Bürgerentscheid:Anzinger stimmen für das Gewerbegebiet

Bürgerentscheid Anzing

Glückliche Gesichter im Anzinger Rathaus: Florian Alte, Franz Finauer und Reinhardt Friedrich (von links) sind zufrieden mit dem Ausgang.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Bürgerentscheid bringt ein klares Ergebnis: Fast 70 Prozent wollen das Projekt neben dem Friedhof.

Von Barbara Mooser, Anzing

Als Bürgermeister Franz Finauer (UBA) um 20.45 Uhr auch noch die letzten Zahlen in seiner Excel-Tabelle auf dem Computer in seinem Büro einträgt, ist er schon ziemlich entspannt. Denn auch das letzte Wahllokal bringt keine Überraschungen mehr mit sich. Schon recht früh am Abend war klar: Die Anzinger befürworten ein neues Gewerbegebiet neben dem Friedhof. Fast 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben mit Ja gestimmt auf die Frage: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Anzing die Ansiedlung beziehungsweise Erweiterung örtlicher Betriebe östlich der Erdinger Straße in unmittelbarer Nähe zur Autobahn ermöglicht und notwendige planungsrechtliche Schritte einleitet?"

Denn der Plan ist, dass der Discounter Lidl auf ein bisher unbebautes Areal neben dem Friedhof zieht und dort größer und großzügiger neu baut. Auf dem dadurch frei werdenden Grundstück gegenüber wollen sich drei Gewerbetreibende aus Anzing ansiedeln: ein Heizungs- und Sanitärbetrieb, ein Unternehmen für Elektroinstallation und Haustechnik und eine Zahnarztpraxis. Angebunden wird das neue Gewerbegebiet durch einen Kreisverkehr, bei dem Lidl zwei Drittel der Kosten übernehmen wird.

Die Gegner, angeführt vom Agenda-Arbeitskreis Ortsgestaltung und dem Ortsverband der Grünen, hatten kritisiert, dass erneut wertvolle Landschaft versiegelt werde und die Bebauungs zu nah an das Quellgebiet der Sempt heranrücke. Noch vor ein paar Tagen hatte der Bürgermeister vorsichtig prognostiziert, dass der Bürgerentscheid wohl knapp für das Gewerbegebiet ausfallen würde - erleichtert ist er darüber, dass das Urteil nun so eindeutig ausgefallen ist. "Ich freue mich, dass die Bürger dem Gemeinderat glauben", sagt er. Der habe schließlich das Projekt einstimmig befürwortet. Weil aber die Kritik aus den Reihen des Agenda-Arbeitskreises Ortsgestaltung nicht abriss, entschied sich der Gemeinderat schließlich dafür, selbst ein Ratsbegehren in die Wege zu leiten und die Anzinger nach ihrer Meinung zu dem Projekt zu fragen.

Das haben diese nun sehr deutlich getan. "Das ist ein klares Ergebnis, da gibt's nichts rumzudeuteln", sagt Dritter Bürgermeister Reinhardt Friedrich (SPD), dies sei sehr gut, denn nun könne man die Planungen, die ins Stocken geraten seien, zügig weiter vorantreiben. Auch Fraktionskollegin Petra Müller ist fröhlich: Die Planungen seien "vernünftig und zukunftsweisend", daher sei sie nun erleichtert, dass die Anzinger so deutlich entschieden hätten. Selbst Dritter Bürgermeister Florian Alte (CSU), der anfangs gegen ein Gewerbegebiet neben dem Friedhof war, sagt, er sei "wirklich sehr erfreut" über den Ausgang. Die Voraussetzungen und Planungen für das Areal hätten sich schließlich grundlegend geändert, statt vieler Kleinbetriebe wie ursprünglich geplant siedle sich der Discounter an und riegle den Friedhof schützend ab.

Viele, die an diesem Abend im Rathaus versammelt sind, teilen aber nicht nur die Freude über das Ergebnis, sondern auch eine Hoffnung. "Es wäre schön, wenn jetzt wieder Frieden in der Gemeinde einkehrt und die Gräben, die aufgerissen wurden, zugeschüttet werden", formuliert es Alte. Und dass man hoffe, dass die Gegner des Gewerbegebiets das Ergebnis auch akzeptieren. Für Reinhard Oellerer, Gemeinderat der Grünen und Mitglied im Ortsvorstand, ist das keine Frage: "Selbstverständlich akzeptieren wir das. Wo kämen wir denn sonst hin!" Demokratischer könne eine Entscheidung schließlich nicht gefällt werden, dies gelte es zu akzeptieren. Enttäuscht ist Oellerer dennoch an diesem Abend: "Schade, dass unsere Argumente nicht durchgedrungen sind. Die Ökonomie läuft der Ökologie doch noch den Rang ab." An der weiteren Planung des Projektes werde er sich konstruktiv beteiligen und versuchen, weiterhin das Beste für Anzing herauszuholen.

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