Bahnlärm:Zornedinger wollen noch mehr Lärmschutz erreichen

Zorneding Reportage wg. Rücktritt afrikanischer Pfarrer 03.2016

Schon jetzt sind die Gleise durch Zorneding stark frequentiert. Wenn 2026 der Brenner-Basistunnel eröffnet wird, wird der Zugverkehr aber auch auf der Zulaufstrecke noch einmal deutlich zunehmen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ort leidet unter Eisenbahnlärm, die Gemeinde fordert vor der Eröffnung des Brenner-Basistunnels mehr Schutz. Manchem ist das aber nicht genug.

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Mehr als 200 Güter- und Personenzüge fahren Tag für Tag durch Zorneding, dazu kommen mehr als 100 S-Bahnen. Das führt immer wieder zu Frust unter den Anwohnern. Auf der Zornedinger Südseite steht zwar seit 2012 eine Lärmschutzwand, aber auf der Nordseite zu Pöring gibt es nichts, was den Lärm dämmt. Dazu kommt, dass der Zugverkehr weiter zunehmen wird, wenn der im Bau befindliche Brenner-Basistunnel im Jahr 2026 in Betrieb genommen wird, denn die Zulaufstrecke führt auch durch Zorneding.

"Ein Großteil davon wird vor unserer Haustür vorbeifahren", mahnte Peter Pernsteiner (FDP), der im Wahlkreis Erding - Ebersberg für den Bundestag kandidiert, auf dem Ferienstammtisch des Ortsverbandes am Mittwochabend. Bahnlärm war auch das Thema des Abends. Denn bis zum 25. August können Anwohner im Rahmen des laufenden Lärmaktionsplans des Eisenbahn-Bundesamtes noch angeben, wie sehr sie sich durch Bahnlärm gestört fühlen. Anhand eines Indexes, der bestimmt, wo besonders viele Anwohner über Lärm klagen, formuliert das Amt dann eine Empfehlung.

"Eine einmalige Chance, dass wir uns zu Gehör bringen", sagte Pernsteiner. Er hatte in der April-Sitzung des Gemeinderats mit einem Dringlichkeitsantrag ein härteres Vorgehen im Kampf für bessere Schallschutzmaßnahmen gefordert. Da der Gemeinderat darauf gespalten reagierte, gründete man stattdessen eine Bahnlärm-Arbeitsgruppe, die mögliche Lösungen für Zorneding erarbeiten soll.

Ein Ergebnis der Projektgruppe ist die Forderung an das Eisenbahnbundesamt, auf der Nord-und Südseite durchgehenden Lärmschutz zwischen Baldham und Eglharting zu gewährleisten, zum Beispiel mithilfe einer Lärmschutzwand. Der Vorschlag war in der Juli-Sitzung des Gemeinrats einstimmig beschlossen worden, zusammen mit den gesammelten Umfragen will das Rathaus die Stellungnahme pünktlich an das Eisenbahn-Bundesamt schicken.

Die Zornedinger reagieren bisher eher zurückhaltend

Allerdings reagieren die Zornedinger bisher bescheiden auf den Aufruf, bisher haben 62 Zornedinger und 72 Pöringer teilgenommen. "So werden wir in Berlin nicht groß wahrgenommen", befürchtete Pernsteiner. Um die Resonanz zu erhöhen, wurden Fragebögen im Rathaus sowie in "Steffis" Schreibwarenladen in der Oberen Bahnstraße ausgelegt. Als unzureichend bezeichnete Pernsteiner den Vorschlag der Deutschen Bahn auf einer Informationsveranstaltung, als Hauptmaßnahme für den Brenner-Zulauf auf 300 Metern Schienenstegdämpfer einzubauen.

Christoph Reisbeck warf ein, dass man neben einer Schallschutzmauer auch Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen ins Auge fassen sollte. Der frühere Verkehrsplaner Gerhard Tschochner nahm dies zum Anlass, die geografische Rolle der hiesigen Bahnstrecken zu umreißen. Er beschrieb Zorneding als Teil eines Nadelöhrs, in dem Züge von Westen und Norden Deutschlands gebündelt werden: "Das haben wir in ganz Deutschland sonst nicht."

Dass die Strecken in Richtung München zumeist untertunnelt sind und man in Zorneding über "ein bisschen Lärmschutz" nachdenke, betrachte er als "hellen Wahnsinn". Statt durchgehenden Lärmschutzwänden auf beiden Seiten, die die beiden Gemeindeteile "wie zwei Berliner Mauern" trennen würden", schlug er eine Untertunnelung vor.

Pernsteiner entgegnete, dass er "für verrückt" erklärt würde, wenn er jetzt noch mehr fordere. Dass der Gemeinderat die Forderung nach Lärmschutz einstimmig beschlossen habe, sei "in dieser Phase am wichtigsten". Bärbel Ernst-Pfister schloss sich Pernsteiner an und verwies darauf, dass Erding für eine nur zweispurige Untertunnelung bereits 35 Millionen Euro an Selbstbeteiligung zahlen müsse. Der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Ewald Silberhorn gab sich ebenfalls pessimistisch, auch wenn ein Tunnel "natürlich das Richtige wäre". Als Alternative zu Lärmschutzwänden schlug er lärmdämmende Bebauung vor: "Vielleicht bietet die noch besseren Schutz."

Pernsteiner will in seiner Arbeitsgruppe jetzt eins nach dem anderen angehen: So viele Bürger wie möglich dazu bewegen, an der Umfrage teilzunehmen; die Nachbarkommunen überzeugen, das selbe zu tun und sich dann mit den Details einer kompletten Untertunnelung als Gedankenspiel beschäftigen. Der frühere Verkehrsplaner Tschochner appellierte zum Schluss: "Sie müssen parteiübergreifend alle an einem Strang ziehen."

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