Ausstellung am Wochenende:Von bunter Hund bis abstrakt

Atelierclub Moosach

Im Atelier von Maja Ott (rechts): Susan Mintz-Weber, Martina Brenner, Christine Haupt, Nilüfer Boysan-Dietrich, Daniela Appel-Wieland, Petra Knopf.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit fünf Jahren gibt es den "Atelierclub" in Moosach. Nun öffnet er zum ersten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit

Von Theresa Parstorfer, Moosach

Stellas Fell ist weiß. Entspannt liegt die große Hundedame in der Mitte des Ateliers von Maja Ott und Hubert Maier in Moosach. Es kommt aber vor, dass Stella in einen Farbtopf tapst. "Dann ist ihr Fell nicht mehr weiß, sondern bunt", sagt ihre Besitzerin Petra Knopf und lacht. Sie selbst steht an einem der sieben Maltische, die ebenfalls schon gut Farbe abbekommen haben. Seit fünf Jahren wird hier von den Mitgliedern des Atelierclubs gemalt. Einmal im Monat gibt Ott darüber hinaus Kurse. Zum ersten Mal seit Gründung des Clubs werden an diesem Wochenende die Türen für die Öffentlichkeit geöffnet.

20 der derzeit 23 Mitglieder zeigen etwa 40 Werke. Acht der Künstlerinnen sind ein paar Tage vor dem Ausstellungswochenende im "Mal-Raum" versammelt. Nebenan, im "Ratschraum", gibt es Butterbrezen und Kaffee. Auch wenn bei dieser Gelegenheit ein anderer Eindruck entstehen könnte: Es gibt auch männliche Mitglieder. Zwei, um genau zu sein. Björn Nonhoff und Peter Kastl. Letzterer hat ein paar seiner Werke mit einem Zettel versehen an die hintere Wand gelehnt. "Nur ein Angebot. Wusste nicht, was groß und klein ist", steht auf dem Papier. Dahinter ein kleines Smilie-Gesicht. "Männer halt", sagt Martina Brenner, die könnten sich eben nie entscheiden. Die übrigen Frauen lachen. Also werden sie entscheiden, welche von Kastls Bildern ausgestellt werden.

Die Gemeinschaft, nicht alleine vor sich hinzumalen, das schätzen die Mitglieder am Atelierclub. "Jeder kann jederzeit kommen", erklärt Martina Brenner, mit Listen wird organisiert, wer wann kommt, aber auch, wer vielleicht einmal "ein bisschen für sich sein will". Brenner arbeitet in einer Ecke an einer riesenhaften Leinwand, auf die sie eine Abbildung des Egglburger Sees aus den 50 Jahren gebannt hat. Im Haus ihrer Mutter hat sie die Fotografie gefunden. Die Farben, die sie verwendet, sind kräftig, das Schilf scheint beinahe plastisch aus der Leinwand herauszuwachsen.

Gleich neben Brenner steht Susan Mintz-Weber und erwähnt einen anderen Vorteil des gemeinschaftlichen Schaffens: "Man tauscht sich aus, hilft und berät sich gegenseitig." Allerdings, fügt sie hinzu: "Mir wurde heute verboten, dieses Bild zu übermalen", und deutet auf das Gemälde an der Wand neben ihrer Staffelei. Ein Foto vom deutschen Pavillon auf der Biennale, das sie in einer Zeitung gefunden hatte, ist darauf abgebildet. Grauer Hintergrund, davor eine ganze Reihe schemenhafter menschlicher Umrisse. "Ich bin nicht mehr ganz zufrieden damit", sagt sie und mustert es kritisch. "Aber wir finden es toll", ertönt ein Chor weiblicher Stimmen um sie herum. Also muss es so bleiben. Wieder herzliches Lachen.

Für Maja Ott, die viele der Frauen schon seit Jahren kennt, ist es besonders schön zu sehen, "wie sie sich weiterentwickeln, ihren eigenen Stil finden, sicherer werden, sich aber auch immer wieder für neue Dinge interessieren", so Ott. Christine Haupt zum Beispiel. Sie hat bisher ausschließlich abstrakte Formen gemalt. Am Wochenende wird sie aber ihr erstes Tier präsentieren. Von einer blauen Leinwand schaut ein bunter Panther dem Betrachter in die Augen. "Aber auch der ist vielleicht noch etwas abstrahiert", sagt Haupt.

Auch ihre beiden Kolleginnen zwei Tische weiter experimentieren mit Formen: Nilüfer Boysan-Dietrichs Vorbilder sind Braque und Picasso. Die Blumen oder Stileben, die ihr als Vorlage dienen, sind kaum mehr zu erahnen. Ockerfarbene Töne werden von schwarzen Linien unterteilt. Daniela Appel-Wieland, auf dem Weg zu deren Tisch erst einmal Hundedame Stella umrundet werden muss, experimentiert mit einer neuen Technik. Erst vor einem Monat hat Maja Ott einen Workshop dazu gegeben. "Hier ist kein einziger Pinselstrich aufgetragen", sagt Appel-Wieland. Kräftige rosa und lila Farbtöne hat sie stattdessen über einen Zeitraum von zwei Wochen mit einem Spachtel auf der Leinwand verteilt. Gerade ist sie jedoch arbeitslos, denn das neu dazugekommen pfützenartige Weiß glänzt nass und muss mindestens ein paar Stunden trocknen. Ob das Bild für die Ausstellung fertig sein wird, weiß die Künstlerin noch nicht. "Das ist das Schöne an dieser Technik", sagt sie: Man müsse die Kontrolle abgeben, die Spannung aushalten - und sich überraschen lassen.

Überraschen lassen müssen sich die Künstlerinnen auch vom Wetter. Wünschen würden sie sich Sonnenschein, denn ihre Ausstellung soll ein kleines Sommerfest werden. Mit Singer-Song-Writer Antonio am Sonntagnachmittag und hoffentlich nicht zu vielen, denen der Ausgang der Fußballweltmeisterschaft wichtiger ist als die Kunst.

Ausstellung des Atelierclubs, Grafinger Straße 14 in Moosach, am Samstag, 14. Juli, von 15 bis 20 Uhr und am Sonntag, 15. Juli, von 11 bis 20 Uhr

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