Zitrusbockkäfer:Zwangskontrollen im Garten

Nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer bedroht nun ein weiterer, noch gefährlicherer Krabbler die Bäume in der Region: In der Anzing wurde ein Zitrusbockkäfer gefunden

Von Karin Kampwerth

Das große Krabbeln geht in eine neue Runde. In Anzing ist ein Zitrusbockkäfer gefunden worden. Das Insekt mit dem lateinischen Namen Anoplophora chinensis gehört wie der Laubholzbockkäfer zu den so genannten Quarantäneschaderregern, die meldepflichtig sind. Anzinger, die in einer Zone von einem Kilometer rund um den Fundort wohnen, müssen sich darauf einrichten, dass in den nächsten Tagen Kontrolleure vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim oder der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising vor der Tür stehen, um den Baumbestand im Garten zu überprüfen. Der Käfer, der ausschließlich Laubgehölze befällt, gilt als noch gefährlicher als der Laubholzbock, der verantwortlich dafür ist, dass im Nachbarlandkreis München in Neubiberg 200 Bäume zwangsgefällt werden müssen.

Karin Krause vom zuständigen amtlichen Pflanzenschutzdienst in der Rosenheimer Behörde warnt jedoch vor Panik. Der Käfer sei in einem Bäumchen gefunden worden, das voriges Jahr in einem Münchner Gartencenter gekauft und dann in einem Anzinger Garten eingepflanzt worden sei. Das betroffene Bäumchen sei freilich umgehend entfernt und vernichtet worden. Bei dem Käfer habe es sich um ein einzelnes Exemplar gehandelt, weshalb Krause die Hoffnung hegt, dass es sich tatsächlich nur um ein singuläres Vorkommen handelt. In Neubiberg, wo es jetzt zu den Zwangsfällungen kommen soll, seien auf einen Schlag 15 bis 20 Bäume befallen gewesen. "Ich will das nicht hochspielen", sagt Krause und erklärt gleichzeitig: " Das kann in zwei Wochen ganz anders aussehen." Noch aber seien die Kontrollen als reine Vorsichtsmaßnahme zu sehen. Es sei auch keine Quarantänezone eingerichtet worden, sondern lediglich eine Überwachungszone.

Was das Tierchen so gefährlich macht, ist seine Vorliebe für den unteren Bereich des Stammes und das Wurzelwerk. So könnten die Larven ein bis zwei Jahre unbemerkt im Wurzelwerk leben und den Baum dabei so stark schädigen, "dass er einfach umfällt, ohne dass man vorher irgendetwas gemerkt hat", wie Fachfrau Krause erklärt. Die Anzinger Bevölkerung wird Krause über den Zitrusbockkäfer am kommenden Montag, 13. Oktober, um 19 Uhr bei einer Informationsveranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses aufklären. Dazu sind die Anwohner der betroffenen Straßen rund um den Fundort, aber auch interessierte Anwohner anderer Straßen und Ortsteile eingeladen.

Citrusbockkäfer an importierten Zierbäumen aufgetaucht

Der Zitrusbockkäfer befällt ausschließlich Laubbäume.

(Foto: dpa)

Den genauen Fundort des Käfers darf Krause nicht nennen. Die Mitarbeiterin des Rosenheimer Amtes argumentiert mit Datenschutz, allerdings aus gutem Grund. "Wir hatten es durchaus schon, dass die Menschen, in deren Gärten ein Schädling gefunden wurde, angefeindet wurden, obwohl sie nichts dafür können."

In seiner asiatischen Heimat ist der Zitrusbockkäfer ein gefürchteter Schädling. In Europa tauchte er erstmals im Jahr 2000 in Norditalien auf. Wie die Landesanstalt für Landwirtschaft auf ihrer Internetseite mitteilt, vermutet man, dass die Einschleppung mit Bonsaipflanzen erfolgte, da der erste Fund in einer großen Baumschule entdeckt wurde. Mittlerweile ist das Befallsgebiet fast 200 Quadratkilometer groß und eine Ausrottung kaum mehr möglich. Im Juni 2008 meldete ein Gartenbesitzer in der Nähe von München den Fund eines Zitrusbockkäfers. Der Käfer war frisch aus einem neu gekauften Fächerahorn geschlüpft. Am Fuß des Bäumchens befand sich ein kreisrundes Ausbohrloch.

In folgenden Straßen in Anzing werden alle Grundstücke auf den Käfer und seine Symptome hin kontrolliert: Mozartring, Parkstraße, Schillerstraße, Lessingstraße, Asbacher Weg, Schwaiger Straße, Eglhartinger Straße, Fuggerstraße, Am Sportzentrum, Waldstraße, Buchenweg, Holzfeldweg, Zornedinger Straße, Föhrenweg, Tannenweg, Lärchenstraße, Lindenstraße, Sunderndorfer Straße, Gutenbergstraße, Hertergrube und Tulpenweg.

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