Asylbewerber in der Region:Ebersberg soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

Asylbewerber in der Region: In Pöring bei Zorneding wird gerade eine neue Asylbewerberunterkunft gebaut. In die Container soll demnächst ein Teil der Flüchtlinge aus der Plieninger Traglufthalle einziehen. In Kirchseeon entstehen ebenfalls Plätze.

In Pöring bei Zorneding wird gerade eine neue Asylbewerberunterkunft gebaut. In die Container soll demnächst ein Teil der Flüchtlinge aus der Plieninger Traglufthalle einziehen. In Kirchseeon entstehen ebenfalls Plätze.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die Aufnahmequoten für Asylbewerber sind nur in München schlechter, weswegen die Regierung den Landkreis Ebersberg jetzt auffordert, zusätzliche Plätze zu schaffen. In Zorneding und Kirchseeon wird bereits reagiert.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Kirchseeon

Der Landkreis Ebersberg soll mehr Flüchtlinge aufnehmen. Auf Nachfrage bestätigte das Ebersberger Landratsamt am Donnerstag eine entsprechende Forderung der Regierung von Oberbayern. In dem Schreiben, das der SZ vorliegt, wendet sich Regierungspräsidentin Brigitta Brunner an Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Darin fordert Brunner die Bürgermeister im Landkreis dazu auf, "Mietobjekte und Grundstücksflächen, die für eine Nutzung als oder Bebauung mit einer Gemeinschaftsunterkunft in Betracht kommen, der Regierung von Oberbayern zu melden".

Ein solches Schreiben ging ausschließlich an das Landratsamt Ebersberg, wie die Regierung von Oberbayern bestätigt. Als Grund für ihre Forderung nennt Brunner darin die Aufnahmequote, die sich aus dem Königsteiner Schlüssel ergibt. Demnach sind im Landkreis Ebersberg verglichen mit anderen Regionen Oberbayerns zu wenig Flüchtlinge untergebracht. Während etwa im Landkreis Eichstätt die Auslastung bei 162 Prozent liegt, rangiert Ebersberg in der Statistik aller 23 oberbayerischen kreisfreien Städte und Landkreise auf dem vorletzten Platz. Letzter im Ranking ist die Stadt München mit 69 Prozent, Ebersberg liegt bei 74 Prozent.

Brunner gibt sich in ihrem Brief verständnisvoll und bedankt sich ausführlich für die "bisherigen Bemühungen" der Ebersberger Kommunen. Der Landkreis und dessen Verwaltungen seien "in den letzten Jahren in höchstem Maße gefordert" gewesen. Brunner machte aber auch klar, dass sie noch mehr erwartet: "Trotz dieser dankenswerten Anstrengungen bringt der Landkreis Ebersberg mit seiner aktuellen Quotenerfüllung deutlich weniger Asylbewerber und Bleibeberechtigte unter als nahezu alle anderen oberbayerischen Landkreise und kreisfreien Städte."

Dass die Stadt München und der Landkreis Ebersberg seine Aufnahmequoten nicht erfüllen, ist seit längerem bekannt, die Landeshauptstadt erhielt Ende 2016 ein entsprechendes Schreiben, ähnlich dem, das Anfang Februar im Ebersberger Landratsamt ankam. Bekannt ist auch, dass die Wohnungsknappheit in München und Ebersberg bayernweit mit am größten ist. Das Ebersberger Landratsamt betont in einer Stellungnahme zudem, dass die Regierung von Oberbayern die lange Zeit leer stehende Traglufthalle in Grub nicht als Flüchtlingsunterkunft genutzt hat, was ebenfalls ein Grund sei, warum Ebersberg laut Regierungsstatistik 421 Asylbewerber zu wenig aufnimmt.

In Kirchseeon entsteht ein neues Asylbewerberheim

Bisher nahm die Regierung von Oberbayern dies hin, jetzt scheint es, als sei man dort neuerdings auf zusätzlichen Wohnraum für Flüchtlinge angewiesen. Durch den Abbau mehrerer Traglufthallen in anderen Regionen seien Massenunterkünfte verloren gegangen, erklärte Brunner in ihrem Schreiben. Die Unterbringung in Oberbayern habe "ihre Kapazitätsgrenze annähernd erreicht".

Das Landratsamt Ebersberg zeigte am Freitag Verständnis für die Forderung der Regierung. "Das Landratsamt ist bestrebt, dem nachzukommen", teilt Norbert Neugebauer, Sprecher des Landratsamts mit. Man sei dabei aber auf die Mithilfe der Gemeinden" angewiesen. Bereits am Montag gab es deswegen eine Bürgermeisterdienstversammlung, in der die Rathauschefs über die Forderung informiert wurden. "Es wurde an die Städte und Gemeinden appelliert, nach Grundstücken zu suchen", so Neugebauer.

Am Tag nach Bekanntwerden des Schreibens gab es die erste Vollzugsmeldung: Neugebauer bestätigt, dass das Landratsamt am Donnerstag einen Mietvertrag für ein Haus in Kirchseeon unterzeichnet hat, um dort 15 Asylbewerber unterzubringen. Wo genau im Ort das Haus steht, soll auf Bitten des Landratsamtes noch nicht in der Zeitung stehen. Man wolle "zuerst die Anwohner informieren". Bekanntermaoen stellt das Landratsamt zudem gerade eine neue Containerunterkunft in Pöring bei Zorneding auf. Dort sollen, wie im Kirchseeoner Miethaus, Bewohner aus der Plieninger Traglufthalle unterkommen, sobald diese aufgelöst ist.

Im Landkreis Ebersberg, wo gemessen an der Einwohnerzahl so viele Menschen hinziehen wollen, wie in keinen anderen bayerischen Landkreis, tun sich Flüchtlinge bei der Wohnungssuche besonders schwer. "Derzeit kommen auf jede frei werdende Wohnung zwischen sechs und zehn Bewerber, ohne sie im Internet anzubieten", erklärt Ulrich Krapf, Chef der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg, wo Suchende vermittelt werden. Laut Regierung hielten sich Mitte Januar 1222 Asylbewerber im Landkreis auf, unter ihnen befinden sich 355 Fehlbeleger, also anerkannte Flüchtlinge, die noch in Asylunterkünften wohnen bleiben, weil sie auf dem freien Wohnungsmarkt nichts finden.

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