Der Sonntag ist ein besonders umkämpfter Wochentag: Den einen ist er heilig, die anderen wollen ihn vor allem profitabel gestalten. Die Gemeinde Aschheim im Nachbarlandkreis München setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass der Möbelriese XXXLutz im gemeindeeigenen Gewerbegebiet Südost neben seinen üblichen Öffnungszeiten auch an einigen Sonntagen Einbauküchen und Einrichtungsgegenstände feilbieten darf. Gesetzlich ist das möglich, durch eine Ausnahmeregelung im bayerischen Ladenschlussgesetz: Bei Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen dürfen Geschäfte an bis zu vier Sonn- oder Feiertagen im Jahr öffnen. Allerdings, auch das haben Gerichte mehrfach unterstrichen, muss die jeweilige Marktveranstaltung auch wirklich die Hauptattraktion des Tages sein und nicht nur Beiwerk für die lukrative Sonntagsöffnung eines Ladens.
Die Gesetzeslage kennt man in der Gemeinde zur Genüge; in der Vergangenheit scheiterte die Kommune mehrfach an der Rechtsaufsicht mit dem Versuch, dem Aschheimer Möbelhaus mit einem Jahrmarkt den sonntäglichen Verkauf zu ermöglichen. Die zusätzlichen Einnahmen wirkten sich in Form von Gewerbesteuer auch positiv auf den Aschheimer Gemeindehaushalt aus. In diesem Jahr soll das Vorhaben nun gelingen: Am 29. Mai findet auf dem Parkplatz zwischen den beiden Möbelhäusern XXXLutz und Mömax das "2. XXXL US Cars and Bikes Treffen" statt. Die Vorgängerveranstaltung 2015 - damals noch ohne Verkaufsöffnung - hat nach Zählung des Veranstalters mehr als 4000 Besucher ins Gewerbegebiet gelockt; in diesem Jahr erwartet er bis zu 5000. Argument genug für Veranstalter und Gemeindeverwaltung, die Auto-Show in diesem Jahr mit der Möglichkeit zu einer Shoppingtour in den benachbarten Möbelhäusern zu flankieren.
Hintergrund des Einsatzes der Gemeinde ist unter anderem ein lange währender Wettstreit mit Vaterstetten. Die Kommune gestattet es dem Möbelanbieter Segmüller in Parsdorf seit Jahren, vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr abzuhalten, begleitend zu einem großen Sonntagsmarkt - und ohne dass das Landratsamt Ebersberg als zuständige Rechtsaufsichtsbehörde dies beanstandet hätte. Weil das Landratsamt München in der Vergangenheit strenger war, hatte es in Aschheim bereits Klagen über ungleiche Behandlung gegeben.
Mit der Auto-Show sieht sich Aschheim nun aber auf einem guten Weg. Das Landratsamt München hat der geplanten Ausnahmeregelung zugestimmt. Mit einer klaren Mehrheit aus CSU- und FW-Stimmen sprach sich nun auch der Gemeinderat für die Freigabe aus. Wenn man einem Betrieb, der "nicht unerheblich zum Wohlstand Aschheims" beitrage, in Belangen unterstützen könne, die andernorts auch erlaubt seien, solle man das tun, argumentierte CSU-Gemeinderat Florian Meier.
"Der Kunde will das ja, sonst würde er nicht hingehen", sekundierte sein Fraktionskollege Reiner Ströl. Gänzlich anders sah das die SPD, die ihrer Linie der vergangenen Jahre treu blieb und, unterstützt von zwei FW-Gemeinderäten, gegen die Verkaufsöffnung votierte. Die Auto-Show stehe nicht wie behauptet im Vordergrund, sondern sei lediglich ein vorgeschobener Grund der Möbelhäuser, ärgerte sich die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Lenz-Aktas.
Weitere Erregung entzündete sich am geplanten Termin der Öffnung: Der 29. Mai ist der Sonntag nach Fronleichnam, einem katholischen Hochfest. Da am Feiertag selbst bereits der Umzug im Ortsteil Dornach stattfindet, plant die Pfarrei St. Peter und Paul ihre Prozession durch Aschheim an eben jenem Sonntag, von 10 Uhr an. Dass nun am selben Tag zwischen 12 und 17 Uhr im Gewerbegebiet Halligalli sein soll, empfanden einige als unpassend. Letztendlich aber setzten sich die Befürworter der lokalen Wirtschaftsförderung klar durch.