Bildung:Zwei neue Schulen für die Region

Bildung: Lange wurde bei Infoveranstaltungen wie hier in Poing bestritten, dass die Schülerzahlen für ein fünftes Gymnasium reichen. Nun reichen sie doch.

Lange wurde bei Infoveranstaltungen wie hier in Poing bestritten, dass die Schülerzahlen für ein fünftes Gymnasium reichen. Nun reichen sie doch.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dem Kreis Ebersberg steht das größte und teuerste Bildungsprojekt bevor, das es hier je gab: In Poing soll das fünfte Gymnasium gebaut werden, zudem soll der Landkreis seine erste Berufsschule bekommen

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Poing

Jahrelang wurde über Kleinigkeiten diskutiert, jahrelang ging wenig voran. Nun steht den Ebersbergern das größte Bildungsprojekt bevor, das es hier je gegeben hat: Zwei neue Schulen soll der Landkreis bekommen, darunter die allererste Berufsschule und das fünfte Gymnasium. Wo die Berufsschule stehen soll, ist noch offen, das Gymnasium soll hingegen sicher in Poing gebaut werden - zudem sollen viele Schulen im Landkreis saniert oder ausgebaut werden.

Die Pläne stammen von einer Arbeitsgruppe aus Kreistags- und Verwaltungsmitgliedern, und dass sie umgesetzt werden, ist recht wahrscheinlich. Am Mittwoch haben sich nämlich bereits die beiden wichtigsten Ausschüsse mit Vertretern aus allen Kreistagsfraktionen dafür ausgesprochen - weder im Sozial- noch im Schulbauten-Ausschuss gab es eine Gegenstimme. Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der Initiator der Arbeitsgruppe, hob die Besonderheit dieses Vorhabens hervor: "So ein großes Bildungsprojekt hat es im Landkreis bisher nicht gegeben."

Neun Monate hatte die Ebersberger Kreisverwaltung mit Vertretern der Fraktionen zusammen gesessen. Nun sind sich alle einig: Der Landkreis Ebersberg braucht zwei Schulen, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Insgesamt 160 Millionen Euro soll das Gesamtpaket kosten, so geht es aus den Plänen hervor. 36 Millionen Euro davon würde der Freistaat übernehmen. Da die Berufsschule von Schülern aus dem Landkreis München mitgenutzt werden soll, beteiligt sich auch der Nachbar, er übernimmt 24,5 Millionen Euro, also die Hälfte der anvisierten 49 Millionen Euro für die Berufsschule. Den Löwenanteil von 100 Millionen Euro will der Landkreis selbst stemmen.

Wie will der Landkreis diese Summe in den kommenden Jahren aufbringen? Wo Ebersberg ohnehin bereits 50 Millionen Euro Schulden hat. Auf diese Frage gab es am Mittwoch keine konkreten Antworten. Von der Verwaltung hieß es, dass man in den kommenden Jahren auf Überschüsse im Haushalt und auf hohe Erträge bei der Kreisumlage für die Kommunen hoffe, dass also auch die Gemeinden ihren Teil zur Finanzierung beitragen. "Wir werden das mit kritischem Auge auf die Finanzierbarkeit begleiten", sagte Grünen-Kreisrat Reinhard Oellerer. "Dieses Projekt wird eine große Herausforderung für den Landkreis", sagte Landrat Niedergesäß.

Der Landrat zählt zu jenen, die den Zehn-Jahresplan initiiert und forciert haben. Noch vor zwei Jahren war der Bedarf für ein solches Großprojekt nicht genehmigungsfähig, die neuesten Prognosen seien aber so deutlich, dass beide Schulen notwendig seien, da waren sich alle einig, etwa weil die Gemeinde Poing schnell wächst, und weil die Geburten- und Zuzugsrate im ganzen Landkreis jedes Jahr zunimmt. Bis zum Jahr 2025 müsse man in der Region Ebersberg mindestens mit 700 neuen Schülern rechnen, erklärte Oellerer, er war Teil der Arbeitsgruppe. Im Gymnasium Vaterstetten stünde sonst bald ein "Engpass bevor, der nicht mehr zu bewältigen ist".

Nach Vaterstetten, Kirchseeon, Grafing und Markt Schwaben soll nun also auch Poing ein Gymnasium bekommen, hier sind die Vorstellungen der Arbeitsgruppe bereits konkret. Ihrem Konzept nach soll dort bereits im Jahr 2020 mit dem Bau begonnen werden, sodass die Schule in sechs bis acht Jahren fertig ist. Sie soll knapp 60 Millionen Euro kosten und Platz für mindestens 1000 Schüler bieten. Albert Hingerl, SPD-Kreisrat und Bürgermeister in Poing, sah nach der Abstimmung fast erleichtert aus. "Ich bin sehr stolz darauf", sagte er.

Kreisrat Piet Mayr (CSU) stimmte ebenfalls dafür, der Zornedinger Bürgermeister, dessen Gemeinde sich erst kürzlich als Standort für eine mögliche Berufsschule beworben hatte. Wann das Berufsschulzentrum kommt und wo es stehen soll, ist in den Plänen jedoch offen, Klar ist nur, dass der Komplex aus drei Teilen bestehen soll: Einer Berufsschule für 2000 Schüler in den Bereichen Einzel- Groß- und Außenhandelskaufmann, Lagerlogistik, zahnmedizinischer Fachangestellter und Kfz-Mechatronik. Zudem soll es eine Fachschule für Kinderpflege und eine Fachakademie für Sozialpädagogik geben.

Der Kreis- und Strategieausschuss stimmt am Montag über das Paket ab, am 23. Oktober tagt dann der gesamte Kreistag und trifft den entscheidenden Beschluss. Landrat Niedergesäß dazu: "Wir machen uns berechtigte Hoffnungen, dass es angenommen wird."

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