Debatte über Windkraft:"Windräder sollten nicht überall stehen"

Der neue Landkreis-Klimamanager Hans Gröbmayr über Chancen für Kommunen, das Landschaftsbild zu erhalten

Der Neue im Landratsamt: Hans Gröbmayr hat zum 1. September den neu geschaffenen Posten des Klimamanagers für den Landkreis Ebersberg bezogen - und wirkt nun im Zentrum der vielerorts aufkeimenden Kontroversen um Windrad-Standorte.

Herr Gröbmayr, bevor Windräder errichtet werden, wollen mehrere Gemeinden baurechtliche "Konzentrationszonen" ausweisen. Können sie damit Windräder verhindern?

Nein. Man kann nur steuern, nicht verhindern. Angesichts der Zielmarke von 1500 Windrädern, welche die Landesregierung im Freistaat gebaut sehen will, ist das aber schon eine Menge wert.

Was können die Gemeinden denn steuern?

Die Standorte, an denen Windräder entstehen. Das heißt: Obwohl das Baurecht in Deutschland Windkraftanlagen sehr großzügig zulässt, indem es sie als privilegierte Vorhaben ausweist, können Gemeinden damit sagen: Wir wollen nicht alle unsere geeigneten Flächen für die Windkraft zur Verfügung stellen. Sondern nur bestimmte, begrenzte Teile dieser geeigneten Flächen: die Konzentrationszonen. Das muss dann in Form eines Teilflächennutzungsplans beschlossen werden.

Der Bürgermeister von Anzing, Franz Finauer (UBA), hat vorgeschlagen, dass sich die Gemeinden im Landkreis hierbei untereinander koordinieren. Was halten Sie davon?

Ich halte das für sehr richtig. Die Entscheidung über die Ausweisung einer Konzentrationszone muss jede Gemeinde für sich treffen, aber die Diskussion kann durchaus im Landratsamt zusammenlaufen. Unser Nachbarlandkreis Erding zum Beispiel ist da sehr weit.

Welchen Vorteil versprechen Sie sich von einer solchen Koordinierung?

Die Gemeinden könnten höflicherweise davon absehen, Windräder direkt an ihre Grenzen zu stellen...

...wie das die Gemeinde Haar für ihre Grenze zu Vaterstetten plant.

Soweit ich informiert bin, verständigen sich diese beiden Gemeinden gerade. Das ist also gerade ein positives Beispiel.

Welche Vorteile sehen Sie noch?

Die Gemeinden können gemeinsam an dem Ziel arbeiten, die Landschaft vor Verunstaltungen zu schützen. Grundsätzlich muss jedem klar sein, dass die Energiewende zu sehen sein wird. Aber es gibt sicher Bereiche im Landkreis, in denen Windräder nicht stehen sollten.

Wo denn?

Ich denke da an Aussichtspunkte, an Ausflugsgaststätten. Da sollte man den Alpenblick nicht verbauen.

Könnte es sein, dass einzelne Gemeinden auch ganz ungeschoren davonkommen - dass also bei einer übergreifenden Planung dort gar keine Windräder vorgesehen werden?

Nein. Das Prinzip lautet: Wo geeignete Flächen für Windräder sind, da dürfen Windräder gebaut werden. Wenn in einer Gemeinde keine Konzentrationszonen ausgewiesen werden, dann bleibt es bei diesem Prinzip.

Wenn künftig in jeder Gemeinde darüber diskutiert wird, wo eine Konzentrationszone hin platziert werden soll - stehen uns dann jahrelange Debatten nach dem St.-Florians-Prinzip ins Haus? Niemand möchte doch eine Konzentrationszone vor seiner Haustür.

Dem Streit wird man nicht aus dem Weg gehen können. Aber den Bürgern muss klar sein, dass die Windräder kommen - sie sind, wie gesagt, rechtlich nicht zu verhindern. Das hat der Bundesgesetzgeber vorgegeben. Und bei den geplanten 1500 Windrädern in Bayern wird ja künftig jeder Bürger ein Windrad mehr oder weniger nah vor seiner Haustür haben.

Interview: Ronen Steinke

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