Ausstellung in der VHS:Fakten aus der Vogelperspektive

VHS Ausstellung'Asyl ist Menschenrecht'.

Martina Eglauer von der VHS, Daniel Hitzke vom KJR und Angela Warg-Portenlänger (Bunt statt Braun) eröffnen die Ausstellung in Ebersberg.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Ausstellung "Asyl ist Menschenrecht" vermittelt ein klares Bild der Fluchtbewegungen der vergangenen Jahre. Direkte Bezüge zur Region sind allerdings kaum zu finden

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Der Mann schreitet voran, dahinter zwei Frauen, jede ein Kind auf dem Arm und eins an der Hand, Taschen und Rucksäcke. Wahrscheinlich ist hier eine Familie unterwegs, sehr wahrscheinlich auf der Flucht. Drei Erwachsene und drei Kinder haben dem Fotografen allerdings den Rücken zugewandt, nur ein Bub schaut unter der Kapuze in die Kamera, die Geschichte ihrer Flucht, die erfährt man hier nicht.

Das Fotomotiv gehört zur neuesten Ausstellung in den Räumen der Volkshochschule Ebersberg-Grafing, bei der es weniger um Einzelschicksale als ums große Ganze geht. Am Dienstagnachmittag kam es dort zur offiziellen Premiere von "Asyl ist Menschenrecht", einer Ausstellung, die noch bis 7. April in der Ebersberger VHS zu sehen ist. Das Konzept dahinter ist einfach, die Botschaft eindeutig: Bereits auf der Treppe zum Obergeschoss hängt ein Plakat, das durchnässte Ausweispapiere zeigt. "Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem großen Friedhof wird", steht dort - ein Satz den man nicht oft genug betonen kann. Insgesamt 37 laminierte Din-A1-Tafeln sind auf mehrere VHS-Räume verteilt, der Eintritt ist frei. Die Schilder sind auf zwei Arten gestaltet, manche vermitteln durch übersichtliche Grafiken, wo wie viele Menschen auf der Flucht sind oder aus welchen Gründen sie ihre Heimatländer verlassen haben. Andere Tafeln verraten durch symbolkräftige Fotografien und große Schriftzüge eine klare Haltung. Hier kommt deutlich durch, dass mit "Pro Asyl" eine Hilfsorganisation für Flüchtlinge hinter dem Projekt steckt.

Vorgestellt haben die Ausstellung VHS-Leiterin Martina Eglauer, Ebersbergs Kreisjugendring-Chef Daniel Hitzke und seine Kollegin Angela Warg-Portenlänger, die sich für den KJR beim Verein "Bunt statt Braun" engagiert. Der KJR hat die Tafeln organisiert und jetzt der VHS als Leihgabe gegeben. "Wir wollen dazu beitragen, dass differenziertes Denken gefördert wird", sagte VHS-Chefin Eglauer, Fakten gegen Vorurteile also. Die Ausstellung sei dafür "ein unaufdringlicher Weg", weil man sich jetzt, da das neue Kurssemester beginnt, unkompliziert im Vorbeigehen informieren könne.

Angenehm ist, dass jede Tafel in sich verständlich ist, man kann also Plakate überspringen und kommt trotzdem noch mit, auch wenn man nur eine Viertelstunde Zeit hat. Die Tafeln sind leserfreundlich, dank klar formulierter Überschriften, farbiger Grafiken und großer Bilder auch für Kinder. So versteht man schnell, worum es geht, etwa wenn unter dem Titel "Der Weg nach Europa ist oft lebensgefährlich" Fluchtwege und Opferzahlen besprochen werden. Seit 2000 seien weit über 30 000 Flüchtlinge entlang der europäischen Grenzen gestorben, steht da. Diese Plakate sind nüchtern formuliert, lassen Zahlen für sich sprechen, die meisten stammen von Mitte 2016, sind also ziemlich aktuell.

"Asyl ist ein Menschenrecht" kommt bei all dem etwas unpersönlich daher, man erfährt wenig über die Menschen, die von überall auf der Welt nach Oberbayern geflüchtet sind. Allein im Landkreis Ebersberg halten sich bekanntermaßen mehr als 1000 Flüchtlinge auf, bis auf die Geschichte eines Nigerianers, der auf einer Tafel von der Flucht übers Meer nach München erzählt, gibt es aber keine direkte Verbindung zur Region. Erklärbar ist das, weil "Pro Asyl" bundesweit organisiert ist und die Schilder auch in anderen Regionen zur Verfügung stellt. Aufbereitung, Aktualität und Botschaft lohnen einen Besuch, bei dem man allerdings nicht erfährt, wohin der Bub mit der Kapuze unterwegs war.

"Asyl ist Menschenrecht" ist bis 7. April in der Ebersberger VHS, Dr.-Wintrich-Straße 3, kostenlos zu sehen. Danach wandert sie ans Gymnasium Grafing.

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