Bahnunterführung in Poing:Wieder keine Unterführung für Poings Radler und Fußgänger

Bahnunterführung Unterführung Poing

Die Pläne für die Unterführung sind seit mehr als zehn Jahren fertig, wann sie umgesetzt werden, ist nun einmal mehr unklar.

(Foto: Gemeinde)

2018 hätte mit dem Bau der lange ersehnten Bahnunterführung begonnen werden sollen. Das Problem: Niemand will den Auftrag haben.

Von Barbara Mooser, Poing

Diesmal sah es wirklich gut aus: Gemeinde und Bahn hatten alle notwendigen Vereinbarungen getroffen, sogar einen detaillierten Plan für die notwendigen Streckensperrungen während den Bauzeiten gab es bereits. Doch seit einigen Tagen steht fest: Mit dem Bau der Fußgänger- und Radlerunterführung unter den Gleisen im neuen Poinger Ortszentrum und dem gleichzeitigen barrierefreien Ausbau des Bahnhofs wird es 2018 wieder nichts. Keine einzige Firma hat ein Angebot für die Unterführung abgegeben. Das hat Bürgermeister Albert Hingerl auf Anfrage erklärt.

Auf die am 3. November veröffentlichte Ausschreibung hätten zwar 22 Firmen die Unterlagen angefordert, bis zum Ende der Frist am 8. Dezember sei aber kein Angebot zurückgekommen. Der Zeitplan sei eng getaktet gewesen, was aber der Zusammenarbeit mit der Bahn geschuldet sei, so Hingerl: "Wir versuchen jetzt, so schnell wie möglich noch einmal auszuschreiben und sind guter Hoffnung, dass es dann klappt." Auch die Bahn will nun nochmals ausschreiben, wie ein Sprecher erklärt. Zwar hätte es für den Teil der Baumaßnahmen, für die die Bahn zuständig ist, Angebote gegeben, diese seien aber deutlich über den prognostizierten Kosten gelegen.

Seit zwei Jahren beobachte man eine markante Steigerung bei den Baukosten, dies liege auch an der guten Auftragslage in der Bauindustrie, so der Bahn-Sprecher. In Rücksprache mit dem Freistaat, schließlich gehe es um Steuergelder, hätte man sich dennoch dafür entschieden, die Poinger Maßnahme wie geplant 2018 umzusetzen. Weil aber nun der Teil des Projekts, für den die Gemeinde zuständig ist, ohnehin nicht wie geplant realisiert werden kann, wird auch die Bahn umdisponieren.

Selbst wenn jetzt alles schnell ginge und sich Firmen fänden, um die Aufträge zu übernehmen, wird es 2018 mit dem Projekt nichts mehr. Dies liege an der Sperrzeitenplanung, die lange vor Bauprojekten an den Gleisen erstellt werden müsse, so der Sprecher der Bahn. Ursprünglich war geplant gewesen, bereits im Frühjahr mit den Bauarbeiten zu beginnen und sie im Laufe des Jahres 2018 abzuschließen. Wie die neue Terminplanung aussehen wird, muss nun erst noch besprochen werden. Der Poinger Gemeinderat ist laut Hingerl bereits über die unerfreulichen Entwicklungen informiert.

Das Projekt liegt jetzt auf Eis

Für die Poinger liegt damit ein Herzensprojekt erneut auf Eis, schließlich soll die Unterführung dazu beitragen, die Alt- und Neu-Poinger besser miteinander zu verbinden. Bisher ist es nicht ganz einfach, als Fußgänger vom einen zum anderen Ortsteil zu gelangen, vor allem für die nicht, die auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen sind. Denn die vorhandene Fußgängerunterführung unter den Gleisen hindurch ist steil und hat keinen Fahrstuhl. Alternativ kann man einen großen Umweg entlang der Straße auf sich nehmen, um von der einen auf die andere Seite zu gelangen.

Dass das kein Zustand ist, der zu einer modernen, ständig wachsenden Gemeinde passt, ist den Poinger Politikern schon seit Jahrzehnten klar. Bereits 1990 wurde das Thema im Gemeinderat diskutiert, mit der Realisierung wurde es deshalb nichts, weil es immer wieder unterschiedliche Signale zum möglichen Bahn-Ausbau in Poing gab und somit auch immer wieder unklar war, ob man nun eine Unterführung unter zwei oder doch unter vier Gleisen planen sollte.

Seit einigen Jahren steht aber fest, dass es mit dem viergleisigen Ausbau bis auf weiteres nichts wird, weshalb der Poinger Gemeinderat erneut die Pläne für die Unterführung aus der Schublade zog, die seit 2006 fertig sind. Die Maßnahmen der Deutschen Bahn, die im Rahmen des Bayern-Pakets für den barrierefreien Ausbau geplant waren, wurden parallel geplant.

Dass es mit der Unterführung in Poing eine vertrackte Sache ist, hat die Biermösl Blosn übrigens auf ihre unvergleichliche Art beim Gemeindejubiläum 2010 in Worte gefasst. Sie informierten die Festzeltbesucher über die Poinger Definition von Ewigkeit: "Das ist dann, wenn einmal die Bahnunterführung gebaut wird."

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