Aus dem Amtsgericht:Online-Stalker muss in Haft

27-Jähriger schickt Fotos, dafür gibt es ein Jahr Gefängnis

Heiraten wird er im kommenden Sommer vermutlich kaum: Nicht nur, weil ein 27-Jähriger aus dem nördlichen Landkreis am Donnerstag zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde und somit den angesetzten Hochzeitstermin hinter Gittern verbringen wird, sondern auch, weil er seiner Verlobten nichts von seinem unappetitlichen Hobby erzählt hatte, das ihn nun vor Gericht brachte: Der Mann hatte mehr als ein Jahr lang einer anderen jungen Frau immer wieder Bilder seines erigierten Geschlechtsteiles auf Facebook geschickt, versehen mit eindeutigen Sprüchen. Neben der Verbreitung pornographischen Materials sowie Beleidigung wurde ihm außerdem unerlaubter Besitz einer Gaspistole zur Last gelegt.

In eine dicke Jacke gemummt, das Kinn in die Hand gestützt, verfolgte der Angeklagte das Gerichtsgeschehen wortkarg und mit unbeteiligter Miene. Auf die Frage der Richterin, warum er das getan hatte, antworte er "Dummheit". Er bedauere es, er werde sich entschuldigen. Zuletzt bat er darum, nicht mit Freiheitsentzug bestraft zu werden, da dann "alles futsch" sei - Hochzeit, Wohnung, Beruf. Das Gericht stellte ihm dennoch keine "positive Sozialprognose" und wies überdies auf seine zahlreichen Vorstrafen und sein Verhalten vor Gericht hin. Er habe angerufen und gesagt, er sei krank, hätte aber kein Attest liefern können, sodass Haftbefehl erlassen wurde. "Einen denkbar schlechten Eindruck" habe er hinterlassen, so die Richterin. Anscheinend seien ihm seine früheren Erfahrungen egal. Sehr deutlich fügte sie hinzu, "wer es so nicht kapiert, der kapiert es vielleicht im Gefängnis".

© SZ vom 08.12.2017 / tpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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