Bankkaufmann auf Abwegen :Die Würze des Würfels

Bankkaufmann auf Abwegen : Mit dem Zauberwürfel weiß der 23-jährige Florian Otto genauso gut umzugehen wie mit Kartenstapeln und geheimen Briefumschlägen.

Mit dem Zauberwürfel weiß der 23-jährige Florian Otto genauso gut umzugehen wie mit Kartenstapeln und geheimen Briefumschlägen.

(Foto: Christian Endt)

Zauber-Kabarettist Florian Otto präsentiert in der Ebersberger Alm sein neues Programm - manche Tricks sind faszinierend, manche Witze flach

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Er nahm die Zeitung und zerriss sie. Einfach in der Mitte durch, immer und immer wieder. Zum Glück ist Florian Otto aus Ebersberg Zauberkünstler, er warf die Schnipsel in die Luft und schwupps: Zeitung wieder ganz. Am Samstagabend präsentierte er in der Ebersberger Alm sein neues Programm. Zwei Stunden lang trickste und witzelte er vor 100 Zuschauern - wobei es eigentlich zwei weniger waren, wie sich später herausstellte.

Keine Frage, der 23-jährige Bankkaufmann, der immer erst nach Feierabend auftritt, beherrscht sein Handwerk. Mit sieben bekam er einen Zauberkasten zu Weihnachten, "eigentlich unspektakulär", sagt Otto, "so einen Zauberkasten bekommen ja viele andere auch." Doch Otto kam nicht mehr davon weg, im Gegenteil: 2011 trat er schließlich dem Magischen Zirkel Deutschlands bei, im selben Jahr gewann er dessen nationale Jugendmeisterschaft in der Kategorie "Allgemeine Magie mit Vortrag".

Mit Vortrag, weil Otto während seiner Shows viel redet. Sehr viel. So auch am Samstag: Er quasselte ununterbrochen. Manchmal passte das, etwa um die Zeit zu überbrücken, die seine Freundin und Assistentin Anna-Lena Weber brauchte, um Zuschauer zum Mitmachen zu finden. Manchmal passte das aber auch weniger, etwa wenn alle auf den nächsten Trick warteten, Otto ihn aber lange herauszögerte. Immer wieder erklärte er etwa, dass ein Kartenspiel genauso viele Karten wie das Jahr Wochen habe. Bei der dritten Wiederholung unterbrach ihn sein Publikums-Trickpartner Torsten: "Ja, ich hab's verstanden."

Statt eines roten Fadens gebe es im Programm nur einen weißen, so Otto zu Beginn. Den holte er auch gleich hervor und zeigte ein paar Seil-Tricks. Es folgten Kartentricks, ein magischer Filzstift, ein verzauberter Zauberwürfel, die zerrissene Zeitung, etwas Gedankenübertragung, verknotete Ringe und der 100-Euro-Flasche-und-Glas-Trick, bei dem Otto sehr unterhaltsam in chaplinschem Slapstick-Charakter aus Versehen immer weitere Bierflaschen herbeizauberte.

Ein paar der Tricks - die mit den Seilen, die mit den Karten - hatten etwas von Familienfeier, es war erahnbar, wie sie funktionieren. Andere wiederum waren wirklich gut: So pinnte Otto einen Umschlag an den Bühnenvorhang, in dem, so Otto, ein Zettel lag. Darauf stehe eine Geschichte über einen gemeinsamen Wiesn-Besuch des Publikums, von dem er neulich geträumt habe. Er fragte die Zuschauer nach einer Zahl zwischen 200 und 300 (Antwort: 240), wie viele Gäste wohl in der Alm seien (98), nach einem Oktoberfest-Zelt (Winzerer Fähndl) und nach einem Getränk (Piña Colada). Dann öffnete er den Umschlag, eine Zuschauerin las laut vor: "Alle 98 Gäste fahren aufs Oktoberfest und trinken im Winzerer Fähndl 240 Piña Coladas."

Neben der Zauberei versuchte sich Otto auch als Kabarettist. Und das war - wie mit manchen Tricks - so eine Sache. Schon der Titel der Show - "UnFASSbar: Ein Fass, vollgefüllt mit Zauberei, Kabarett und Spezialeffekten" - kommt als mittelmäßiger Wortwitz daher, dessen zweite Ebene sich einfach nicht erschließen will. Solche gab es auch in der Show: Magie sei keine Zauberei, sondern ein Suppengewürz. In der Pause gebe es Getränke an der Unfass-Bar.

Doch so gewollt die erzwungenen Späße im schmunzelfreien Raum standen, so gekonnt reagierte Otto auf unvorhersehbares. Schlagfertig zerredete er Patzer und Hindernisse: Als er rumpelnd über eine eigens von ihm herbeigezauberte Bowlingkugel stolperte, kam er zurück mit den Worten "Ich habe noch eine Runde Bowling gespielt, ihr habt es ja gehört." Einer Zuschauerin mit dem Namen Anette attestierte er, sie sei aber ganz "a nette". Und die Szene des Abends ereignete sich, als eine Frau versuchte, ihm das Leben schwer zu machen. Zunächst wollte sie sich auf der Bühne hinsetzen, bestand anschließend auf die übernächste und nicht die nächste Karte und pfefferte letztlich ihren Kartenstapel zu früh in die Luft - Otto hatte gerade erst "eins" gesagt. Langsam drehte er den Kopf zu ihr, während um ihn herum noch die Karten durch die Luft segelten. "Drei", sagt er schließlich ohne den Blick von ihr abzuwenden. Die Zuschauer prusteten.

Es gab ein paar zähe Momente, es gab ein paar großartige Momente. Mal wurde gegähnt, mal gestaunt und gelacht, die einen rätselten am Ausgang fasziniert über den Flaschentrick, andere redeten über den Schneefall. Es war ein netter Abend.

Für die Vorstellungen am Samstag, 4. Februar, 20 Uhr, in der Ebersberger Alm sowie die Samstage, 28. Januar, 11. Februar und 4. März im Restaurant Steinsee sind noch Tickets erhältlich. Buchen kann man sie im Internet unter ottoflorian.com oder unter Telefon (01573) 420 88 33.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: