Aßling:Barrierefrei zu Gleis 3

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Der Bahnhof Aßling muss umgebaut werden. Das fordern 2135 Menschen in einer Petition, die der Landtag im Herbst behandeln wird. Der Bundestag lehnte die Eingabe zuerst ab

Von Carolin Fries, Aßling

Im Herbst wird der bayerische Landtag die Petition der Gemeinde Aßling für einen barrierefreien Ausbau des Bahnhofs in Aßling behandeln. Dann berät der Ausschuss für Wirtschaft und Medien, Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und Technologie über das Anliegen, für das innerhalb von sechs Wochen 2135 Menschen unterschrieben haben. Der Termin wird der Gemeindeverwaltung etwa eine Woche vorher mitgeteilt. Die Gemeinde Aßling will - unterstützt von Emmering und Frauenneuharting - erreichen, dass der Ausbau des Bahnhofs aus Fördermitteln des sogenannten Bayernpakets bezahlt wird; also von Freistaat und Bahn. Die Gemeinde hat sich für den Förderzeitraum 2018 bis 2023 beworben - ob ihr Bahnhof dabei ist, soll sich im kommenden Jahr entscheiden. Die Petition an den Landtag und den Bundestag soll den Druck erhöhen.

Die Hoffnungen, die Aßlings Bürgermeister Hans Fent (parteifrei) an die Petition knüpft, sind "sehr sehr groß". "Ich bin deshalb regelmäßig mit unseren Landtags- und Bundestagsabgeordneten in Kontakt", sagt er. Aus Berlin allerdings bekam er vom Petitionsausschuss eine Absage: "Leider kann Ihre Eingabe in der vorliegenden Form nicht bearbeitet werden, da Gemeinden und andere Gebietskörperschaften als juristische Personen des öffentlichen Rechts kein Petitionsrecht zusteht", zitierte Fent am Dienstagabend im Gemeinderat aus einem Schreiben des Bundestags. Der Gemeinde Aßling wird empfohlen, ihr Anliegen an die kommunalen Spitzenverbände heranzutragen oder aber eine Verfassungsbeschwerde einzulegen, falls sich die Gemeinde in ihrem Recht auf kommunale Selbstverwaltung verletzt sehe. Auch bestünde die Möglichkeit, sich an die übergeordneten Stellen des Landes zu wenden, um damit eine Initiative einer Landesregierung im Bundesrat zu bewirken. Hans Fent entschied sich für einen anderen Weg. Er reichte die Petition einfach noch einmal ein - als Privatperson. Denn auch der Bundestag, so die Auffassung des Aßlinger Bürgermeisters - soll sich mit der Situation am Aßlinger Bahnhof auseinandersetzen.

Bis zu 1600 Personen täglich nutzen den Bahnhof in Aßling, viele reisen aus den umliegenden Weilern oder Ortschaften an. Wollen sie das Gleis 1 erreichen, ist das kein Problem. Ohne Treppe ist der Bahnsteig gut erreichbar. Wer allerdings zu Gleis 3 will, muss den Weg durch die Unterführung nehmen. Einen Aufzug gibt es nicht und auch keine Rampe. Lediglich ein steiler, unbefestigter, unbeleuchteter Trampelpfad führt zu einem Feldweg, der wiederum zu einer 300 Meter entfernten Bahnunterführung auf die andere Seite des Bahnhofs anschließt. "Diese Möglichkeit ist alles andere als barrierefrei", heißt es in dem Petitionsschreiben. Rollstuhlfahrer, Benutzer eines Rollators oder andere Personen mit einer Beeinträchtigung, genauso wie Mütter und Väter mit Kleinkindern oder Kinderwagen und Reisende mit Koffern hätten regelmäßig Probleme, wenn sie aus einem der täglich 25 Züge steigen, die Aßling an Gleis 3 erreichen - oder wenn sie diesen in Richtung Rosenheim nehmen wollen. In der Petition führt Aßling außerdem ein weiteres Manko an: An beiden Gleisen sei die Einstiegshöhe zwischen Bahnsteig und Zug für beeinträchtigte Menschen kaum zu überwinden. "Auch dieser Zustand ist nicht haltbar", heißt es in der Petition: "Wir fordern, trotz der vorrangigen Zuständigkeit des Bundes und der Deutschen Bahn, von der bayerischen Staatsregierung, ihre Möglichkeiten zu nutzen, um das Vorhaben barrierefreier Bahnhof in Aßling voranzubringen." Die Deutsche Bahn hat laut Hans Fent trotz mehrmaliger Aufforderung bislang keine Zusage für einen Ausbau gemacht.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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