Aßling in Oberbayern:Hakenkreuz in Maisfeld entdeckt

Aufregung im oberbayerischen Aßling: Unbekannte haben ein Hakenkreuz in ein Maisfeld getrampelt. Nur ein dummer Scherz? Nein, befürchtet der Staatsschutz. Denn schon einmal hat sich die rechtsradikale Szene in der Gegend getroffen.

Carolin Fries

Ein in ein Maisfeld bei Aßling getrampeltes Hakenkreuz hat den Staatsschutz der Kriminalpolizei Erding alarmiert. Ein Fotograf hat das rechtsradikale Symbol, das etwa halb so groß wie ein Handballfeld ist, am vergangenen Sonntag bei einem Rundflug im Rahmen des Antersberger Flugplatzfestes entdeckt und abgelichtet. "Etwas in einer solchen Dimension hatten wir noch nie", sagte Gerhard Karl von der Staatsschutzabteilung der Ebersberger SZ. "Höchstens mal, dass einer ein Hakenkreuz in den Schnee gepieselt hat."

Aßling in Oberbayern: Die halbe Größe eines Handballfeldes nimmt das Hakenkreuz ein, das Unbekannte vermutlich am vergangenen Wochenende in ein Maisfeld bei Aßling getrampelt haben.

Die halbe Größe eines Handballfeldes nimmt das Hakenkreuz ein, das Unbekannte vermutlich am vergangenen Wochenende in ein Maisfeld bei Aßling getrampelt haben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grundstückseigentümerin Erna Lechner aus Niclasreuth spricht von einem "Saustall". "Das ist ein Mordsschaden für den Bauern", meint sie. Die ehemalige Kreisbäuerin, die ein Jugendhaus in dem kleinen Ort betreibt, hat das Grundstück an einen Landwirt verpachtet, der sich gestern gegenüber der SZ nicht äußern wollte. "Von dem armen Mann wird jetzt erwartet, dass er etwas unternimmt und schlimmstenfalls seine Ernte kaputt macht ", so Lechner. Ihrer Meinung nach können das "nur Leute gewesen sein, die diese Zeit nicht erlebt haben". Auch Aßlings Bürgermeister Werner Lampl (CSU) zeigte sich bestürzt und sprach von "ewig Gestrigen", die sich profilieren wollen.

Offenbar muss das Kreuz in der Nacht von Samstag auf Sonntag in das Feld getrampelt worden sein. "Bei den Flügen am Samstag war noch nichts zu sehen", erzählt Lampl. Er vermutet darum, dass es sich bei den Tätern um auswärtige Besucher des Flugplatzfestes handelt, welches am vergangenen Wochenende Hunderte von Schaulustigen angelockt hat. Erna Lechner kann bestätigen, dass "es noch lange laut war am Samstagabend". Der Flugplatz von Antersberg liegt nur wenige hundert Meter entfernt von dem beschädigten Feld.

Akkurat niedergetrampelt

Fast schon akkurat sind jeweils drei Reihen Mais in dem Feld niedergetrampelt, in alle vier Richtungen wurde der gleiche Abstand eingehalten. "So etwas macht man nicht im Scherz", meint Gerhard Karl, der ganz klar von einem "rechtsradikalen Hintergrund" spricht. Für die nächsten Tage stehe ein Hubschrauberflug an, der als Grundlage für die Ermittlungen der Kripo dienen soll. Denn das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ist eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden kann.

Einer Bäuerin, die Felder in unmittelbarer Nähe bewirtschaftet, "macht das Angst". "Es ist doch erschreckend, dass es solche Leute bei uns gibt", sagt sie. Sie ist nicht von der These des Bürgermeisters überzeugt, dass es sich bei den Tätern um auswärtige Besucher handeln muss. "Das weiß man doch nicht", sagt sie.

Tatsächlich hat es in Aßling vor sechs Jahren eine rechtsradikale Szene gegeben, deren Treffpunkt ein alter Bauwagen war. Polizei und Staatsschutz stellten damals bei einer Razzia eine Reichskriegsflagge sicher und fanden Hakenkreuz-Schmierereien im Inneren. 17 Jugendliche wurden als Beschuldigte vernommen. "Sicher gab es Probleme in Aßling", sagt Werner Lampl. Doch seien alle Jugendlichen dank der guten Arbeit von Jugendpfleger Erwin Mehl inzwischen in die Gesellschaft integriert. "Eine neue rechte Szene gibt es nicht", ist Lampl überzeugt.

Dass Rechtsradikalismus ein Thema im Landkreis ist, zeigt hingegen die Tatsache, dass die Vorsitzende des Vereins "Ausländerhilfe" seit Jahren Drohbriefe erhält. Und nicht ohne Grund ist die Kreisstadt Sitz der Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus für Oberbayern und Schwaben des bayerischen Jugendrings. "Leider gelingt es der braunen Szene, sich zu verbreiten", so Erna Lechner. Sie ist froh, dass das Jugendhaus am Wochenende keine Gäste hatte - "die sind auch immer schnell die Schuldigen".

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