Asylsozialberatung:Eine Frage der Perspektive

Grünen-Chef Tobias Vorburg und das Landratsamt sind sich uneinig, wie die Sozialberatung von Asylbewerbern ablaufen soll

Von korbinian eisenberger, Ebersberg/Markt Schwaben

Vergangene Woche hatte ein Mitarbeiter der Caritas in der SZ gefordert, die Zahl der Asylsozialberater für den Landkreis Ebersberg zu erhöhen. Inzwischen hat das Landratsamt auf das Interview reagiert. Aus Sicht der Ebersberger Behörde ist es irreführend, von vier Asylsozialarbeitern zu sprechen, da im Landratsamt 4,7 weitere Stellen für die Asylsozialberatung besetzt sind. Die müsse man dazurechnen, weil Flüchtlinge dort "soziale Betreuung" bekämen, eine "freiwillige Leistung des Landkreises", heißt es in einer Stellungnahme. Das bayernweit vorgeschriebene Mindestverhältnis von einem Berater für 150 Asylbewerber sei demnach mit insgesamt 8,7 Stellen mehr als erfüllt. Nach neuesten Zahlen des Landratsamts leben derzeit 927 Geflüchtete im Landkreis Ebersberg.

Auf die öffentliche Stellungnahme des Landratsamtes folgte wiederum die Reaktion, diesmal aus Markt Schwaben. Der dortige Helferkreisvorsitzende Tobias Vorburg kritisiert nun wiederum das Landratsamt für seine Bewertung der aktuellen Situation. Vorburg lässt in seinem Schreiben durchklingen, dass die Beratung von Flüchtlingen durch Mitarbeiter des Landratsamts weniger neutral und hilfreich seien als Mitarbeiter von freien Trägern, wie etwa der Caritas. Vorburg bezweifelt, dass ein Sozialarbeiter des Landratsamts "einem Flüchtling dabei behilflich wäre, Widerspruch gegen einen erlassenen Bescheid über Leistungskürzungen zu formulieren", auch weil in der gleichen Behörde Abschiebungen mitorganisiert würden. "Einem Flüchtling in dieser Situation rechtliche Hilfestellung anzubieten ist wesentliches Merkmal einer Asylsozialberatung", so Vorburg.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Vorburg, unter anderem Kreisvorsitzender der Grünen, und das CSU-geführte Ebersberger Landratsamt uneinig sind. Und auch hier hat die Behörde eine eigene Sicht. "Die Sozialarbeiter, die beim Landkreis angestellt sind, setzen sich genauso motiviert für die Menschen ein" wie die Mitarbeiter freier Träger, heißt es auf Nachfrage. "Sie kümmern sich um jeden Einzelnen, der ihnen anvertraut ist, und darum, wie man ihn in seiner jeweiligen Situation am besten unterstützen kann".

Sozialarbeiter dürften keine Rechtsberatung anbieten, würden aber auf Berater oder Fachanwälte verweisen. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) spricht von einer "kooperativen Mischform", in der die Sozialarbeiter des Ebersberger Landratsamts unentbehrlichen seien, wenn nachts oder am Wochenende Einsätze anstehen. Diese Methode habe sich bewährt, deshalb wolle er davon auch "nicht abweichen", so der Landrat.

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