Bauausschuss:Doppelhaus statt Dreispänner

Bauausschuss: Wie hier am alten Brauereigelände wird in Grafing derzeit viel gebaut. Doch der Innenstadtverdichtung sind Grenzen gesetzt.

Wie hier am alten Brauereigelände wird in Grafing derzeit viel gebaut. Doch der Innenstadtverdichtung sind Grenzen gesetzt.

(Foto: Christian Endt)

Wie stark soll in Grafing nachverdichtet werden? Am Beispiel des Areals nördlich der Glonner Straße zeigt der Bauausschuss die Grenzen auf

Von Thorsten Rienth

Grafing - Wann immer die Grafinger Entscheidungsträger in der Vergangenheit die städtebauliche Zukunft debattierten, herrschte parteiübergreifendes Credo: Die Stadt soll - bitte, bitte - ihren kleinstädtischen Charakter behalten. Das heißt aber auch: Wer nicht allzu weit über den Stadtrand hinausbauen möchte, muss das Zentrum verdichten. An einem städtebaulich eher wenig relevanten Beispiel hat der Grafinger Bauausschuss am Dienstag einen Anhaltspunkt gegeben, wo er dabei die Grenze zieht.

Konkret geht es um die Bebauung zweier nebeneinander liegender Grundstücke zwischen Glonner Straße und Riemerschmidstraße. Zurzeit steht auf beiden jeweils ein Einfamilienhaus. Nach den Plänen der Eigentümer soll aber auf jedem der länglichen Grundstücke bald ein Dreispänner-Reihenhaus entstehen. "Ein heikler Punkt", wie Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) das Dilemma beschrieb. Das Vorhaben ziele zwar auf die immer wieder geforderte Nachverdichtung des Stadtgebiets ab. "Manchmal ist's aber schon ein bisschen viel."

Das sahen auch die Nachbarn so, die eine ganze Reihe von Einwänden gegen das Vorhaben einbrachten. "Viel zu groß", war der Tenor. Die beiden Dreispänner würden ihnen "das Licht und die Luft" nehmen. Die mit der Planung einhergehende Herabsetzung der Abstandsflächen zu den anliegenden Grundstücken seien deshalb keinesfalls akzeptabel.

Die übliche Vorgehensweise, nämlich einfach zu schauen, was der Bebauungsplan zulässt, funktioniert auf dem Areal "Hammerschmiede-, Glonner-, von-Hazzi-Straße" nicht. "Ein Schicksal der Bebauung erster Generation", wie es Bauamtsleiter Josef Niedermaier ausdrückte. Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1961 hatte nämlich lediglich die überbaute Fläche von 90 Quadratmetern pro Grundstück definiert - weniger als ein Viertel der gesamten Grundstücksfläche.

Dass dieses Verhältnis heutzutage nicht mehr zeitgemäß sei, bezweifelte im Bauausschuss niemand. Wohl aber, dass es stattdessen gleich für jedes Grundstück einen eigenen neuen Dreispänner brauche. Eine Innenstadtverdichtung ohne Rücksicht auf Verluste - damit wollte man sich weder im Bauausschuss noch in der Stadtverwaltung anfreunden. Letztere schickte deshalb einen Kompromissvorschlag ins Rennen, der aus ihrer Sicht beispielhaft für das obere Ende der Innenstadtverdichtung steht.

Statt zwei Dreispännern solle sich der Bauwerber doch den Bau von drei Doppelhaushälften überlegen: Je ein Gebäude pro Grundstück sowie ein weiteres auf der Grundstücksgrenze "würde den ortsplanerischen Ansprüchen noch genügen". Der Bauausschuss sah es genauso und votierte nahezu einstimmig für den luftigeren Rathaus-Kompromiss. Für Grafinger Bauwerbern gibt es bei künftigen Projekten also eine Richtschnur.

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