Bevölkerung:Demografischer Wandel wirkt sich auf Wohnraum aus

Bevölkerung: Nicht nur in Poing wird gebaut: Im Kreis hat sich die für Siedlungen und Verkehrswege genutzte Fläche nahezu verdoppelt.

Nicht nur in Poing wird gebaut: Im Kreis hat sich die für Siedlungen und Verkehrswege genutzte Fläche nahezu verdoppelt.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Bevölkerung im Landkreis nimmt immer mehr zu - allerdings nicht gleichmäßig. Besonders der Anteil der Senioren wächst, was wohl auch mit den hohen Preisen für Wohnraum zu tun hat.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Immer wohlhabender, immer älter und immer mehr werden die Bürger des Landkreises Ebersberg. Dies belegt nun die kürzlich erschienene Jahresstatistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München. Und zumindest das mengenmäßige Wachstum wird laut den Statistikern in den kommenden Jahrzehnten weitergehen. Sie rechnen bis 2034 mit etwa 158 000 Landkreisbürgern, das sind rund 23 000 mehr als aktuell und entspricht einer Wachstumsrate von 17,4 Prozent.

In einigen Landkreisgemeinden gab es in den vergangenen Jahren bereits ähnlich hohe und sogar noch deutlich höhere Zuwachsraten. So stieg die Bevölkerungszahl in Markt Schwaben und Egmating zwischen 2004 und 2014 um jeweils etwa 17,5 Prozent auf nun 12 884 beziehungsweise 2283. Spitzenreiter ist allerdings Poing, hier nahm die Bevölkerung im gleichen Zeitraum sogar um 24 Prozent auf 14 449 Einwohner zu. Der Landkreisdurchschnitt beim Bevölkerungswachstum lag zwischen 2004 und 2014 bei 9,7 Prozent, lediglich in einer von 21 Kommunen ging die Bevölkerung zurück, die Gemeinde Baiern verlor etwa vier Prozent der Einwohner auf nun noch 1409.

Am dichtesten besiedelt ist Poing

Auch aus langjährigen Vergleichsdaten lässt sich ein stetiges Wachstum ablesen, besonders sichtbar wird dieses bei der Flächennutzung. So wurden im Jahr 1980 noch 55,62 Prozent der Flächen im Landkreis landwirtschaftlich genutzt, 34 Jahre später waren es nurmehr 48,17 Prozent. Gleichzeitig hat sich die für Siedlungen und Verkehrswege genutzte Fläche nahezu verdoppelt. Waren 1980 noch 6,41 Prozent des Landkreises von Straßen, Schienen und Häusern bedeckt, waren es Ende 2014 bereits 12,32 Prozent.

Am dichtesten besiedelt ist derzeit Poing, hier bestehen nahezu 35 Prozent des Gemeindegebietes aus Straßen und Häusern. Mit einigem Abstand folgen die Gemeinden Markt Schwaben und Vaterstetten, wo der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche 29 beziehungsweise 26 Prozent ausmachen. Vergleichsweise dünn besiedelt ist der Süden, in Bruck und Frauenneuharting sind sogar nur rund sechs Prozent des Gemeindegebietes überbaut.

Der Hausbau ist im Süden günstiger

Beim Bau von Wohnungen und Wohnhäusern liegen die Gemeinde Zorneding und die Stadt Grafing vorne. Hier entstanden im vorvergangenen Jahr jeweils 100 Wohnungen, in Markt Schwaben immerhin noch 81. Insgesamt wurden 2014 im Landkreis 534 neue Wohnungen fertiggestellt. Das entspricht vier Stück pro 1000 Einwohner und liegt knapp unter dem Schnitt in der Region mit 4,5 Wohnungen pro 1000 Einwohner aber über dem Landesschnitt, der bei 3,5 Wohnungen liegt. Aktuell zählen die Statistiker 57 005 Wohnungen im Landkreis, 23 700 davon sind Häuser mit einer Wohneinheit, 23 965 befinden sich in Häusern mit drei und mehr Wohnungen.

Wer ein neues Wohnhaus bauen will, zahlt im Landkreisdurchschnitt 419 Euro pro Quadratmeter Bauland. Am teuersten ist dieses aktuell in Poing mit 693 Euro, in Markt Schwaben mit 658 Euro und in Vaterstetten mit 600 Euro. Allerdings sind auch das nur Durchschnittswerte, so gibt es in allen drei Gemeinden auch Baugebiete, in denen die Quadratmeterpreise inzwischen vierstellig sind. Vergleichsweise günstig kommt der Häuslebauer noch in Aßling an ein Grundstück, hier kostet der Quadratmeter im Durchschnitt 245 Euro, in Frauenneuharting 233 Euro und in Emmering sogar nur 218 Euro.

Die Zahl der Pendler steigt an

Dass die Preise für viele zunehmend ein Problem darstellen, darauf deuten die Daten zur Bevölkerungswanderung und zum Einkommen hin. Denn daraus kann man eine gewisse Verdrängung ablesen: So stammen die meisten Zuzügler seit Jahren aus der im Vergleich zum Landkreis noch teureren Landeshauptstadt München, rund 1100 waren es 2014, immerhin 800 zehn Jahre zuvor. Gleichzeitig verliert der Landkreis Bevölkerung an Regionen außerhalb des Großraumes München, wo die Landpreise billiger sind. Knapp 200 Ebersberger zogen 2014 in einen bayerischen Landkreis außerhalb des S-Bahn-Radius, 2014 waren es bereits rund 450.

Dafür spricht auch, dass in den vergangenen zehn Jahren sowohl die Zahl der Ein- als auch der Auspendler gestiegen ist. Waren 2004 noch 35 936 Ebersberger außerhalb des Landkreises beschäftigt, stieg die Zahl bis 2014 auf 45 900. Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei den Einpendlern, hier stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 22 848 auf 27 740. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass Neubürger aus der Landeshauptstadt weiter an ihrem alten Arbeitsplatz tätig sind, genau wie ehemalige Ebersberger, die nun anderswo eine Bleibe gefunden haben.

Hohes Durchschnittseinkommen im ganzen Kreis

Denn den Landkreis Ebersberg muss man sich leisten können, dies zeigen die Daten zum verfügbaren Einkommen. 2009 lag dieses noch bei durchschnittlich 22 968 Euro pro Einwohner, 2013, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, hatte der Durchschnitts-Ebersberger bereits 25 301 Euro pro Jahr zur Verfügung. Zum Vergleich: In der Region München, inklusive Landeshauptstadt, lag das Durchschnittseinkommen 2013 bei 25 835 Euro im Jahr, während der Durchschnittsbayer mit 22 767 Euro auskommen muss.

Möglicherweise hat dies auch Folgen für die demografische Entwicklung im Landkreis, sicher zumindest ist, dass das Durchschnittsalter immer höher wird. Waren vor zehn Jahren noch je rund 20 000 Landkreisbürger zwischen 30 und 39 Jahren sowie älter als 65 Jahre, ist der Anteil der ersten Gruppe mittlerweile auf rund 15 000 gesunken, jener der Senioren dagegen auf 25 000 gestiegen. Aktuell sind 18,8 Prozent der Landkreisbürger älter als 65, 16 Prozent waren es noch 2004. Der Anteil der 18 bis 64-Jährigen ist dagegen von 63,7 auf 62 Prozent, und jener der unter 18-Jährigen von 20,3 auf 19,2 Prozent gesunken.

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