Vaterstettener Nachwuchsfilmer:Vom Lego-Daumenkino zum Animationsfilm

Rafael Peiß Schüler aus Vaterstetten "Override"  Film

Action und Spezialeffekte in Vaterstetten: Alex und sein Kumpel experimentieren mit einer Waffe, die Strom absorbiert.

(Foto: Rafael Peiß/oh)

Rafael Peiß aus Vaterstetten begeistert die Jury des diesjährigen bayerischen Crossmedia-Wettbewerbs. Der 17-Jährige hat bereits ein Spezialgebiet.

Von Julian Kettl, Vaterstetten

Alex, ein Jugendlicher, erfindet per Zufall eine Waffe, mit der er sämtlichen Strom absorbieren kann. Sein Kumpel Julian ahnt dabei nichts Gutes. Plötzlich werden die beiden Freunde attackiert, Julian wird angeschossen, Alex von einer dubiosen Firma verschleppt. Es kommt zu einem spektakulären Finale...

Was nach einem Skript aus Hollywood klingt, spielt tatsächlich in Vaterstetten - und wurde von Rafael Peiß in dessen Kinderzimmer produziert. Es sind Szenen aus seinem preisgekrönten Kurzfilm "Overrun". Doch der 17-Jährige bleibt ganz gelassen: "Mir fällt eine fantastische Sache ein, die ich in den Alltag einbinde. Und dann denk' mir dazu eine Geschichte aus."

Drehbuchautor, Kameramann, Regisseur, Produzent: Raffael Peiß ist ein Multitalent. Und wurde nun in zwei Kategorien des "Crossmedia-Wettbewerbs" des Bayerischen Kulturministeriums ausgezeichnet. Bei dem Contest traten heuer mehr als 880 Schülerinnen und Schüler an und versuchten, die Jury in sieben Sparten, also medialen Darstellungsweisen, mit originellen Beiträgen zu überzeugen.

Raffael Peiß aus Vaterstetten belegte mit "Overrun" in der Sparte "Short Film", den dritten Platz. Mit einer "nahezu perfekten Vermischung analoger Filmszenen und computergenerierter 3-D-Animationen, die gekonnt in die dramaturgischen Höhepunkte der Story integriert sind," begeisterte sein Kurzfilm die Jury. Das "überzeugende Schauspiel", wie es die Preisrichter formulierten, lieferte Rafael Peiß' Freund Johannes Unterricker, der privat Schauspielunterricht nimmt und sehr gerne als Darsteller zur Verfügung stand. "Wir beide sind einfach ein sehr gutes Team."

Dabei sind Rafaels Peiß' diesjährige Platzierungen gar nicht die ersten Erfolge, die er mit seinen Projekten erreicht hat: Erst im vergangenen Jahr holte der junge Filmproduzent mit seinem "Mothman" den ersten Platz in der 3-D-Kategorie des Crossmedia-Wettbewerbs. War der Vaterstettener in diesem Horror-Streifen - neben seiner Großmutter - noch selbst der einzige Darsteller, haben nun immer mehr Menschen Lust, in seinen Filmen mitzuwirken.

Doch auch dramaturgisch habe sich "Overrun" im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert, sagt Peiß selbstbewusst: "Vor allem was Handlung und Aufbau angeht, habe ich mich stark entwickelt." Dabei bedient sich der 17-Jährige des Motivs der Heldenreise, einer archetypischen Struktur vieler Mythen und Romane: Der Protagonist bricht aus seinem Alltag aus und erlebt ein Abenteuer, das sein Leben verändert. Inspiration holt sich der Gymnasiast aber auch aus Filmen, als Vorbild nennt er zum Beispiel Steven Spielberg, der mit "E.T.", "Men in Black" oder "Jurassic Park" weltberühmt wurde. Auch der amerikanische Starregisseur verknüpft in seinen Werken meist fantastische Dinge mit der realen Welt.

Der Vaterstettener Schüler Rafael Peiß bekommt einen Multimedia-Preis

Wiederholungstäter: Rafael Peiß steht beim "Crossmedia-Wettbewerb" des Kultusministeriums bereits zum zweiten Mal auf dem Treppchen.

(Foto: Privat)

Im Gespräch mit Peiß ist seine Leidenschaft für Filme nicht zu überhören. "Ich mag es sehr, mir Geschichten auszudenken, und auch der technische Aspekt begeistert mich. Es ist eine Kombination aus beidem. Wenn man dann nach monatelanger Arbeit sieht, wie man seine eigene Idee tatsächlich verwirklicht hat - das ist Wahnsinn!" Nicht ohne Grund investiert er oft die gesamten Sommerferien in seine Filmproduktion.

Mit seinem anspruchsvollen Hobby begonnen hat Rafael Peiß bereits im zarten Alter von acht Jahren. Damals begann er, Filme mit der sogenannten "Lego-Stop-Motion" zu produzieren - eine Art Daumenkino mit Legomännchen. Nachdem der Vaterstettener mithilfe dieser Technik immer wieder sein Spielzeug in Szene gesetzt hatte, begann er, Menschen als Darsteller einzusetzen, da war er zwölf. Noch zwei Jahre später "kamen dann schon die Spezialeffekte dazu", erzählt er.

Peiß' neueste Produktion, ein Film namens "Allience" soll im Januar veröffentlicht werden. Da das Projekt bis zum Einsendeschluss des Wettbewerbs noch nicht abgeschlossen war, reichte der 17-Jährige nur die bis dato schon gefilmten und animierten Szenen ein. Trotz der Unvollständigkeit holte er damit auch in der Sparte 3D den dritten Platz. Peiß zeige "wieder seinen sehr erfahrenen Umgang mit vertieften Techniken seiner 3D-Software" und stelle sich "auch der besonderen Herausforderung, nahtlose Kombination von realen Filmaufnahmen mit digitalen Charakteren und Gegenständen glaubhaft zu erzeugen", kommentierte die Jury die Szenen. Für Schnitt und Animation verwendet Peiß die Softwares "Final Cut Pro" und "Blender". Gefilmt hat er bisher mit einem einfachen Camcorder, für sein neues Projekt "Allience" hat er sich jedoch eine hochwertigere Spiegelreflex-Kamera zugelegt.

Im Trailer von "Allience"sind jedenfalls wieder jede Menge Spezialeffekte und Animationen zu sehen, die nochmals professioneller wirken. Mit diesem Film wolle er "das Klischee des bösen Aliens brechen beziehungsweise umkehren", erklärt der junge Regisseur seine Idee. Die Hauptrolle spielt freilich erneut Kumpel Johannes Unterricker, aber auch dessen Schauspiellehrerin wirkt diesmal mit, sie hat die Rolle der Antagonistin übernommen.

Die Eltern des Vaterstetteners sind "selbstverständlich begeistert" und unterstützen ihren Sohn in seiner cineastischen Kreativität. "Mir helfen die Gespräche mit meiner Familie enorm", sagt der 17-Jährige. "Man ist selbst ja so in die Materie vertieft, da ist es sehr hilfreich, ein Feedback von außen zu bekommen." Peiß' Berufswunsch steht bereits, felsenfest: "Ich will in die Regie." Man könnte wohl sagen: Der Gymnasiast ist auf dem besten Weg dorthin.

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