Asylbewerber in Poing:Neue Nachbarn auf Zeit

Seit Dezember leben auch in der Dreifachturnhalle der Dominik-Brunner-Realschule in Poing Flüchtlinge. Der Landrat hofft, dass sie wieder geräumt werden kann, wenn die neue Traglufthalle steht

Von Barbara Mooser, Poing

Asylbewerber in Poing: Landrat Robert Niedergesäß (rechts) und sein Asyl-Team im Landratsamt informieren über die Flüchtlingsunterbringung in der Turnhalle der Poinger Realschule.

Landrat Robert Niedergesäß (rechts) und sein Asyl-Team im Landratsamt informieren über die Flüchtlingsunterbringung in der Turnhalle der Poinger Realschule.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Es war ein Abend mit vielen sachlichen Informationen, aber auch ein Abend der Emotionen: "Es berührt mich sehr, was schon alles gestemmt wurde, davor habe ich ganz große Hochachtung", sagte eine Zuhörerin mit tränenerstickter Stimme. Eine andere berichtete von freundlichen Weihnachtsgrüßen, mit denen ihr nach der Christmette junge Flüchtlinge begegnet seien. Und einige erinnerten an ihre Kinderzeit und daran, dass Deutschland auch in dieser Zeit die große Aufgabe hatte, viele Neuankömmlinge - die Vertriebenen - zu integrieren.

Als am Donnerstagabend Fachleute des Landratsamts vor mehr als 100 Interessierten über die Flüchtlingsunterbringung in der Dreifachturnhalle der Dominik-Brunner-Realschule informierten, äußerten einige Eltern aber auch Sorge über das enge Nebeneinander von Asylbewerbern und Schülern. Und einig waren sich alle, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in einer riesigen Halle ohnehin keine gute Lösung ist.

Nebenan, in der Halle Seerosenschule, leben seit Herbst 2014 Asylbewerber

Doch eine Lösung, ohne die es im Landkreis momentan einfach nicht geht, wie die Experten aus dem Landratsamt ausführlich erläuterten. Bei sieben von zehn Schulen des Landkreises sind mittlerweile Flüchtlinge untergebracht, in Poing ist inzwischen schon die zweite Halle auf diese Weise zweckentfremdet. In der Turnhalle der Seerosenschule leben bereits seit Herbst 2014 Asylbewerber, Mitte Dezember 2015 wurde nun auch die nebenan gelegene Dreifachturnhalle der Realschule zur Unterkunft umgewandelt.

Schulleiter Matthias Wabner machte keinen Hehl daraus, dass er alles andere als begeistert über diese Situation ist. Er warb aber auch dafür, unvoreingenommen damit umzugehen und sich im Zweifelsfall nicht zu scheuen, viele Fragen zu stellen: "Mehr fragen, weniger sagen, das ist das Motto."

Wabner unterstrich ebenso wie sein Kollege Jörn Bülck von der Seerosenschule, dass es in gut einem Jahr keine schlechten Erfahrungen mit den neuen Nachbarn gebe. "Wir haben keine unliebsamen Begegnungen gehabt, ganz im Gegenteil", sagte Bülck. Die Kinder und Jugendlichen lernten durch die Begegnungen: "Das sind Menschen wie wir." Landrat Robert Niedergesäß (CSU) berichtete von ähnlichen Erfahrungen seiner Tochter, die das Gymnasium Vaterstetten besucht, wo ebenfalls Flüchtlinge in der Turnhalle leben.

Für Bürgermeister Hingerl ist Helfen "eine Frage der Menschlichkeit"

Er machte allerdings auch Hoffnung, dass die Hallenunterbringung in Poing kein Dauerzustand wird. Schließlich entstehen in der Gemeinde in den nächsten Monaten mehrere andere Unterkünfte. Bis Mitte März soll die neue Traglufthalle in Grub beziehbar sein, die Platz für 300 Menschen bietet. Auf einem weiteren Grundstück des Freistaats soll eine Containerwohnanlage für 50 Menschen entstehen. Und auch Verhandlungen mit einem Investor laufen gerade, er will ein Objekt mit Platz für 135 Flüchtlinge zur Verfügung stellen.

Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) sagte, es sei eine "Frage der Menschlichkeit", sich um die gute Unterbringung der Asylbewerber zu kümmern. Um das Miteinander zu vereinfachen, hat die Gemeinde eine neue Stelle für die Asylbetreuung geschaffen. Laut Hingerl sind bereits 30 Bewerbungen eingegangen, die Vorstellungsgespräche beginnen demnächst.

Nähere Informationen zu den Plänen in Grub gibt es am Mittwoch, 13. Januar, in der Landesanstalt für Landwirtschaft. Beginn ist um 19.30 Uhr im großen Hörsaal im Forum am Professor-Dürrwächter-Platz. Wer selbst Interesse hat, bei der Betreuung von Flüchtlingen mitzuhelfen, kann sich am Donnerstag, 14. Januar, 19.30 Uhr, im Familienzentrum über die Möglichkeiten informieren.

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