Bahnhöfe an der S2:Nur für Sportliche

Wer in Markt Schwaben oder Poing eine S-Bahn erreichen möchte, sollte nicht mit Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs sein. Jetzt sind beide Stationen ins Umbauprogramm des Landtags aufgenommen worden

Nadia Pantel

Bahnhöfe an der S2: Für Eltern mit Kinderwagen ist der Markt Schwabener Bahnhof schwer zu erreichen.

Für Eltern mit Kinderwagen ist der Markt Schwabener Bahnhof schwer zu erreichen.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

EbersbergIn jedem S-Bahn-Waggon gibt es einen Bereich mit hochklappbaren Sitzen für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwägen. Auf den Park and Ride Parkplätzen sind Behindertenparkplätze ausgewiesen. Doch an vielen Bahnhöfen kann das noch immer nur als Willensbekundung angesehen werden. Rollstuhlfahrer können vielleicht ihr Auto gleich beim Bahnhof abstellen, aber in die S-Bahn kommen sie trotzdem nur schwer hinein. Es fehlen Rampen und Fahrstühle zu den Bahnsteigen. Und wer keinen großen Schritt machen kann, hat, endlich dort angekommen, das nächste Problem: Die S-Bahn Tür öffnet sich zwei Handbreit über der Bahnsteigkante.

Bahnhöfe an der S2:  Auch der Poinger Bahnhof ist im Umbauprogramm des Landes.

 Auch der Poinger Bahnhof ist im Umbauprogramm des Landes.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Dies soll sich nun in Markt Schwaben und Poing ändern. Der Bayerische Landtag hat beschlossen, 60 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um 13 Bahnhöfe in Bayern barrierefrei umzubauen. Im Landkreis profitieren davon Markt Schwaben und Poing. "Wir hören immer wieder von Plänen, dass der Umbau losgeht. Ich bin positiv überrascht, dass es nun wirklich so weit sein soll" - für Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) ist die aktuelle Ausstattung des S-Bahnhofs seiner Gemeinde "ein "Schildbürgerstreich. Es gibt für Rollstuhlfahrer vier verschiedene Möglichkeiten, die Gleise zu über- oder unterqueren. Aber keine einzige Möglichkeit auf den Bahnsteig zu gelangen", fasst Hohmann zusammen. So gibt es zwar an beiden Seiten des Bahnhofs einen Fahrstuhl, der zur Bahnhofsunterführung fährt, doch dort unten keinen weiteren nach oben zu den Bahnsteigen. Auch die Fußgängerbrücke, die in Richtung Poing, in Sichtweite vom S-Bahnhof, die Gleise überspannt, ist mit Rampe und Fahrstuhl ausgestattet. Doch die Bahnsteige enden ein paar hundert Meter weiter östlich.

"Die Bahn plant seit Jahren, den gesamten Bahnhof nach Westen zu verschieben", sagt Hohmann. Pläne, die er sehr begrüßen würde, deren Finanzierung jedoch bislang völlig offen war. Die Westverschiebung würde bedeuten, dass die Fußgängerbrücke mit den Bahnsteigen verbunden werden könnte und, dass ein künftiger viergleisiger Ausbau der S-Bahn- und Fernverkehrsstrecke möglich wäre. Das könnte dann eine schnellere Taktung der S-Bahn ermöglichen. Doch ob der Umbau in Markt Schwaben wirklich so umfassend sein wird, ist offen. Die Verträge zwischen DB AG und dem Bayerischen Landtag sind bislang weder unterschrieben noch im Detail ausgearbeitet. Bisher steht nur der politische Beschluss für die Millionen-Investition. Wie hoch die Beteiligung der Bahn ist, steht noch nicht fest. Zwischen 2013 und 2018 sollen 13 Bahnhöfe erneuert werden. Wann genau aber nun in Poing und Markt Schwaben Baubeginn wäre, steht noch nicht fest. "Ich hoffe nur, dass jetzt so investiert wird, dass sich die Ausgaben auch perspektivisch lohnen", sagt Georg Hohmann. Am liebsten wäre ihm ein barrierefreier Bahnhof, der alle Möglichkeiten für einen Ausbau des Schienennetzes mit einschließt. Von Markt Schwaben aus fahren auch Regionalzüge und ICs durch Nord- wie Südbayern und bis nach Berlin.

Der Poinger S-Bahnhof ist zwar kein so wichtiger Verkehrsknotenpunkt, doch durch die vielen Neubaugebiete wird er immer stärker genutzt. Zwar sind beide Bahnsteige, in Richtung Erding und München über eine Rampe zu erreichen. Doch auf der Seite des Einkaufszentrums ist der kurze geteerte Weg zum Bahnsteig so steil, dass er für Rollstuhlfahrer zum Sicherheitsrisiko wird. Die Unterführung wiederum ist nur über Treppen zu erreichen. Wer die nicht benutzen kann aber auf die andere Seite der Gleise möchte, muss den Bahnhof verlassen und einen gut 500 Meter langen Umweg über die Unterführung der Plieninger Straße laufen. Wer dann doch auf dem Bahnsteig angekommen ist, hat das gleiche Problem wie in Markt Schwaben: In die S-Bahn hinein kommt nur, wer einen großen Schritt machen kann. Rollstuhl oder Kinderwagen: Fehlanzeige

Doch selbst für Menschen, die mit Treppen und Stufen keine Probleme haben, dürften die Probleme in Poing und Markt Schwaben auf der Hand liegen. Hier wie dort sind die ehemaligen Bahnhofsgebäude von der Bahnsteigseite nicht begehbar. Zwar ist in den Gebäuden jeweils ein Kiosk untergebracht, zur Straßenseite hin geöffnet, doch die Möglichkeit vor Wind und Kälte geschützt zu warten oder einen Fahrschein zu kaufen, gibt es längst nicht mehr.

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