Bruck/Kirchseeon:Hackschnitzel und Weißwürste

Bruck/Kirchseeon: Die fliegenden Hackschnitzel sehen schon fast aus wie Konfettiregen. Hier gehen Andreas Lenz (Zweiter von rechts) und Martin Lechner (rechts) aber nochmal in die Lehre.

Die fliegenden Hackschnitzel sehen schon fast aus wie Konfettiregen. Hier gehen Andreas Lenz (Zweiter von rechts) und Martin Lechner (rechts) aber nochmal in die Lehre.

(Foto: Christian Endt)

Drei CSU-Politiker lassen sich in die Kunst umweltschonender Heizmethoden einweihen. Bei einem Mittagessen wird deutlich, dass die Menschen im Landkreis das Potenzial längst nicht ausschöpfen

Von Konstantin Schätz, Bruck/Kirchseeon

Wenn es um das Thema "Energiewende" geht, scheinen Politiker zunächst fast immer einig: "Wir müssen von den fossilen Brennstoffen wegkommen", heißt es dann. Lediglich die vorgeschlagenen Wege dorthin und der Zeitraum, in dem die Umstellung durchgesetzt werden soll, unterscheiden sich massiv. Neben der viel diskutierten Stromgewinnung spielt ein weiteres Thema eine wichtige Rolle bei der Energiewende: Die Wärme.

"Nach Fukushima haben sich alle eigentlich nur noch mit dem Thema Strom beschäftigt. Aber nicht mehr mit dem Thema Wärme", erklärte Kreisrat Martin Lechner (CSU). Lechner hat sich an diesem Dienstag mit zwei Parteikollegen getroffen, dem Bundesabgeordneten Andreas Lenz und der stellvertretenden Bürgermeisterin Kirchseeons, Barbara Burgmayr-Weigt. Am Vormittag ging es darum Energie beim Heizen zu sparen, mit einem Augenmerk auf dem Rohstoff Holz.

Informiert wurden die drei Politiker von Emil Sopper und Josef Tischmacher vom Fachhandelkonzern BayWa sowie von Martin Bentele vom deutschen Energieholz und Pellet-Verband (DEPV). Experten, die sich vor allem mit Heizungsanlagen auseinandersetzen, die mit Holzpellets und Hackschnitzeln - also stark zerkleinertem Holz - betrieben werden.

"Moderne Holzenergie birgt viel mehr Potenzial als das, was bislang ausgeschöpft wird", sagte Martin Bentele an der Trocknungsanlage in Bruck, der ersten von insgesamt vier Stationen auf der Pellet-und-Hackschnitzel-Reise durch Bruck und Kirchseeon. "Wir haben jährlich ein Nebenprodukt aus Sägewerken von sechs bis sieben Millionen Tonnen, die für die Produktion von Holzpellets genutzt werden könnten. Außerdem haben wir ein Kontingent von 17 Millionen Tonnen nichtsägefähiges Rundholz", führte Bentele aus. Insgesamt würden 23 Millionen Tonnen Holz zur Verfügung stehen, die für die Pelletproduktion genutzt werden könnten.

Dieses Potenzial werde nicht völlig ausgeschöpft, so Bentele, er führt dies vor allem auf zwei Faktoren zurück: Einerseits würden nur zehn Prozent der Heizungsbauer auf erneuerbare Energien setzen, während die restlichen sich an den fossilen Rohstoffen festklammern würden. Andererseits würden Pelletheizungen unter einem schlechten Ruf leiden. "Viele glauben, dass Holzöfen einen hohen Feinstaubausstoß haben." Diese Annahme sei heute nicht mehr richtig. Der Ruf würde dieser Heizungsform noch wegen der "alten Holzöfen" nachhängen. Heute würden Feinstaubfilter verbaut und auch das Holz würde weniger Feinstaub produzieren.

"Wie hoch der Feinstaubanteil ist, hängt von dem Feuchtigkeitsanteil im Holz ab", erklärt Emil Sopper, Leiter der Geschäftseinheit Holzpellets in der BayWa. "Normale haben Hackschnitzel eine Feuchtigkeit von rund 50 Prozent", sagte er. Sogenannte "Premium-Hackschnitzel", die in Anlagen wie in Bruck getrocknet werden, lägen da nur bei zehn Prozent. Lediglich Holzpellets hätten mit acht Prozent eine noch geringere Quote. "Das verbrennt dann natürlich auch ganz anders."

Einen dazu passenden Holzpelletofenbesichtigten die drei CSU-Politiker im Keller des Kindergarten "Im Dachsbau" in Kirchseeon. "Die einzigen Nachteile, die diese Öfen mit sich bringen, sind, dass ab und an der Aschekasten geleert werden muss. Außerdem braucht man einen Raum für die Holzpellets. Das nimmt natürlich Platz ein", erläutert Sopper. Viele Privathaushalte würden deshalb auf die Pelletöfen verzichten, da sie keinen Kellerraum dafür verschwenden wollen.

Einen weitaus größeren Ofen konnten Lenz, Lechner und Burgmayr-Weigt an der Stiftung Berufsbildungswerk St. Zeno in Kirchseeon begutachten. Dieser Holzofen würde mit den "Premium-Hackschnitzeln" der Trocknungsanlage in Bruck laufen. Solche Holzöfen dürfen aber nur 25 bis 30 Kilometer von den Trocknungsanlagen weg sein. "Der Transport wäre sonst zu teuer", erklärt Sopper.

Anders wäre das bei Pelletöfen. Pellets seien aufgrund der gepressten und kompakten Form deutlich leichter zu transportieren, sagt Sopper. Einen weiteren Unterschied konnte man an der Ascheproduktion erkennen. Denn während bei Pelletöfen - wie dem im Kindergarten - gerade einmal 70 Kilogramm Asche auf zwölf Tonnen Pellets übrig bleiben würde, sei der Ascheanteil bei Holzöfen, die mit Hackschnitzeln betrieben werden, deutlich höher.

Die letzte Station der Pellet-und-Hackschnitzel-Reise endete beim Weißwurstessen in Eglharting. Hier diskutierten die Politiker mit den Pellet-Spezialisten, was getan werden könnte, damit die Holzöfen zukünftig bessere Chancen bekommen würden und welche Rolle dabei die Politik spielen muss. Schließlich könnte durch Umrüstung von herkömmlichen Öl- und Gasheizungen auf Pelletkessel auch der CO₂-Ausstoß verringert werden.

Einer Idee von der DEPV, diesen Heizungsanlagen größere Chancen einzuräumen, schien Bundestagspolitiker Lenz überzeugt zu haben: "Man könnte beispielsweise Energieträger nach ihrer CO₂-Bilanz bepreisen", schlug er vor. Er gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass darauf geachtet werden müsse, dass Deutschland deshalb nicht an wirtschaftlicher Stärke verliert.

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