Der Adventsreporter:Billigware muss draußen bleiben

Der Adventsreporter: Christian Rieger und Annabel Rohwer verkaufen bei einer Tombola Lose zugunsten des Aktivkreises Flüchtlinge.

Christian Rieger und Annabel Rohwer verkaufen bei einer Tombola Lose zugunsten des Aktivkreises Flüchtlinge.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwaben achtet beim Wintermarkt verstärkt darauf, was angeboten wird - das kommt bei den Besuchern an

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Da hat sich der Händler wohl vertan: "Die besten Nüsse der Wiesn" preist er an, und das drei Monate nach dem Oktoberfest auf dem Wintermarkt in Markt Schwaben. Um ihn herum verkaufen andere Stände entlang der Ebersberger Straße Magenbrot, Olivenöl, mediterrane Brotaufstriche, Plätzchen sowie Würste, Speck und Käse. Weihnachtszauber? Auf den ersten Blick Fehlanzeige. Schnee ist rund um den Marktplatz ebenso wenig zu finden wie Christbaumkugeln oder eine lebendige Krippe. Nur an einem CD-Stand sind Weihnachtslieder zu hören.

Fast scheint es vom Rathaus kommend, als ob das Vier-Jahreszeiten-Konzept, das die Gemeinde seit diesem Jahr bei den Märkten umsetzt, ausschließlich aus Fressständen besteht. Doch der Eindruck ändert sich nach ein paar Metern, ein bisschen zumindest: Hier werden Ledergürtel angeboten, dort Lammfelle und Wollhausschuhe, es gibt Korbwaren, Schmuck, Mützen und Wohn-Accessoires. "Wir wollten nicht nur Essensstände haben", sagt Katrin de Laporte, die als Ordnungsamtsleiterin mit der Organisation betraut war. Sie dreht gerade ihre Runde über den Wintermarkt und spricht mit den Ständebetreibern und notiert sich Punkte, die noch nicht optimal gelaufen sind: "Wir versuchen bewusst, da zu sein. Sie sollen das Gefühl haben, dass das uns wichtig ist."

Früher war das Rathaus unzufrieden mit dem Angebot auf den Märkten, Billigartikel und lieblose Stände luden nicht unbedingt zum Bummeln ein. Seit Jahresanfang versucht Markt Schwaben daher etwas Neues: Jedes Vierteljahr wird ein Themenmarkt organisiert. Ständebetreiber müssen sich vorab bei der Verwaltung bewerben, Fotos von ihrem Stand schicken und nachweisen, woher sie ihre Ware beziehen. "99-Cent-Produkte wollen wir nicht mehr haben, fünf-Euro-T-Shirts auch nicht", sagt de Laporte. 15 bis 20 Stände hat sie die vergangenen Male deshalb abgewiesen, auch am Sonntag waren keine entsprechenden Stände in Markt Schwaben zu sehen. Gekommen sind dafür neue Betreiber ohne Billigware. Anjad Naveed aus Berlin zum Beispiel mit seinen Lammfellen. Natürlich müsse er auch schauen, dass der Preis stimmt, sagt er: "Aber vor allem muss die Qualität passen." Ähnlich äußert sich Mohammed Khan, der erstmals in Markt Schwaben Lederwaren verkauft: "Viele Leute wollen Gürtel für fünf Euro. Warum? Einen guten Gürtel hast du ein Leben lang."

Bei den Besuchern kommt das neue Konzept offenbar an: Rund 200 Menschen suchen zur Mittagszeit an einem der 28 Stände nach einem Weihnachtsgeschenk, ratschen miteinander auf dem Marktplatz oder gönnen sich in der Sonne einen Kaffee oder Glühwein. Vielleicht sind es in manchen Fällen aber auch die Animationen, die die einst ungeliebten Märkte wieder attraktiver gemacht haben. In einer Holzhütte am Marktplatz etwa warten Elftklässler des P-Seminars "Flüchtlinge" des Franz-Marc-Gymnasiums auf Kinder, die sich Spiderman, Katze oder Tiger ins Gesicht malen lassen wollen. Die Einnahmen kommen den Asylbewerbern zugute. Die kleine Mia hat sich für einen Hasen entschieden. "Am liebsten hätte sie sich gleich mehrere Sachen ausgesucht", berichtet ihre Mutter.

Kinderschminken ist schon bei den drei Themenmärkten zuvor beliebt gewesen. Für den Frühlingsmarkt am 8. Mai plant die Gemeinde allerdings schon wieder Neues, das geboten werden könnte: Auftreten könnte dann unter anderem eine Trommelgruppe.

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