Bürgerbeteiligung:Ortsmitte mit grünem Flair gesucht

Poinger wünschen sich zudem ein Begegnungszentrum und ein größeres gastronomisches Angebot

Von Christina Seipel

Bürgerbeteiligung: Poings Bürgermeister Albert Hingerl stellt die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor. Foto: Hinz-Rosin

Poings Bürgermeister Albert Hingerl stellt die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor. Foto: Hinz-Rosin

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Das Zentrum einer Gemeinde ist in aller Regel auch ihr Herzstück. Ein Ort, an dem sich das Gemeindeleben konzentriert und an dem es pulsiert. In Poing aber ist das nicht so, zumindest wenn es nach der Meinung der Bürger geht. "Zu nackt", "zu trist" und "wenig heimelig", so beschreiben die Poinger laut einer aktuellen Umfrage ihre Ortsmitte. Das soll sich nun ändern.

In Zusammenarbeit mit der Arge Poing "Am Bergfeld", einer Arbeitsgemeinschaft aus Immobiliengesellschaften, hatte die Gemeinde die Bürger im Mai dazu aufgerufen, ihre Vorschläge in einer Befragung zur Gestaltung der Ortsmitte mit einzubringen. Das Ziel: den großen Platz hinter dem S-Bahnhof sinnvoll zu nutzen und ein lebendiges Zentrum zu kreieren, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Poinger.

Mehr als 300 Bürger hatten sich an der Erhebung beteiligt. 80 Prozent der Befragten kommen aus der Gemeinde, die Mehrzahl aus dem betroffenen Gebiet. Die Ergebnisse der Umfrage wurden nun im Rahmen eines Aktionstages auf dem Marktplatz vorgestellt. Albert Hingerl, der Bürgermeister von Poing (SPD), Arge-Sprecher Helmut Sloim, Bauamtsleiterin Christine Kölbl und Birgitta Nagel, Mitarbeiterin für Kulturangelegenheiten in der Gemeinde, stellten sich den Fragen der Bürger. An einem Wunschbaum konnten diese außerdem ihre Anliegen vorbringen.

Rita Steuer heftete einen grünen Zettel an den dünnen Baumstamm am Aktionsstand. "Poing Süd stirbt dann aus", war darauf zu lesen. Das zumindest befürchtet die Bürgerin, wenn sich die Aktivitäten der Gemeinde weiterhin auf die neue Ortsmitte konzentrierten. Seit 22 Jahren wohnt Rita Steuer in Poing-Süd und hat miterlebt, wie viele Geschäfte abwanderten - hauptsächlich in den Norden. "Auf einmal war nichts mehr los", bedauert sie. Die urbayerische Kneipe nah ihrer Wohnung stünde fast immer leer. Steuer fordert eine bessere Verteilung der Geschäfte und Gaststätten in der Gemeinde.

Was noch stört? "Nur an den Freitagen ist hier was los, sonst herrscht tote Hose", lautete das Fazit von Rita Steuer und ihrer Begleiterin, der Otterbergerin Janina Frita. Regelmäßig stehen die Frauen als ehrenamtliche Helfer für die Initiative "Poinger helfen Poingern" an einem Stand am Wochenmarkt. Aus Sicht der Marktbetreiber wünschen sie sich einen Schutz gegen Sonne und Regen sowie eine bessere Verteilung der Stände. "Unseren Stand findet man auf Anhieb nur schlecht", klagt Janina Frita.

Mit ihrer Meinung sind die Frauen nicht alleine. Einladender und lebendiger soll der Marktplatz werden, wenn es nach den Wünschen der Befragten ginge: "Ein Anlaufpunkt mit Wohlfühlcharakter", "wo es Begegnung und Austausch zwischen ,Alt-Poingern' und den so genannten ,Zugezogenen' gibt", "und bitte mit Flair". Auch Wolfgang Schubert, ehemaliges Mitglied des Gemeinderats, vermisst, so wie 77 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, ein Begegnungszentrum und ein größeres gastronomisches Angebot, wie es rund 90 Prozent fordern. Außerdem wünschen sich die Bürger zur Verschönerung des Platzes einen Brunnen (88 Prozent), Sitzmöglichkeiten (86 Prozent) und "mehr grün". 85 Prozent der Befragten wollen ein größeres kulturelles Angebot.

Ob alles so gestaltet werde, wie jeder sich das wünsche, will Albert Hingerl aber nicht versprechen. Man müsse sehen, was machbar und rentabel sei. Wünsche wie einen Einkaufspendelbus von Poing Süd zum Marktplatz betrachte er mit Vorsicht. "Das muss genauestens geprüft werden, ob es sich lohnt, damit der Bus am Ende nicht leer steht", so der Bürgermeister. Die Ideen und Pläne sollen im Herbst im Gemeinderat besprochen und beschlossen werden. Vieles werde sich bis dahin noch relativieren. Es sei auch eine finanzielle Sache, wie Hingerl betont. Die geplante Erweiterung des Bürgerhauses und die S-Bahn-Unterführung müssten warten. "Das kann sich die Gemeinde derzeit nicht leisten."

Die verhaltene Resonanz der Bürger am Aktionstag nimmt Albert Hingerl indes gelassen hin. Viele Poinger fühlten sich nicht unmittelbar betroffen. Erst müsse der Marktplatz attraktiver werden: "Ich glaube, dann kommen die Leute", hofft der Bürgermeister.

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