Denkmalschutz mit Genuss:Die Post ist da

Die Gemeinde Vaterstetten kauft für 850 000 Euro Parsdorfer Traditionswirtshaus

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Zwei Wochen vor dem Fest freut man sich in Vaterstetten über eine lang erwartete Bescherung: die Gaststätte Alte Post in Parsdorf. Ein Geschenk ist die rund 500 Jahre alte Wirtschaft indes nicht, 850 000 Euro wird die Gemeinde der Kirche - die bisherige Eigentümerin - bezahlen. Außerdem steht eine umfassende Sanierung an, die nach Schätzung von Experten zwischen 650 000 und 2,4 Millionen Euro kosten könnte.

Trotz dieser Summen überwiegt im Rathaus eindeutig der Optimismus. "Frohe Kunde zur Weihnachtszeit" sei das nun zustande gekommene Geschäft, so Bürgermeister Georg Reitsberger. Die Gremien des Erzbischöflichen Ordinariats haben am Montag dem Verkauf zugestimmt. Damit sei "die Parsdorfer Traditionsgaststätte mit ihrem legendären Biergarten und dem allseits geschätzten und vielfach genutzten Festsaal gerettet". Zugleich, so betont der Bürgermeister, bleiben die kirchlich verwendeten Räume erhalten. Tatsächlich stand in den vergangenen Jahren auch die Möglichkeit im Raum, dass das alte Wirtshaus abgerissen werden könnte.

Begonnen hatte der Ärger um die Alte Post vor mehr als zwei Jahren, damals gab es Unstimmigkeiten zwischen dem Pächter und der Kirche um anstehende Renovierungen, beziehungsweise darum, wer diese bezahlen sollte. In der Folge wurde das Pachtverhältnis beendet, eine neue Nutzung fand die Kirche aber lange Zeit nicht - auch wegen der anstehenden Sanierungsarbeiten. Die Gemeinde verhandelte mit der Kirche über einen Tausch gegen ein anderes Grundstück, auch eine Erbpachtlösung war im Gespräch.

Die Alte Post gilt als Geburtsort der Gemeinde

Das Interesse an der alten Wirtschaft hat zum einen praktische Gründe - die Post mit ihrem großen Saal ist der einzige Veranstaltungsort in der Gegend - aber auch historische: Mit dem Kauf "wird die Gemeinde Vaterstetten Eigentümerin ihrer Geburtsstätte", sagt Reitsberger: Die Posthalterei und die Gaststätte waren bei der Gemeindegründung am 26. Juni 1818 ausschlaggebend, dass Parsdorf zum Gemeindesitz benannt wurde. Daran möchte man in Vaterstetten auch im übernächsten Jahr erinnern, Reitsberger hat wiederholt erklärt, dass der 200. Gemeindegeburtstag eigentlich nur in der Alten Post gebührend gefeiert werden kann.

"Letztendlich hat sich das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger ausgezahlt, dauerhaft ein Objekt von herausragender historischer Bedeutung zu erhalten", lobt der Bürgermeister alle, die sich um die Post verdient gemacht haben. Er bedankt sich auch ausdrücklich bei den kirchlichen Gremien, die sich sehr klar zum Erhalt des Objekts geäußert hätten. "Nun gilt es, die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb zu schaffen", so Reitsberger. Dazu gebe es bereits Überlegungen. Der Gemeinderat soll sich sehr bald mit diesem Thema befassen - mit einer klaren Zielvorgabe: "Unseren Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich, dass der Ortskern von Parsdorf mit seinem Wirtshaus wieder ein lebendiger Mittelpunkt unserer Gemeinde wird, ein Blickfang und freundlicher Ort für viele Gäste."

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