Baiern:Wenn es im Herzen weiterschwingt

Heinz Dauhrer, Trompeter aus Berganger

Mit allen musikalischen Wassern gewaschen: Der Trompeter Heinz Dauhrer liebt den Jazz, kann aber auch bei Tenorarien nur schwer nein sagen.

(Foto: privat)

Der Trompeter Heinz Dauhrer aus Berganger kann Menschen mittels Musik verbinden

Von Peter Kees, Baiern

In der Sonntagsmesse hört Heinz Dauhrer als Junge eine Jazzband. Besonders die hohen Trompeteneinwürfe faszinieren den Zehnjährigen und er beschließt, dieses Instrument zu lernen. Im Traunsteiner Internat drückt man dem Buben allerdings ein Waldhorn in die Hand - ein leidliches Intermezzo. Kurz darauf entdeckt Dauhrer auf einem Dachboden eine alte Trompete, der Onkel hat in den Fünfzigerjahren im tiefkatholischen Bayern in einer Jazzband gespielt. Der Junge übt heimlich, bis ihm der Onkel das Instrument offiziell leiht. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Heute ist Dauhrer, der in Berganger lebt, ein Ausnahmetrompeter.

Ob Salsa, Jazz, Blues, Volksmusik oder Schlager - er ist mit allen Stilen vertraut. Wichtig ist ihm nur, dass die Musik in den Herzen seines Publikums weiterschwingt. Und so zieren eine Menge renommierter Namen seine Laufbahn, mit Hugo Strasser, Ambros Seelos oder Natalie Cole hat er gespielt. Aber auch in Formationen um die Kessler-Zwillinge, Harald Juhnke, Roberto Blanco, Patrik Lindner, Udo Jürgens oder Peter Alexander. Seine Leidenschaft allerdings gilt dem Jazz, und zwar dem traditionellen. Einer Art von Musik, die Dauhrers Meinung nach auszusterben droht. Immer seltener sei sie zu hören, von den Jungen sowieso kaum noch. Dem Trompeter aber ist es eine Herzensangelegenheit, Swing und Jazz à la Louise Armstrong weiter bestehen zu lassen.

Der junge Dauhrer bekam als Lehrer zunächst einen amerikanischen Musiker, Mitglied im Kurorchester Bad Reichenhall und Leiter einer Jugendkapelle. Der Mann erkannte Dauhrers Talent und förderte ihn. Selbst bei bayrischer Volksmusik durfte der Trompeter improvisieren - denn das, so sagt er heute, habe er schon immer gern getan. Dann dauerte es nicht lang, und Dauhrer gründete eine eigene Jazzband. Oiwei um hoibe eife nannte sie sich und spielte Sommer wie Winter sonntagmorgens um halb elf Uhr in einem Wirtshaus am Fuße des Hochfelln. Nach dem Abitur bereiste Dauhrer erst einmal als Straßenmusiker die halbe Welt, ehe er Trompete am Münchner Konservatorium studierte. Ganz klassisch, denn Jazz-Trompete wurde damals noch nicht angeboten. Doch das war ihm gar nicht unrecht: "Gleich, welche Stilistik man mag: Erst einmal ist es wichtig, das Instrument zu beherrschen", sagt Dauhrer, der inzwischen selbst unterrichtet. Außerdem tauchte er schon während des Studiums ein in die Münchner Jazzszene um seinen Lehrer Kurt Maas. Gleich am Tag nach der Abschlussprüfung stieg der junge Trompeter um fünf Uhr morgens in den Bus einer Glenn-Miller-Big-Band, es ging auf große Südfrankreich-Tournee.

Es gab Zeiten, da absolvierte Dauhrer etwa 200 Auftritte im Jahr, mittlerweile hat der 56-Jährige zwei Kinder und sein Live-Pensum reduziert. Mit seiner Familie ist er in einem "künstlerisch-bürgerlichen" Domizil in Berganger zu Hause. Trotzdem tritt er nach wie vor regelmäßig auf, am Sonntag, 16. Januar, zum Beispiel spielt er mal wieder in der Glonner Schrottgalerie, diesmal im Trio. Auch im Gärtnerplatztheater ist er öfter zu erleben, dort ist der Jazztrompeter für die "anderen" Farben zuständig, wie jetzt im Februar beim Musical "Singin' in the rain" oder beim Rock-Musical "Hair". Tenor-Arien mag Dauhrer besonders gern, denn diese Stimmlage biete sich für die Trompete einfach geradezu an. "Da kann ich kaum widerstehen", sagt er. Und so ist in seinen Konzerten auch mal "Dein ist mein ganzes Herz" aus Franz Lehàrs "Land des Lächelns" oder Puccinis "Nessun Dorma" zu hören.

Musik sollte immer live gespielt werden - so lautet Dauhrers Credo. Das wünscht er sich auch für alle Kinder: möglichst gemeinsam Musik machen zu können, und zwar ohne Mikro und Lautsprecher. "Denn akustische Musik verändert das Bewusstsein, man entwickelt ein Miteinander und kein Gegeneinander." Wer seine Konzerte kennt, weiß, dass Dauhrer das mit seiner Trompete, seinem Gesang und eben auch mit seiner überaus sympathischen Art kann: Menschen begeistern und sie mittels Musik verbinden.

Heinz Dauhrer (Trompete), John Paiva (Gitarre) und Andreas Kurz (Bass) am Samstag, 17. Januar, um 19.30 Uhr in der Schrottgalerie.

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