Aus dem Landgericht:Gewaltorgie für ein Gläschen Gras

Es waren genau 6,6 Gramm Marihuana, versteckt in einem Einmachglas. Filipp S. und sein Halbbruder Vladimir P. sollen versucht haben, die Droge einem Ebersberger abzunehmen. Als dieser sich weigerte, sollen sie ihn krankenhausreif geschlagen haben. Seit Mittwoch müssen sich die beiden Männer, die in Greifswald beziehungsweise in Kaufbeuren leben, vor dem Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihnen versuchte Erpressung und gefährliche Körperverletzung zur Last. Der 34-jährige Filipp S. ist zudem wegen vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt. Zum Auftakt der Verhandlung vor der 3. Strafkammer machten beide weder Angaben zur Sache noch zu ihrer Person.

Laut Anklage waren Filipp S. und sein Halbbruder Vladimir P. im August vergangenen Jahres bei ihrer Mutter in Ebersberg zu Besuch, als die Tat geschah. Filipp S. soll aus dem Zimmer eines Hausbewohners das Einmachglas mit Marihuana gestohlen haben. Als er von diesem daraufhin zur Rede gestellt wurde, kam es laut Anklage zu einem regelrechten Gewaltausbruch durch die Angeklagten.

Im Treppenaufgang des Hauses soll der 26-jährige Vladimir P. dem Opfer von hinten in den Rücken gesprungen sein und es auf die Treppe gestoßen haben. Danach habe P. den jungen Mann laut Anklage mit Fäusten traktiert, während Filipp S. gegen dessen Kopf getreten habe. Nur weil Bekannte des jungen Mannes einschritten, ließen die Angeklagten angeblich von ihrem Opfer ab.

Außerdem soll Vladimir P. gemeinsam mit Filipp S. den früheren Ehemann seiner Verlobten, Lilli H., brutal zusammengeschlagen haben. Zu der Tat soll es gekommen sein, als Lilli H. ihre beiden Töchter, die bei ihrem früheren Mann leben, holen und sie nach Greifswald bringen wollten. Das Verfahren gegen Lilli H., die wegen versuchter Erpressung angeklagt ist, wurde vom Gericht abgetrennt. Die 34-Jährige sei derzeit nicht verhandlungsfähig, teilte der Vorsitzende, Richter Martin Hofmann, zum Beginn des Prozesses mit.

Neben den Vorwürfen aus der Anklage der Staatsanwaltschaft am Landgericht München II liegen gegen Filipp S. und seinen Halbruder weitere Anklagen der Staatsanwaltschaft in Greifswald vor, die in dem Verfahren vor der 3. Strafkammer mitverhandelt werden. Filipp S. werden in nicht weniger als sieben Anklagen unter anderem Gewaltdelikte, Diebstähle, Fahren ohne Führerschein sowie Trunkenheit im Verkehr zur Last gelegt. Im Fall von Vladimir P. sind es drei Anklagen wegen Gewalt- und Diebstahlsdelikten. Ein Urteil in dem Prozess soll frühestens im Januar 2018 ergehen.

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