Baiern:Anwohner wehren sich gegen Kiesgrube

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Anwohner fürchten um die Idylle am Ortsrand von Berganger. Der Kiesabbau soll nach derzeiten Planungen acht Jahre dauern. (Foto: Christian Endt)

Nahe Berganger soll ein knapp fünf Hektar großes Abbaugebiet entstehen. Eine Bürgerinitiative erhebt Vorwürfe gegen den Gemeinderat und warnt vor negativen Auswirkungen.

Von Barbara Mooser, Baiern

Anwohner fürchten Lärm, Dreck und Verkehr, eine Verschandelung der Landschaft und eine Vergrößerung des Hochwasserrisikos: Der Widerstand gegen ein geplantes Kiesabbaugebiet am Ortsrand von Berganger ist groß. Dennoch hegen selbst die Mitglieder einer örtlichen Bürgerinitiative nur noch wenig Hoffnungen, das Projekt auch tatsächlich verhindern zu können. Martina Zeidler, eine der Mitgründerinnen, übt daher auch Kritik an der Gemeinde: "Man muss leider sagen, dass sich die Gemeinde lange sehr bedeckt gehalten hat." Inzwischen sei es wohl zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Dritter Bürgermeister Johann Maier weist hingegen darauf hin, dass die Zeit nach Bekanntwerden der Pläne ohnehin zu knapp gewesen wäre, um gegensteuern zu können. Um künftig mehr mitreden zu können, wolle die Gemeinde aber Konzentrationsflächen für den Kiesabbau ausweisen.

Geplant ist bei Berganger laut Heimo Berger, Geschäftsführer des Salzburger Unternehmens Leube Baustoffe, zu der auch das Bruckmühler Betonwerk Hafner gehört, ein knapp fünf Hektar großes Abbaugebiet auf Flächen, die derzeit intensiv landwirtschaftlich genutzt würden. Acht Jahre soll hier Kies gefördert werden; laut Berger handelt es sich um einen Trockenabbau, Grundwasser werde nicht berührt. Und das, obwohl das Unternehmen etwa 18 Meter in die Tiefe gehen will. Das Grundwasser liege bei diesem Geländerücken erst "deutlich unter 20 Meter" unter der Oberfläche, unterstreicht Berger.

Eine Ausdehnung des Ausbaugebiets ist nicht geplant

Eine Ausdehnung des Ausbaugebiets sei derzeit nicht geplant. Zwar habe man, so Berger, mit den Grundstücksanrainern Gespräche geführt - aber nur, um diese über die Pläne zu informieren. Um den Kies abzutransportieren, werden laut Berger etwa 20 Lkw-Bewegungen täglich stattfinden. Nach Ende des Abbaus werde das Gelände wieder genau so hergestellt, wie es derzeit aussehe.

Die Anwohner sind dennoch sehr skeptisch, sie haben bereits im Frühjahr mehr als 300 Unterschriften gegen den Abbau gesammelt und dem Gemeinderat übergeben. Eine ihrer Hauptsorgen ist, dass sich die Hochwassergefahr im Ort verschärft, da die Wiederbefüllung zwangsläufig mit weniger durchlässigem Material als Kies stattfinden werde.

"Das Kiesabbaugebiet ist eine Hanglage Richtung Ortsteil Berganger. Berganger war im Vorjahr von einem Starkregen schwer getroffen worden, mit Schäden an Häusern im über sechsstelligen Bereich", heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative. Das Unternehmen hingegen schließt nach Angaben des Geschäftsführers aus, dass die Hochwassergefahr durch das Projekt steigt. Dies habe man detailliert untersuchen und auch entsprechende Bohrungen vornehmen lassen, so Berger.

Es geht um Hochwassergefahr und Ästhetik

Doch gesteigerte Hochwassergefahren sind nicht das einzige Argument, das die Bürgerinitiative anführt - auch um die Schönheit der Landschaft fürchtet man. Der Abbau wäre "ein erheblicher Eingriff in ein pittoreskes, typisch oberbayerisches Landschaftsbild, was letztlich auch dem Tourismus und damit der Wirtschaft der Region schaden könnte", heißt es in der Pressemitteilung. In Berganger liege beispielsweise eine Dorfwirtschaft, die von vielen Münchnern als Ausflugsziel angefahren werde.

Tatsächlich werden Gemeinde und Landratsamt wahrscheinlich dennoch nicht umhin kommen, das Vorhaben zu genehmigen: Ein Kiesabbau ist wie ein landwirtschaftlicher Neubau ein baurechtlich privilegiertes Vorhaben. Es müssten schon schwerwiegende öffentliche Belange entgegenstehen, um eine Genehmigung zu verweigern, erläutert Johann Taschner, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt: "Das ist in der Regel äußerst schwierig."

Bei Plänen in einem Landschafts- oder Naturschutzgebiet etwa könnten die Behörden ihr Veto einlegen. Grundsätzlich werde jeder Einzelfall geprüft, es müssten auch Rekultivierungs- und Renaturierungspläne vorgelegt werden. Zum konkreten Fall in Berganger könne er sich aber noch nicht äußern, so Taschner, da die Antragsunterlagen hier noch nicht eingegangen seien.

Die Firma Leube/Hafner wird am Dienstag, 30. August, 19.30 Uhr, bei einer Informationsveranstaltung im Gemeindehaus Berganger ihre Pläne erläutern. Eine Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema ist am 6. September geplant.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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