Austritt:Gemeinderätin verlässt CSU-Fraktion

Zu viele Meinungsverschiedenheiten: Martina Wimmer macht in Glonn als Einzelkämpferin weiter.

Von Anja Blum

Sie muss sich schon lange gequält haben. Nun endlich ist Martina Wimmer aus der CSU-Fraktion des Glonner Gemeinderats ausgetreten. "Ich konnte mich in den letzten Monaten mit vielen Entscheidungen der Fraktion nicht mehr identifizieren, obwohl ich nach wie vor eine konservative Einstellung habe", erklärt sie ihren Rückzug aus den Reihen der scheinbar Gleichgesinnten. Den Rest der Wahlperiode bis April 2014 wird sie sich nun, wie sie es selbst nennt, als "Einzelkämpferin" durchschlagen.

Martina Wimmer gehört dem Gemeinderat seit 2008 an und mit ihren 36 Jahren zu den wenigen Jüngeren in der Glonner CSU-Fraktion. Außerdem ist sie dort die einzige Frau. Als solche habe man es in der Politik freilich doppelt schwer, sich durchzusetzen, trotzdem wolle sie die Querelen nicht darauf zurückführen, sagt sie. Man habe eben viele Meinungsverschiedenheiten gehabt, aber "die Rolle der Opposition" sei ihr sehr schwer gefallen. "Ich wollte mich diesem Druck nicht weiter aussetzen." Delikat ist das Ausscheren aus der Fraktion in Glonn vor allem deshalb, weil die Verhältnisse im Gemeinderat sehr ausgewogen sind. Bislang führt die CSU mit acht Plätzen, dicht gefolgt von der SPD mit sieben Stimmen. Darüber hinaus gibt es nur noch zwei Freie Wähler, von denen einer der SPD und der andere der CSU zugeneigt ist. Daher enden kontroverse Abstimmungen in Glonn oftmals knapp oder gar mit einem Patt. Was die neue Freiheit von Wimmer für diese Konstellation bedeutet, muss sich erst erweisen. Sicher ist, dass es noch spannender wird.

Das bestimmende Thema der vergangenen Monate war die geplante Sanierung des Hallenbads, für die sich Wimmer nach wie vor ausspricht. Genauso wie offiziell auch der Rest der CSU-Fraktion - die jedoch gegen den Willen der SPD einen Bürgerentscheid über die Sanierung durchgesetzt hat. Damals, im März, stimmte Wimmer noch mit ihrer Fraktion. Doch dann, bei der Entscheidung über den Termin für den Bürgerentscheid, stellte sie sich auf die Seite der SPD und verhinderte damit zunächst den Erfolg des CSU-Antrags, den Entscheid mit der Bundestagswahl zusammenzulegen und damit in den Herbst zu verschieben. Ihren Parteikollegen stand damals das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, Bürgermeister Martin Esterl (SPD) musste den nötigen Respekt voreinander einfordern, um für Ruhe zu sorgen. "Wir waren einfach geschockt, weil sie vorher etwas anderes gesagt hat", erklärt CSU-Fraktionssprecher Georg Raig die Situation.

Für Wimmer war diese Abstimmung der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "Ich habe sogar überlegt, mein Mandat ganz abzugeben, doch ich will die Menschen, die mich gewählt haben, keinesfalls enttäuschen", erklärt die 36-Jährige. Deswegen wolle sie sich nun ohne Fraktion - nur dem eigenen Gewissen verpflichtet - für die Belange der Bürger einsetzen. Von der Politik als solcher sei sie indes nicht enttäuscht, und auch bei der CSU wolle sie Mitglied bleiben.

"Das muss man akzeptieren", sagt CSU-Sprecher Raig zu Wimmers Austritt, auch wenn dieser freilich kein gutes Licht auf die Fraktion werfe. Umso wichtiger ist es ihm zu betonen, dass bei der CSU kein Fraktionszwang herrsche. "Bei uns stimmt öfter mal einer anders ab als die anderen", sagt er und verweist als Beispiel auf seine eigene Ablehnung eines WSV-Zuschusses. Diese allerdings führte nicht zu einer Niederlage der CSU - ganz im Gegensatz zu Wimmers Entscheidung.

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