Beitrag zur Energiewende:Strom aus der Erde

In Oberpframmern wollen private Investoren ein Geothermiekraftwerk errichten. Wegen des nahe gelegenen Gasspeichers sind aber noch umfangreiche seismologische Untersuchungen nötig

Von Georg Reinthaler

Private Investoren planen in der Gemeinde Oberpframmern den Bau eines Geothermiekraftwerks zur Umwandlung von Erdwärme in Strom. Mit dieser Botschaft überraschte Bürgermeister Theo Rottmayer (FW) bei der Bürgerversammlung so manchen Anwesenden. Indes dürften noch einige Monate vergehen, bis der Öffentlichkeit seitens der Gemeinde und der Investoren detaillierte Planungen vorgelegt werden. Die Gemeinde befürwortet das Vorhaben und sieht darin auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Denn die Errichtung von Windkraftanlagen erscheine kaum mehr sinnvoll.

"Wenn die bayerische Staatsregierung die Kommunen und Landkreise frühzeitig über ihre Pläne zu den größeren Mindestabständen von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung informiert hätte, dann hätten wir uns Teile der umfangreichen Planungen und somit auch Kosten sparen können", betont Theo Rottmayer. Er spielt damit auf die landkreisweite Erstellung eines Flächennutzungsplanes an, mit welchem so genannte Konzentrationsflächen ausgewiesen worden sind. Sei legen genau fest, wo Windräder errichtet werden dürfen. Allerdings lehnen sich diese Planungen an die bislang geltenden gesetzlichen Vorgaben an. Im Landkreis Ebersberg sollen Windkraftanlagen demnach einen Mindestabstand von 800 Metern zu Wohngebieten haben. Die Staatsregierung unter Ministerpräsident Horst Seehofer fordert hingegen eine deutliche Verschärfung der Abstandsregelung, wodurch die Distanz sich in den meisten Fällen auf etwa 200 Meter vergrößern würde.

"Wir in Oberpframmern waren aber immer so ehrlich und haben frühzeitig darauf hingewiesen, dass für uns auch die bisherige Regelung des Landkreises ein Problem darstellt", erklärt Theo Rottmayer. Seine Gemeinde befinde sich nun einmal wie eine freigerodete Insel inmitten eines Bannwaldgebietes, weshalb die Errichtung von Windrädern die künftige bauliche Entwicklung "komplett gestoppt" hätte. Aus diesem Grund sei im Rahmen der Bürgerversammlung sein Hinweis auf die Einführung der Atomkraft erfolgt: "Damals hat man in Deutschland eben nur die Vorteile dieser Technik gefeiert, ohne an die negativen Spätfolgen zu denken." Im Falle der Windkraft könne man am Beispiel Oberpframmerns schon jetzt erkennen, dass Windräder die Weiterentwicklung einer gesamten Gemeinde massiv gefährden könnten. "Das bedeutet jedoch ausdrücklich nicht, dass wir uns hier gegen die Energiewendepläne stellen. Im Gegenteil: Wir weisen auf unsere Kritikpunkte hin und sind offen für alternative Wege", erläutert Rottmayer. Konkret spielt er damit auf die Absichten mehrerer privater Investoren an, die in Oberpframmern ein Geothermiekraftwerk zur Umwandlung von Erdwärme in Strom errichten möchten. Dazu müssen die Interessenten aber zunächst noch mit RWE-DEA, dem Betreiber eines Erdgasspeichers in der Gemeinde Fragen zu einem seismologischen Gutachten klären. Nur wenn der Bau und Betrieb einer Geothermieanlage die Sicherheit dieses Speichers nicht gefährdet, ist eine Realisierung des Projekts möglich.

"Im Moment laufen aber bereits intensive Planungen, an denen sich Oberpframmern aus finanziellen Gründen nicht beteiligt", bestätigt Theo Rottmayer. Der Gemeinderat habe seine Befürwortung einer möglichen Geothermieanlage im Ort dennoch bereits bekräftigt. "Man sieht also, dass wir die Energiewende auch über andere Wege hinbekommen können." Wann die seismologischen Untersuchungen abgeschlossen seien, stehe noch nicht genau fest. "Laut meinem jetzigen Kenntnisstand dauert das aber noch eine Weile, und ich werde die Öffentlichkeit umgehend informieren, sobald wir tatsächlich Klarheit haben."

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