Aßling:Geld und Jobs

Die neue Siemens Konzernzentrale, Oskar-von-Miller-Ring

Für die Bürger kommt der Strom aus der Steckdose. Wie teuer das ist, darauf könnte sich auswirken, ob Kommunen oder Konzerne das Netz betreiben.

(Foto: Peljak)

Aßling will vom Eigenbetrieb des Stromnetzes profitieren

Von Carolin Fries, Aßling

"Ich möchte alle dahinter haben", sagte Aßlings Bürgermeister Hans Fent (parteifrei), als sich der Gemeinderat nun mit der Rekommunalisierung der Stromnetze befasst hat. Gemeint waren die Pläne der Regenerativen Energiegesellschaft (REGE), die in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg eine Netzgesellschaft gründen will. Diese soll sich spätestens 2020 auf die Stromkonzessionen im Landkreis bewerben. Derzeit versorgt das Bayernwerk, eine hundertprozentige Eon-Tochter, Aßling mit Strom, 2020 endet die Konzession. Dann, so der REGE-Plan, soll eine GmbH&Co.KG das Netz übernehmen, welche mit 51 Prozent der Anteile von den Kommunen und der REGE sowie mit einem strategischen Partner (49 Prozent der Anteile) betrieben werden soll. Manuel Herzog von der Ebersberger Energieagentur sprach von einer Gelegenheit, sie es so erst wieder in 20 Jahren gäbe. Er kündigte der Kommune Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen an sowie eine gute Rendite.

Fent machte klar, dass sich das Projekt nur umsetzen ließe, wenn es alle großen Gemeinden unterstützen. Er sprach sich für den nächsten Schritt aus, wonach nun ein Zielmodell entwickelt werden und Fördergelder beantragt werden sollen. Die Kosten hierfür liegen bei etwa 200 000 Euro, die auf alle Kommunen verteilt werden. Aßling müsste sich mit etwa 8000 Euro beteiligen. Sebastian Brilmayer (CSU) äußerte Bedenken. "Ich sehe Kompetenzschwierigkeiten", sagte er, wenn Bürgermeister nebenher noch ein Stromnetz managen sollen. Waltraud Gruber verwies auf andere Beteiligungen des Landkreises, etwa bei der Sparkasse oder der Kreisklinik. Auch hier säßen Kreisräte in Aufsichtsgremien, ohne Ärzte oder Finanzexperten zu sein. Brilmayer entgegnete, dass man mit den Resultaten zufrieden sein könne oder nicht - er sei es nicht.

Für Karen Schiöberg-Fey (SPD) ist der entscheidende Grund, als Kommune mitreden zu können. "So ein Riesenkonzern hört uns ja gar nicht." Hans Eben (CSU) fragte, ob man denn mit dem Bayernwerk unzufrieden sei. Und auch Aßlings zweiter Bürgermeister, Ernst Sporer-Fischbacher (UNL), zeigte sich "sehr kritisch". Die REGE liefe nicht mit Luft und Wasser, sondern koste Geld, der Landkreis baue sich einen teuren, verwaltenden "Wasserkopf" auf, sagte er. Hans Fent entgegnete, den zahle man so oder so. Entscheidend sei, wer die Gewinne einstreiche. Durch den stark geregelten Strommarkt seien diese kontinuierlich da, versicherte Herzog. Konrad Eibl (Grüne) sprach von einem sehr geringem wirtschaftlichen Risiko für die Gemeinde.

Sebastian Brilmayer wollte wissen, wie die REGE bei der Rekommunalisierung mit Privatnetzen umgehen wolle. Herzog sagte, dass die kleinen Netze, wie sie beispielsweise in Grafing von der Rothmoser GmbH betrieben werden , in jedem Fall erhalten bleiben sollen. Die REGE würde sich, wenn die Konzessionen auslaufen, nicht auf diese Netze bewerben. Stattdessen könnten Dienstleistungsverträge abgeschlossen werden. "Wir wollen das vorhandene Knowhow durchaus nutzen", so Herzog.

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