Baiern:Vorwürfe an den Gemeindechef

Baiern: Geschäftsführer Heimo Berger erläutert die Abläufe auf dem Firmengelände von Leube nahe Salzburg.

Geschäftsführer Heimo Berger erläutert die Abläufe auf dem Firmengelände von Leube nahe Salzburg.

(Foto: Christian Endt)

Anwohner kritisieren Baierns Bürgermeister, er habe sich gegen den geplanten Kiesabbau in Berganger zu wenig gewehrt

Von Barbara Mooser, Baiern

Dass es kein gemütlicher Termin werden würde, war allen Beteiligten schon vorher klar. Und tatsächlich ging es heiß her an diesem lauen Spätsommerabend am Dienstag im Gemeindehaus in Berganger. Ein geplanter Kiesabbau am Ortsrand erhitzt die Gemüter; die etwa 100 Zuhörer interessierte bei der ausführlichen und teils sehr emotionalen Diskussion vor allem eines: Kann das Projekt noch verhindert werden? Die Antworten von Bürgermeister Josef Zistl (CSU) dürften ihnen wenig Hoffnung gegeben haben.

Eigentlich sollte es zwar vor allem darum gehen, dass die Firma Leube, zu der auch das Betonwerk Hafner in Bruckmühl gehört, im Detail ihre Pläne für das knapp fünf Hektar große Gebiet vorstellen sollte. Zwar wurden auch Geschäftsführer Heimo Berger viele kritische Fragen gestellt - weniger geschont wurden aber Bürgermeister und Gemeinderat. Was die Gemeinde denn von der Kiesgrube habe, ob man denn nicht woanders viel besser Kies abbauen könne, wollten viele Diskussionsteilnehmer wissen, die auf drohende Beeinträchtigungen für die Bürger und das Landschaftsbild hinwiesen.

Martina Zeidler, Sprecherin einer Bürgerinitiative gegen das Projekt, warf dem Bürgermeister vor, zu lange abgewartet zu haben: Vor einem halben Jahr, als die Pläne bekannt geworden seien, hätte man reagieren müssen. Peter Zeidler sagte, er erwarte vom Bürgermeister eine klare Positionierung: "Ein Mannschaftskapitän muss doch seine Mannschaft führen."

Der Bürgermeister wehrte sich mit Nachdruck gegen die Vorwürfe. Er wolle die Kiesgrube auch nicht, sagte Zistl, und er habe schon vor einem halben Jahr prüfen lassen, was man dagegen machen könne. "Aber das Leben ist kein Wunschkonzert", so Zistl. Man müsse nach Recht und Gesetz handeln, das hätten auch die Gemeinderäte bei ihrer Vereidigung schwören müssen. Bisher zeichne sich nicht ab, dass man öffentliche Belange finde, die dem Projekt entgegenstehen würden, wie dies vom Gesetz her gefordert sei. "Wir könnten natürlich sagen: Um die Sympathien der Bevölkerung zu erlangen, lehnen wir das ab. Aber das ist nicht der Weg, den ich gehen will, dass ich den schwarzen Peter einfach weiter schiebe." Abschließend entschieden wird über den Antrag nämlich im Landratsamt.

Auch Josef Weigl, Fachmann im Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Glonn, zu der Baiern gehört, unterstrich, dass es einer Gemeinde nicht einfach möglich sei, Kiesabbau auf ihrem Gebiet ganz auszuschließen. Steuern könne man den Abbau über die Ausweisung von Konzentrationsflächen für Kiesabbau; diesen könne man dann an anderer Stelle verbieten - sonst aber nicht, weil es sich um ein privilegiertes Vorhaben handle, ähnlich wie landwirtschaftliche Projekte. Bisher gibt es solche Konzentrationsflächen nicht, dies wolle man aber ändern, sagte Zistl: "Dann gewinnen wir die Planungshoheit zurück, die wir über die Privilegierung verloren haben. "

Zufrieden waren viele Zuhörer im Saal mit dieser Auskunft nicht, immer wieder wurde auf die Schönheit des Bairer Winkels hingewiesen und darauf, dass es gelte, die Bewohner von Berganger zu schützen. "Wie wenig Schamgefühl braucht man, um in so einer Landschaft einen Kiesabbau zu machen?", fragte ein Besucher aus Pliening - eine Bemerkung, für die er Applaus aus dem Publikum bekam, die aber Bürgermeister, Firmenvertreter und Gemeinderäte sichtlich konsterniert aufnahmen.

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