Bürgerentscheid:Kirchseeoner votieren für Südumgehung

Mit hauchdünner Mehrheit stimmen die Bürger für eine weiträumige Umfahrung - Wahlbeteiligung liegt bei 62,2 Prozent. Das Ergebnis hat einen weiteren Urnengang zur Folge: Am 7. Oktober wird über eine Tunnellösung entschieden.

Carolin Fries

Die Kirchseeoner Bürger haben sich am Sonntag denkbar knapp für die weitläufige Südumgehung ausgesprochen. Weil sowohl das Ratsbegehren der Marktgemeinde als auch das Bürgerbegehren zum Schutz des Kirchseeoner Südens mehrheitlich angenommen wurden, war die Stichfrage entscheidend. Darin sprachen sich 50,44 Prozent der Wähler für eine Umgehung im Süden aus und 49,56 Prozent dagegen. Das sind 40 Stimmen, die letztlich die Wahl entschieden haben. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,27 Prozent.

Bürgerentscheid: Knappes Ergebnis: Die Bürger von Kirchseeon stimmen für die Ortsumgehung.

Knappes Ergebnis: Die Bürger von Kirchseeon stimmen für die Ortsumgehung.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Bürgermeister Udo Ockel (CSU) sprach von einem "Wimpernschlag-Finale". "Es war klar, dass es knapp wird. Aber das es so knapp wird" - das hatte er nicht erwartet. Und dennoch zähle das Ergebnis: "Wenn das jetzt eine Bürgermeisterwahl gewesen wäre, dann gäbe es jetzt auch einen." Südtrassen-Befürworter Hermann Trax sprach von einem "Erfolg für die Demokratie." Er sei "überrascht", dass sich das Ratsbegehren durchgesetzt habe. Die Gegner der Südumfahrung werteten das Ergebnis ebenfalls als Erfolg. "Es gegen den Bürgermeister, die SPD und die Freien Wähler von null auf fünfzig Prozent zu schaffen" sei ein Erfolg, meinte Andrea Oberhauser von der Aktionsgemeinschaft zum Schutz des Kirchseeoner Südens. Und Andreas Scherer, ebenfalls von der Aktionsgemeinschaft, meinte: "Bei dem Ergebnis kann man nicht von Akzeptanz sprechen."

4640 der rund 7500 Wahlberechtigten haben in den vier Wahllokalen oder per Briefwahl ihre Kreuzchen gemacht. Drei Fragen galt es zu beantworten, nämlich ob sich die Marktgemeinde für eine Ortsumgehung im Süden für den Bundesverkehrswegeplan bewerben soll. Dafür hatte der Gemeinderat mehrheitlich gestimmt und ein Ratsbegehren angestrengt. Die Bürgerinitiative zum Schutz des Kirchseeoner Südens initiierte ein Bürgerbegehren. Für den Fall, dass beide Begehren das Quorum von 20 Prozent der möglichen Stimmen erreichen sollten, gab es die entscheidende Stichfrage: Sind Sie für oder gegen die Südumgehung? Das Ratsbegehren wurde mit 52,61 Prozent angenommen. 47,39 Prozent der Wähler lehnten die Umgehung ab. Das Bürgerbegehren erhielt 54,04 Prozent Ja-Stimmen. 45,96 Prozent sprachen sich hier gegen den Schutz, also für die Umgehung aus. Während beim Ratsbegehren lediglich 156 ungültige Stimmen gezählt wurden, waren es beim Bürgerbegehren mit 358 Stimmen mehr als doppelt so viele. Udo Ockel sprach von "auffallend vielen ungültigen Stimmen beim zweiten Begehren". "Die Wähler haben sich auf die Stichfrage konzentriert", erzählte ein Wahlhelfer im Rathaus. Die vorangehenden Fragen seien vielen Wählern nicht hundertprozentig schlüssig gewesen. "Es war klar, dass es wohl die Stichfrage entscheiden würde."

Wenig überrascht war man auch von der hohen Wahlbeteiligung von 62, 27 Prozent, die jene der Kommunalwahl vor vier Jahren - 60,27 Prozent - leicht übertraf. "Das ist ein heißes Thema", sagte Andreas Scherer von der Aktionsgemeinschaft. Die meisten Gemeindebürger traten in Eglharting an die Urne: Insgesamt 1297 Kirchseeoner gaben hier ihre Stimme ab. Prozentual betrachtet lag die Wahlbeteiligung in Kirchseeon-Dorf mit 58,78 Prozent am höchsten. In Eglharting wurde lediglich das Bürgerbegehren angenommen, in zwei Kirchseeon-Dorf und einem Kirchseeoner Stimmbezirk hingegen fand ausschließlich das Ratsbegehren eine Mehrheit. Bei den Briefwählern und dem zweiten Kirchseeoner Stimmbezirk erhielten beide Begehren die Mehrheit.

Ockel meinte, die Gemeinde müsse nun "mit dem Ergebnis weiterarbeiten". Doch zuvor kommt es zu einem weiteren Bürgerentscheid. Am 7. Oktober stellt sich die Südumgehung der Tunnellösung, wie sie Kirchseeons Grüne favorisieren. Wieder wird es zwei Fragen und eine Stichfrage geben.

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