Der Sport im Ort:Astreine Arbeit

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Guter Durchschnitt: Im Wettkampf geht es für Uli Huber um Schnelligkeit, Sicherheit und Präzision. So hat sich der Forstinninger jüngst den Deutschen Meistertitel in der "Formel 1 der Waldarbeit" gesichert. (Foto: Stihl Vertriebszentrale Dieburg (oh))

Uli Huber aus Forstinning feilt seit Jahrzehnten an seiner Technik beim Motorsägen. Mit seinem "Fichtenmoped" hat der 50-Jährige nun auch die Deutsche Meisterschaft gewonnen

Von Konstantin Schätz, Forstinning

Der Motor heult auf, mit 15 000 Umdrehungen pro Minute setzt sich die Maschine in Gang. Nein, es ist kein Rennauto. Auch wenn die Sportart als "Formel 1 der Waldarbeit" bezeichnet wird. Es ist die Motorsäge von Ulrich Huber, die sich durch das Holz eines Baums frisst. Sein "Fichtenmoped", mit dem er vor wenigen Tagen den letzten Titel holen konnte, der ihm noch fehlte.

"Waldarbeitsmeisterschaften" heißt der Sport, in dem sich Uli Huber, 50, im Jahr 2014 als bayerischer Champion und als Weltmeister beweisen konnte. Den Weltmeistertitel hat der Forstinninger sogar doppelt gewonnen, im Einzel und zusammen mit seinem Team in der Mannschaftswertung. Am vergangenen Wochenende - drei Jahre nach seinem Dreifacherfolg - gelang es ihm dann, sich gegen 67 Konkurrenten durchzusetzen und den Titel als deutscher Meister mit nach Forstinning zu nehmen.

Einen Pokal gibt es für den Sieg nicht

Doch einen klassischen Pokal, in den normalerweise etwas wie "Deutscher Meister der Waldarbeit 2017" eingraviert würde, erhielt er nicht. Stattdessen durfte der gelernte Forstwirt ein Messingschild mit seinem Namen an eine sechs Zentimeter dicke Baumscheibe hängen. Dreimal müsste er die deutsche Meisterschaft gewinnen, um die Baumscheibe, den "Pokal", mit nach Hause nehmen zu dürfen. "Das habe ich Marco Trabert dieses Jahr versaut", sagt er und erklärt, dass sein Konkurrent den Titel zuvor schon zweimal geholt hatte. "Wenn er dieses Jahr Erster geworden wäre, hätte er die Holzscheibe mitnehmen dürfen."

Sein Trainier, Dirk Schmidt, der ihn seit elf Jahren begleitet, bezeichnet Uli Huber als eine "Wettkampfsau". Huber selbst sieht das ähnlich: "Im Training mache ich häufig Fehler. In den Wettkämpfen kann ich mich dann konzentrieren und meine Leistung abrufen." Vor allem die "Entastung", die schwierigste der fünf Disziplinen, aus denen sich die Waldarbeitsmeisterschaften zusammensetzen, würde ihm liegen. "Ich habe einfach das Feeling dafür", sagt er.

Bleiben zu lange Aststummel stehen, gibt das Minuspunkte

Die Schwierigkeit in dieser Kategorie, in der es darum geht, ein waagrecht liegendes Gipfelstück mit 28 bis 32 Ästen so sauber und schnell wie möglich zu "entasten", ist die Koordination der Vorwärtsbewegung während man Äste wegschneidet. "Man darf nur vorwärts gehen, wenn die Spitze der Säge auf der anderen Seite des Stammes ist, als man selbst." Anderenfalls, wird es als Verstoß gegen die Arbeitssicherheit gewertet. Außerdem gibt es Punktabzug, wenn die Stummel der abgesägten Äste noch mehr als fünf Millimeter hoch sind oder man fünf Millimeter in den Stamm schneidet. Um ein astreines Ergebnis erzielen zu können, müsse man deshalb in einen "Bewegungsfluss" kommen, erklärt der 50-Jährige.

Ein bis zwei Mal die Woche trainiert er die Entastung zusammen mit den Disziplinen Präzisionsschnitt, Zielfällung und Kombinationsschnitt. Die fünfte Kategorie, den Kettenwechsel, übt er jeden Tag: "Immer wenn meine Kollegen in der Mittagspause essen gehen, stell ich mich mit meiner Kettensäge hin und mache den Kettenwechsel." Ein Ablauf, an den sich seine Mitarbeiter mittlerweile gewöhnt haben.

Schon in vier Wochen steht der nächste Wettbewerb an

Die Waldarbeit liegt Ulrich Huber in den Genen: "Mein Vater, mein Großvater, mein Urgroßvater. Alle waren schon im Forst." Diese Tradition der Familie reicht sieben Generationen zurück. "Schon als Kind bin ich mit meinem Vater in den Wald gefahren", erinnert er sich. Mit 15 hat er dann seine Lehre als Forstwirt begonnen. Mittlerweile arbeitet er aber als Bauhofarbeiter in der Gemeinde Poing. "Obwohl ich qualifizierter Baumkontrolleur bin, habe ich mit dem Fällen von Bäumen eigentlich nicht mehr viel zu tun."

Zumindest nicht mehr im beruflichen Sinn. Wer aber glauben sollte, er würde sich jetzt nach dem Titel als deutscher Meister auf seinem Erfolg ausruhen und die Säge an den Nagel hängen, der ist auf dem Holzweg. Denn in vier Wochen gibt es bereits den nächsten Wettbewerb: Die "Kaderfindung" für die Weltmeisterschaft, die nächstes Jahr in Norwegen stattfindet. "In diesem Wettbewerb treten die zehn besten Waldarbeiter gegeneinander an, um herauszufinden, wer sich für die Nationalmannschaft eignet." Die nächste Gelegenheit, bei der Uli Huber mit seinem Fichtenmoped unter Beweis stellen kann, aus welchem Holz er geschnitzt ist.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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