroffen hat. Dann heißt es: Augen auf und loslaufen.

Das Schlagen gegen den Baseball macht den Kindern besonders viel Spaß, dafür wird dann auch schweren Herzens die schöne rote Kappe gegen einen schwarzen Helm eingetauscht. Plötzlich kommt ein Papa auf den Platz: Er möchte das mit dem Schlagen auch einmal ausprobieren. "Wir binden hier auch die Eltern mit ein", lacht Popp und beobachtet, wie der Ball im zweiten Versuch über den Platz fliegt. Danach räumt der Vater wieder das Feld und es heißt im finalen Spiel, Groß gegen Klein. Die Schülermannschaft gegen die Herrenmannschaft. Christian Popp erklärt stolz: "Jeder ist einer von den Boars!

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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