Anzing:Vom Dozenten zum Laboranten

Anzing: In dem Anzinger Labor für Lebensmittelkontrolle hat es Efrem Ghebray schon von der 450-Euro- zur Teilzeitkraft gebracht.

In dem Anzinger Labor für Lebensmittelkontrolle hat es Efrem Ghebray schon von der 450-Euro- zur Teilzeitkraft gebracht.

(Foto: Endt)

Efrem Ghebray hat Mathematik studiert, jetzt arbeitet er in der Lebensmittelkontrolle

Von Lea Weinberg, Anzing

Auf einer Theke stehen Kisten voller Gemüse und Obst, daneben ein Laptop . Es ist ruhig in dem kleinen Lebensmittelanalyse-Betrieb in Anzing, in dem Mitarbeiter in weißen Kitteln durch einen engen Gang laufen. Seit Januar arbeitet Efrem Ghebray hier, bei der Firma ILAU. "Mir gefällt es hier sehr gut", sagt er. 2014 ist er nach der Flucht aus Eritrea in Deutschland angekommen, in erster Linie "um zu überleben", erklärt Efrem Ghebray. Die Hände hat er im Schoß gefaltet, sein Blick ist oft auf den Boden gerichtet. Er spricht mit leiser, aber bestimmter Stimme. Die Worte in der neuen Sprache sind noch fremd, vorsichtig, aber er spricht sie bestimmt aus.

Im Januar hat er bei seiner Arbeitsstelle angefangen. "Davor habe ich den anderen Menschen in der Unterkunft geholfen", sagt er mit leiser, aber deutlicher Stimme. Von den anderen Asylbewerbern, die mit ihm zusammen wohnen, wird er deshalb sehr geschätzt.

In Eritrea hat er Mathematik und Statistik studiert. Nach seinem Studium war er zwei Jahre lang als Dozent an einem eritreischen College tätig. Doch laut Elisabeth Stanglmeier vom Helferkreis in Anzing ist die Chance gering, dass sein Abschluss auch in Deutschland anerkannt wird. Noch ist sein Asylantrag nicht bewilligt worden, doch seitdem er eine Arbeitserlaubnis hat, ist er bei ILAU. Das Unternehmen testet Gemüse und Getreide anhand einer Pestizid-und Rückstandsanalytik, bevor die Ware in den Handel darf. Sein neuer Arbeitsplatz sei "der erste Schritt", erklärt Ghebray. Außerdem könne er sein Deutsch verbessern und gleichzeitig arbeiten.

Bevor Efrem Ghebray sein neuer Mitarbeiter war, hat sich sein Kollege Tobias Riedl mit der Flüchtlingsthematik nicht so viel auseinandergesetzt. "Es ist auch für mich eine sehr gute Übung", erzählt er, denn durch die Mitarbeit des Eritreers könne er sein Englisch verbessern. Einmal in der Woche ist "Englisch-Tag" in dem Unternehmen. Alle seien dazu angehalten, Englisch zu sprechen, die Sprache, die Efrem Ghebray spricht.

"Es ist ein Gewinn für alle Seiten", sagt Carola Baumgartner, die Miteigentümerin der Firma. Sie ist begeistert von ihrem neuen Mitarbeiter. "Wir sind mehr als zufrieden." Die Entscheidung, Ghebray einzustellen, sei eine Bauchentscheidung gewesen. "Jemand, der so viel geschafft hat, hat großes Potenzial für uns", erklärt sie. So wurde die 450-Euro-Stelle nach dem ersten Kennenlernen schnell auf eine Halbzeitstelle angehoben.

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