Ausstellung:Gewebt und geschnitzt

Im Haus Maria Linden sind Werke des Künstler-Ehepaars Friedrun und Reinhart Fuchs zu sehen

Von Camille Scherer, Vaterstetten

- "Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?" So lautet das biblische Gleichnis (Matthäus 6,26), das Friedrun Fuchs einst zu einem beeindruckenden Wandteppich inspiriert hat: In der Mitte des großen, gewebten Bildes ist eine kräftig orange-gelbe, aufgehende Sonne über einem grünen Tal zu sehen. Im Himmel, der in dunkel zu hell variierenden Blautönen dargestellt ist, fliegen weiße Vögel um die Sonne herum.

Der Teppich, 90 mal 250 Zentimeter groß, ist das Herzstück einer neuen Ausstellung im Haus Maria Linden in Vaterstetten. Gezeigt werden dort Werke des bereits verstorbenen Ehepaars Friedrun und Reinhart Fuchs, denn sie war Weberin von Beruf, er Bildhauer. Organisiert hat die Schau Tochter Sybille Fuchs aus Ebersberg, zu sehen ist sie noch bis 8. Juni täglich von 9 bis 17 Uhr.

"An einem solchen Werk verbringt man rund 40 Stunden", erzählt Sybille Fuchs bei der Vernissage den Bewohnern des Altenheimes für Menschen mit seelischer oder geistiger Behinderung. "Da ich den Webstuhl meiner Mutter geerbt habe und auch weben kann, habe ich den Test gemacht."

Ausstellung: Die kirchlichen Motive auf den Webteppichen ergänzte Bildhauer Reinhard Fuchs mit seinen Werken.

Die kirchlichen Motive auf den Webteppichen ergänzte Bildhauer Reinhard Fuchs mit seinen Werken.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit viel Leidenschaft webte Friedrun Fuchs, geboren 1932, Teppiche - doch nicht irgendwelche, sondern solche für Kirchenaltäre. Sie werden "Antependien" oder "Paramente" genannt. Bei der Ausstellung sind daher noch einige andere, kleinere Antependien zu sehen. Auch diese sind sehr farbenfroh gestaltet - und stets von christlicher Bedeutung. Denn Religion habe, so die Tochter, in der Familie Fuchs immer eine wichtige Rolle gespielt, zumal in den 1950er und 1960er Jahren, als im Zuge des Wiederaufbaus auch der Kirchenbau boomte.

Neben der Webkunst der Mutter sind in dem Vaterstettener Seniorenheim zwei Statuen und zwei Skulpturen von Reinhart Fuchs, 1933 geboren, zu bewundern. Die größte davon, rund und bunt in der Anmutung, lässt viele verschiedene Interpretationen zu, gerade auch erotischer Natur, doch dank des entsprechenden Wandteppichs im Hintergrund wird schnell klar, was der Bildhauer hier darstellen wollte: Aus einem steinschleuderartigen Gerüst in dunklem Lila ragt in der Mitte eine goldene Kerze heraus - diese ist auf besagtem Antipendium ebenfalls zu sehen.

Ausstellung: Stefan Fuchs, Cornelia Fuchs und Sybille Fuchs freuen sich über die Ausstellung der Werke ihrer Eltern im Haus Maria Linden in Vaterstetten.

Stefan Fuchs, Cornelia Fuchs und Sybille Fuchs freuen sich über die Ausstellung der Werke ihrer Eltern im Haus Maria Linden in Vaterstetten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Ehepaar verstand es gut, seine Werke verschmelzen zu lassen. So webte Friedrun Fuchs Antependien, für die ihr Mann Lesepulte und Altäre baute. Teil der Ausstellung sind auch Fotografien, mit denen Reinhart Fuchs die Webteppiche seiner Frau gekonnt festhielt. Sie hängen in der Kapelle. Reinhart Fuchs verstarb 2009 im Kreiskrankenhaus Roth, Friedrun Fuchs 2013 in einem Pflegeheim in Ebersberg.

Den Bewohnern des Hauses Maria Linden gefällt die Ausstellung sichtlich. Bei der Vernissage sitzen sie gepannt auf ihren Stühlen, sind fröhlich und stellen viele Fragen. "Wie viel kostet denn so ein großer Teppich", will zum Beispiel jemand wissen. "Der ist unverkäuflich", sagt die Tochter und lacht. Außer Sybille Fuchs sind noch zwei Geschwister gekommen, Cornelia und Stefan Fuchs. Alle drei erlernten sie künstlerische Berufe. Sybille ist Architektin, ihr Bruder Schreinermeister und Cornelia Musikpädagogin.

Das Atelier des Ehepaares war einst Teil des Familienhauses in Franken, somit konnten alle vier Kinder ihren Eltern immer zusehen und deren Werke sogar anfassen. "Wir hatten definitiv eine wunderschöne und einmalige Kindheit. Aber wenn man da reinwächst, dann ist das etwas ganz Normales", sagt Sybille Fuchs. Zu der Frage, ob es denn nicht trotzdem merkwürdig gewesen sei, wenn der Kirchenvorstand die Werke im Familienhaus besichtigen kam, antwortete sie lachend: "Nein, da war es eher beeinträchtigend für uns, dass die uns dann den Kuchen weggegessen haben."

Ausstellung von Friedrun und Reinhart Fuchs im Haus Maria Linden, Vaterstetten, zu sehen bis 8 Juni, täglich von 9 bis 17 Uhr.

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